- Adobe aktualisierte im Februar stillschweigend seine Nutzungsbedingungen und löste Empörung aus. Adobe klärte schließlich, dass keine KI mit Inhalten von Nutzern trainiert wird und bot eine Abmeldemöglichkeit an. Viele Künstler, wie Jon Lam, bleiben dennoch misstrauisch gegenüber Adobes Umgang mit ihren Werken. Künstler wie Brian Kesinger und Erben verstorbener Fotografen verklagten Adobe wegen unautorisierter Nutzung. Angesichts der Kontroverse suchen Künstler nach Alternativen zu Adobe und setzen sich aktiv für ihre Rechte ein.
Als Adobe im Februar stillschweigend seine Nutzungsbedingungen aktualisierte, entfachte dies eine erhebliche Empörung. Adobe teilte den Nutzern mit, dass es auf ihre Inhalte „sowohl durch automatisierte als auch manuelle Methoden“ zugreifen und „Techniken wie maschinelles Lernen verwenden“ könne, um seine Dienste und Software zu verbessern. Viele Nutzer sahen dies als zwangsweise Zustimmung, Adobe unlimitierten Zugang zu ihren Werken zum Zwecke des Trainings seiner generativen KI, bekannt als Firefly, zu gewähren.
Am späten Dienstagabend gab Adobe eine Klarstellung heraus: In einer Stellungnahme versprach das Unternehmen, keine KI mit Inhalten von Nutzern, die lokal oder in der Cloud gespeichert sind, zu trainieren und bot den Nutzern die Möglichkeit, sich von der Inhaltsanalyse abzumelden. Die zuvor unklare Sprache, mit der die Nutzungsbedingungen aktualisiert wurden, offenbarte ein Klima des Misstrauens unter Künstlern, von denen viele stark auf Adobe angewiesen sind. „Sie haben unser Vertrauen bereits gebrochen“, sagt Jon Lam, ein leitender Storyboard-Künstler bei Riot Games.
Kontroverse um die generative KI
Ein Fall, der die Brisanz der Situation verdeutlicht, ist der von Brian Kesinger, einem preisgekrönten Künstler, dessen im Stil seiner Kunst generierte Bilder ohne sein Einverständnis auf der Adobe Stock-Website verkauft wurden. Auch das Erbe des verstorbenen Fotografen verklagte Adobe kürzlich wegen des angeblichen Verkaufs generativer KI-Nachahmungen seiner Werke. Scott Belsky, Adobes Chief Strategy Officer, hatte versucht, die Bedenken durch den Hinweis zu zerstreuen, dass maschinelles Lernen sich auf nicht-generative KI-Werkzeuge des Unternehmens beziehe, wie etwa das „Content Aware Fill“-Tool von Photoshop.
Doch trotz Adobes Beharren darauf, dass die aktualisierten Bedingungen dem Unternehmen keine Eigentumsrechte an den Inhalten einräumen und dass es niemals Nutzungsinhalte zum Training von Firefly verwenden werde, hat das Missverständnis eine umfassendere Diskussion über das Marktmonopol des Unternehmens und die potenziellen Bedrohungen für die Lebensgrundlagen von Künstlern ausgelöst.
Die Reaktion der Künstlerschaft
Lam gehört zu den Leuten, die der Meinung sind, dass Adobe ungeachtet der Klarstellung des Unternehmens weiterhin die auf seiner Plattform erstellten Werke ohne Zustimmung der Urheber zum Training von Firefly nutzen wird. Die Unruhe über die nicht einvernehmliche Nutzung und Monetarisierung urheberrechtlich geschützter Werke durch generative KI-Modelle ist nicht neu. Anfang letzten Jahres konnte die Künstlerin Karla Ortiz Bilder ihres Werks unter ihrem Namen auf verschiedenen generativen KI-Modellen auffinden, was zu einer Klage gegen Midjourney, DeviantArt und Stability AI führte.
Außerhalb von Adobe suchen Organisationen nach neuen Wegen, um Werke zu authentifizieren und den geistigen Diebstahl von Bildmaterial zu verhindern. Ein Forscherteam der University of Chicago entwickelte ein Werkzeug, das Trainingsdaten „vergiftet“ und Iterationen von bildgenerierenden KI-Modellen beschädigt, sowie ein weiteres Tool, das Künstlern hilft, ihre markanten Stile vor KI-Unternehmen zu „verbergen“.
Zukunft der Kreativbranche
Angesichts dieser Entwicklungen sehen sich viele Künstler vor die schwierige Entscheidung gestellt, ihre Adobe-Mitgliedschaften zu kündigen und auf Alternativen wie Affinity und Clip Studio umzusteigen. Andere fühlen sich förmlich gezwungen, die Software weiter zu nutzen. „Beruflich kann ich Adobe nicht aufgeben“, sagt Eric Urquhart, ein langjähriger Beitragszahler von Stockbildern.
Adobe räumte seine Verantwortung gegenüber der kreativen Gemeinschaft ein und kündigte im September 2023 das Gesetzesvorhaben „Federal Anti-Impersonation Right“ an, um Künstler vor der missbräuchlichen Nutzung ihrer Werke zu schützen. Das Vorhaben zielt jedoch nur auf absichtliche kommerzielle Nachahmungen ab und wirft Fragen hinsichtlich des Schutzes versehentlich erzeugter Werke sowie der Privatsphäre auf. Abseits der regulatorischen Bestrebungen engagiert sich die Concept Art Association, deren Mitglied Lam ebenfalls ist, durch crowd-finanzierte Lobbyarbeit aktiv für die Rechte der Künstler.