- Mumsnet ist ein britisches Elternforum, das seit über zwei Jahrzehnten existiert und ein großes Archiv an nutzergenerierten Inhalten besitzt. Die Plattform entdeckte im Frühling, dass KI-Unternehmen ihre Daten nutzten und begann daraufhin Verhandlungen für Lizenzverträge, unter anderem mit OpenAI, die jedoch scheiterten. Mumsnet prüft nun rechtliche Schritte wegen Urheberrechtsverletzung gegen OpenAI und strebt gleichzeitig Lizenzvereinbarungen mit anderen KI-Unternehmen an, einschließlich Google. Die Plattform hebt die Bedeutung geschlechtsspezifischer Inhalte und die Ausbildung von KI auf verifizierten Frauenstimmen hervor. Mumsnet betont, dass eine zufriedenstellende Einigung notwendig ist, um die Arbeit der Verlage zu kompensieren.
Wenn es um das Aufziehen von Kindern geht, gibt es wahrscheinlich keine denkbare Thematik, die nicht auf Mumsnet behandelt wurde. Mumsnet ist ein seit über zwei Jahrzehnten bestehendes, immens populäres, britisches Elternforum für Mütter. Mit der Zeit hat Mumsnet ein Archiv von über sechs Milliarden Wörtern angehäuft, verfasst von einer hoch engagierten Nutzergemeinschaft über Themen wie schmutzige Windeln und faule Ehemänner.
Diesen Frühling entdeckte Mumsnet, dass KI-Unternehmen ihre Daten absaugten. Daraufhin entschied das Unternehmen, mit einigen der großen Player in diesem Bereich, darunter OpenAI, über Lizenzverträge zu verhandeln. OpenAI zeigte anfangs Interesse, zog sich jedoch später aus den Gesprächen zurück. Mumsnet bekundete im Juli seine Absicht, rechtliche Schritte zu prüfen.
Strategische Verhandlungen und Enttäuschung
Laut Mumsnet wollte OpenAI einen Datensatz von über einer Milliarde Wörtern. Die Führungskräfte von Mumsnet waren begeistert. Gründerin Justine Roberts berichtet, dass es einige Wochen hin und her ging und vertrauliche Abkommen unterzeichnet wurden. Doch nach etwas mehr als einem Monat erklärte OpenAI, dass der Datensatz von Mumsnet zu klein sei. Das Unternehmen interessiere sich hauptsächlich für große, öffentlich nicht zugängliche Datensätze, die die menschliche Erfahrung umfassend abbilden. Diese entmutigende Nachricht erhielten sie per E-Mail.
Dies wurde auch von OpenAI-Sprecherin Kayla Wood bestätigt, die hinzufügte, dass Partnerschaften auf groß angelegten Datensätzen, die die menschliche Gesellschaft widerspiegeln, basieren. Roberts zeigt sich verärgert über diese Wendung der Dinge, zumal OpenAI zunächst wegen des weiblich geprägten Inhalts von Mumsnet besonders interessiert schien. Sie betont, dass die Plattform zu 90 Prozent von Frauen beschriebene Konversationen enthält, was ungewöhnlich ist.
Rechtswege und Lizenzierungsbemühungen
OpenAI hat im letzten Jahr verschiedenste Datenlizenzvereinbarungen mit Medien und Plattformen abgeschlossen, darunter bekannte Namen wie Reddit und Tumblr. Die genauen Modalitäten dieser Abkommen sind unbekannt. OpenAI betont, dass Partnerschaften darauf abzielen, den Inhalt der Verleger in ihren Produkten anzuzeigen und den Traffic auf deren Seiten zu lenken. Alex Bestall, CEO des Musik-Copyright-Management-Unternehmens Rightsify, kommentiert, dass große Labore Mindestvolumen für Datensätze haben.
Nun steht OpenAI vor seiner ersten Klage wegen Urheberrechtsverletzung im Vereinigten Königreich. Mumsnet erhebt neben Urheberrechtsansprüchen auch Ansprüche wegen Verletzung der Nutzungsbedingungen und des Datenbankrechts. Mumsnet kündigte im Juli an, rechtliche Schritte in Betracht zu ziehen, und erhielt kürzlich eine Antwort von OpenAI mit einer Liste von Fragen.
In der Zwischenzeit strebt Mumsnet aktiv Lizenzvereinbarungen mit anderen KI-Unternehmen an und spricht unter anderem mit Google. Roberts äußert Bedenken über das Ökosystem, in dem große KI-Modelle kleine Verlage zur Entwicklung ihrer Modelle ausnutzen, was dazu führen könnte, dass weniger Menschen die Webseiten besuchen. Sie betont, dass eine zufriedenstellende Einigung erzielt werden muss, um die Arbeit der Verlage zu kompensieren.
Zukunftsaussichten und Nutzerbeteiligung
Da der Inhalt von Mumsnet hauptsächlich nutzergeneriert ist, wurde Roberts gefragt, ob sie eine Art Bezahlungssystem für Nutzer in Betracht ziehen würde, falls Datenlizenzen für KI äußerst lukrativ werden. Sie erklärt, dass es momentan keine Pläne dafür gibt, aber es in Erwägung gezogen wird, wenn Datenlizenzen für KI extrem profitabel würden.
Roberts sagt, dass die Nutzer größtenteils die Ziele des Unternehmens in Bezug auf die Lizenzierung ihrer Daten verstehen. Sie äußert sich besorgt über mögliche geschlechtsspezifische Verzerrungen bei KI und betont die Bedeutung der Ausbildung von KI auf verifizierten Frauenstimmen. Sie zeigt sich optimistisch, was den Ausgang des potenziellen Rechtsstreits angeht und ist froh, dass ihre Plattform Stellung bezieht.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Mumsnet sich weiterhin um Lizenzen bemüht und für die Rechte seiner Nutzer einsteht. Roberts betont, dass das Unternehmen eine gute Chance sieht und das Prinzip der Sache eine große Rolle spielt.