- 1. 24,5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen nutzen Social-Media-Dienste riskant viel
- 2. 360.000 Kinder und Jugendliche zeigen suchtähnliches Verhalten bei der Nutzung von sozialen Medien
- 3. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von sozialen Medien am Wochenende und in den Ferien beträgt 224 Minuten
- 4. Der Anteil der Jugendlichen mit exzessiver Nutzung von digitalen Spielen ist auf 4,3 Prozent gesunken
- 5. Übermäßige Nutzung von sozialen Medien kann weitreichende Folgen haben und Alterstypische Entwicklungsaufgaben behindern
Achtung vor übermäßiger Social-Media-Nutzung bei Jugendlichen
Anstieg problematischer Nutzung
Auch nach der Corona-Krise haben viele Kinder und Jugendliche in Deutschland laut einer Studie eine problematisch hohe Nutzung digitaler Medien. Knapp ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen (24,5 Prozent) nutzt Social-Media-Dienste wie TikTok, Instagram oder WhatsApp riskant viel, wie die am Dienstag vorgestellte Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) ergab. Hochgerechnet seien es aktuell 1,3 Millionen Jungen und Mädchen und damit dreimal so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Schon bei einer Untersuchung 2022 war der Anteil deutlich auf 22,2 Prozent gesprungen und legte nun etwas weiter zu.
Suchtähnliches Verhalten
Eine noch stärkere Social-Media-Nutzung sogar mit Suchtkriterien haben demnach jetzt hochgerechnet 360.000 Kinder und Jugendliche. Der Anteil sank auf 6,1 Prozent nach 6,7 Prozent bei der Studie 2022 – ist damit aber fast doppelt so groß wie 2019. DAK-Chef Andreas Storm sagte, soziale Medien seien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es brauche aber mehr Aufklärung über Reiz und Risiken, mehr Prävention und Hilfsangebote.
Nutzungszeiten
Insgesamt gingen die Nutzungszeiten sozialer Medien laut der Studie leicht zurück: An Schultagen waren 10- bis 17-Jährige, die sie mindestens einmal pro Woche nutzen, im Schnitt 150 Minuten am Tag damit online – am Wochenende und in Ferien 224 Minuten. In der Studie 2022 waren es 164 Minuten werktags und 229 Minuten an Wochenenden gewesen.
Positiver Trend
Jenseits der sozialen Medien zeigten sich in der Studie auch positive Entwicklungen, wie die DAK erläuterte. Bei digitalen Spielen sank der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit einer besonders hohen Nutzung mit Suchtkriterien von 6,3 Prozent 2022 auf aktuell 4,3 Prozent, was hochgerechnet noch 270 000 Jungen und Mädchen entsprach. Insgesamt waren junge Leute nach der Pandemie wieder etwas weniger mit digitalen Spielen und Streamingdiensten online. Beim Gaming sind es nun im Schnitt 98 Minuten an Werktagen und 168 Minuten an Wochenenden. Die durchschnittliche Streaming-Dauer sank auf 98 Minuten an Werktagen.
Neue Erkenntnisse
Für die Studie wurde den Angaben zufolge eine repräsentative Gruppe von Kindern zwischen 10 und 17 Jahren mit je einem Elternteil aus rund 1200 Familien vom Institut Forsa befragt. Die neue Erhebung stammt von September 2023, es ist die sechste Befragungswelle. Untersucht wird die Häufigkeit des Gebrauchs von Social Media und digitalen Spielen. Dabei gilt als „riskante“ Nutzung ein Gebrauch mit einem erhöhten Risiko für schädliche Folgen für die physische oder psychische Gesundheit. Als „pathologisch“ mit Suchtkriterien gilt eine Nutzung mit Kontrollverlust bezogen auf Dauer und Häufigkeit, zunehmender Priorisierung im Vergleich zu anderen Alltagsaktivitäten und einer Fortsetzung trotz negativer Folgen.
Folgen des exzessiven Medienkonsums
Studienleiter Rainer Thomasius sprach von einem „Teufelskreis“, da psychisch belastete Jugendliche oft mehr zu problematischem Nutzungsverhalten bei sozialen Medien neigten – und übermäßige Nutzung wiederum zu neuen Problemen und Belastungen führe. Eine exzessive Nutzung habe oft weitreichende Folgen. „Da persönliche, familiäre und schulische Ziele in den Hintergrund treten, werden alterstypische Entwicklungsaufgaben nicht angemessen gelöst“, sagte der Ärztliche Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE Hamburg. Eltern komme bei der Steuerung der Mediennutzung ihrer Kinder eine besondere Bedeutung zu.