- Der Pate – Teil II, eine der wenigen Fortsetzungen, die den Oscar für den besten Film gewannen, festigte Hollywoods Affinität zu Fortsetzungen. 50 Jahre nach seiner Premiere inspiriert Der Pate – Teil II weiterhin das Gangstergenre und gilt als unerreichbarer Maßstab. Das einzigartige Drehbuch von Coppola und Puzo verbindet geschickt Vitos Aufstieg mit Michaels Herausforderungen. Al Pacinos Darstellung des Michael Corleone war intensiv lobenswert, obwohl ihm der Oscar verwehrt blieb. Robert De Niros subtile Verkörperung des jungen Vito Corleone bleibt eine seiner herausragendsten Leistungen.
Hollywood hat schon immer eine Affinität zu Fortsetzungen gehabt, und deren Bedeutung für die Filmindustrie ist unbestreitbar. Im Jahr 1974 war es jedoch bemerkenswert, ein solches Phänomen zu beobachten: Einer der wenigen Oscar-Gewinner für den besten Film, der binnen zwei Jahren eine Fortsetzung erhielt, die erneut die begehrte Auszeichnung und viele weitere Preise gewann. Im Dezember vor 50 Jahren veränderte Der Pate – Teil II nicht nur die Kinolandschaft, sondern konsolidierte auch seinen eigenen Erfolg.
Auch wenn viele Filme aus der gleichen Epoche wie Der Pate – Teil II aus dem kollektiven kulturellen Gedächtnis verschwunden sind, bleibt dieses Meisterwerk als Inspiration für alle darauf folgenden Epen im Gangstergenre bestehen. Es setzte die Latte unerreichbar hoch, sodass sogar Der Pate – Teil III nicht an die Größe seines Vorgängers heranreichte. Zum 50. Jubiläum dieses legendären Streifens bietet sich eine Gelegenheit, seine herausragende Wirkung zu beleuchten und zu entdecken, warum es als eine der größten Fortsetzungen aller Zeiten gilt.
Das Erzählstrang-Duett fasziniert
Francis Ford Coppola und der Schöpfer der „Der Pate“-Romane, Mario Puzo, schufen gemeinsam das Drehbuch zu Der Pate – Teil II. Dieses Werk dient sowohl als Prequel als auch als Sequel des ursprünglichen Films. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts versucht sich der junge Vito Corleone, ein italienischer Immigrant, in den USA einen Namen zu machen. Im Jahr 1958 wiederum sieht der Zuschauer, wie Vitos Sohn Michael Corleone, verkörpert durch Al Pacino, als Oberhaupt der Corleone-Familie mit inneren und äußeren Konflikten zu kämpfen hat.
Zwei Geschichten werden kunstvoll miteinander verwoben. Einerseits sehen wir, wie Vito Schritt für Schritt sein Imperium errichtet; andererseits zeigt sich Michael darin bestrebt, ebenjenes unter schwierigen Bedingungen zu bewahren. Die Darsteller Al Pacino und Robert De Niro agieren in diesem Werk zwar ohne gemeinsame Szenen, doch die Verbindung zwischen Vater und Sohn zieht sich wie ein unsichtbarer Faden durch die Handlung und fesselt das Publikum.
Al Pacinos verpasste Ehrung
Al Pacinos umwerfende Darstellung des Michael Corleone brachte ihm, wie nicht anders zu erwarten, eine Nominierung als bester Schauspieler ein. Bereits im ersten Teil für seine Nebenrolle nominiert, verlor er dennoch – diesmal zugunsten von Art Carney. So großartig Carneys Leistung in Harry and Tonto auch gewesen sein mag, verblasst sie angesichts der Intensität, mit der Pacino seinen Charakter zeichnete.
Michael Corleone zeigt sich nicht nur als Meister der Intrigen, sondern auch in zunehmender Einsamkeit. Die ureigene Güte, die einst in ihm schlummerte, hat einem skrupellosen Charakter Platz gemacht. Al Pacino gelang es großartig, die Sympathien des Publikums zu gewinnen, und es ist kaum verwunderlich, dass er Jahre später für seine andere Filmrolle den Oscar erhielt.
Robert De Niro in seiner Paraderolle
Robert De Niro verkörpert den jungen Vito Corleone auf subtile Weise. Anfangs ist er ein schlichter Mann ohne Einfluss. Der geschickte Schauspieler lässt durch seine Mimik erkennen, wie Vito seine Umgebung taxiert und Gelegenheiten wahrnimmt, um seinen Einfluss auszubauen. De Niros Darstellung besticht durch leise Töne; er haucht einem Charakter, der vieles zeigt und wenig spricht, beeindruckendes Leben ein.
Besonders bemerkenswert sind die Parallelen zwischen Vito und seinem Sohn Michael, deren Geschichten trotz der Unterschiede eine bemerkenswerte Symmetrie aufweisen. De Niros subtile und gleichzeitig kraftvolle Darstellung des jungen Vito bleibt unvergessen und hebt sich immer noch als eine seiner bemerkenswertesten Leistungen hervor.
Eine filmische Meisterklasse
Zwischen 1972 und 1979 formte Coppola mit seinen drei Meisterwerken einen beispiellosen Kinokanon. Jedes Element von Der Pate – Teil II ist ein Zeugnis cineastischen Genies: von den durchdachten Kulissen über die fesselnde Musik, bis hin zu den intensiven Darstellungen der Schauspieler. Die Zeitlosigkeit dieses Films verstärkt seinen Bestand in der öffentlichen Wahrnehmung, und die inhaltliche sowie ästhetische Kunstfertigkeit bleibt unerreicht.
Es ist durchaus ironisch, dass der Film zu seiner Veröffentlichung eine gemischte Aufnahme fand, bevor er schließlich als unschätzbares Juwel gepriesen wurde. Heute gilt es als rares Beispiel für eine Fortsetzung, die den Oscar für den besten Film gewann und sich bis dato in edler Gesellschaft befindet. Der Pate – Teil II mag in seiner einzigartigen Wirkung und Ausstrahlung unübertroffen bleiben und als der ultimative Maßstab für alle zukünftigen Fortsetzungen dienen.