- AOL stellt seinen Einwahldienst am 30. September 2025 endgültig ein. Die Einstellung betrifft auch die AOL Dialer-Software und den AOL Shield-Browser. AOL war ein Pionier im Internetzugang und erreichte seinen Höhepunkt in den frühen 2000er Jahren. Einwahldienste bleiben für einige Nutzer in ländlichen Gebieten relevant. Die digitale Spaltung in den USA wird durch das Ende von Einwahldiensten verstärkt.
Nach Jahrzehnten, während derer AOL Abonnenten in den USA über Telefonleitungen den Zugang zu seinem Onlinedienst und dem Internet ermöglicht hat, wird der Dienst für Einwahlmodems nun endgültig am 30. September 2025 eingestellt. Diese Ankündigung markiert das Ende einer Technologie, die für Millionen von Nutzern der Hauptzugang zum Web war. AOL bestätigte das Ablaufdatum in einer Mitteilung an die Kunden: “AOL prüft routinemäßig seine Produkte und Dienstleistungen und hat beschlossen, den Einwähl-Internetzugang einzustellen. Dieser Dienst wird in AOL-Plänen nicht mehr verfügbar sein.” Neben dem Einwahldienst wird AOL auch die AOL Dialer-Software und den AOL Shield-Browser am selben Datum aus dem Verkehr ziehen. Die Dialer-Software konzentrierte sich auf die Verwaltung des Verbindungsprozesses zwischen Computern und dem AOL-Netzwerk, während Shield als Webbrowser für langsamere Verbindungen und ältere Betriebssysteme optimiert war.
Von Pionier zu Relikt
Der Einwahldienst von AOL begann 1991 in den USA unter dem Namen “America Online” als geschlossener kommerzieller Onlinedienst, dessen Ursprünge bis in die Zeit für Commodore-Computer im Jahr 1985 zurückreichten. Harte Fakten zeigen, dass AOL damals noch keinen tatsächlichen Internetzugang bot: Die Möglichkeit, im Internet zu surfen, Newsgroups zu besuchen oder Dienste zu nutzen, begann erst 1994. Zuvor konnte man sich lediglich auf Inhalte beschränken, die auf den eigenen Servern von AOL gehostet wurden. Als AOL 1994 schließlich das Tor zum Internet öffnete, waren Websites in Kilobyte gemessen, Bilder waren klein und komprimiert, und Videos waren im Wesentlichen unmöglich. Der Dienst wuchs parallel zum Internet, erreichte seinen Höhepunkt Anfang der 2000er Jahre mit über 25 Millionen Abonnenten, bevor die Einführung von Breitbandanschlüssen den Niedergang beschleunigte.
Aktuelle Herausforderungen und Chancen
Laut US-Volkszählungsdaten aus dem Jahr 2022 verbinden sich jedoch immer noch einige über Einwahldienste mit dem Internet. Diese Benutzer leben typischerweise in ländlichen Gebieten, wo die Breitband-Infrastruktur entweder nicht existiert oder viel zu teuer zu installieren ist. Für diese Benutzer sind die Alternativen begrenzt. Satelliteninternet bedient nun einen anderen Teil der US-Nutzer, bietet allerdings weit höhere Geschwindigkeiten als Einwahl aber oft mit Datenbeschränkungen und höherer Latenz. Klassische Breitbandverbindungen über DSL, Kabel oder Glasfaser sind gedacht für die Mehrheit der Internetnutzer in den USA, erfordern jedoch Investitionen in die Infrastruktur, die in dünn besiedelten Gebieten oft keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben.
Die Lücke schließen
Das Durchhaltevermögen von Einwahlzugängen unterstreicht die fortbestehende digitale Spaltung in den Vereinigten Staaten. Während Stadtbewohner Highspeed-Glasfaseranschlüsse nutzen, verlassen sich einige Landbewohner nach wie vor auf die Technologie von 1995. Selbst grundlegende Aufgaben wie das Laden einer modernen Webseite – gestaltet in der Annahme von Breitbandgeschwindigkeiten – können Minuten über eine Einwahlverbindung in Anspruch nehmen oder es funktioniert überhaupt nicht. Die Kluft zwischen Einwahl- und modernen Internetverbindungen ist schlicht überwältigend. Eine typische Einwahlverbindung lieferte 0,056 Megabit pro Sekunde, wohingegen heutige Durchschnittsbreitbandverbindungen 500 Mbps – beinahe 9.000 Mal schneller – bieten. Eine einzelne hochauflösende Fotodatei, die auf einem Breitbandanschluss sofort geladen wird, würde mehrere Minuten per Einwahl beanspruchen.
Ein Abschied und Neubeginn
Das charakteristische Geräusch des frühen Internets bleibt für viele unvergessen: Der Klick auf den Verbindungsbutton, das Wählen der Zugangsrufnummer über Modem und schließlich das Rauschen und Piepsen, das anzeigte, dass die Verbindung zu den AOL-Servern zustande kam. Diese Soundkulisse, einst das Signal für das Eintauchen in die digitale Welt, gehört nun endgültig der Vergangenheit an. Für die verbliebenen Einwahl-Benutzer bleibt knapp ein Monat Zeit, um Alternativen zu finden – ein nicht unerhebliches Problem in Regionen, wo solche Optionen rar gesät sind. Während AOL sein Kapitel im Internet schließt, müssen sich Nutzer und Anbieter nun an neue Zugangswege anpassen.