- Beauty-Filter ermöglichen eine einfache digitale Anpassung von Gesichtsmerkmalen und formen das sogenannte Instagram Face. Die Nutzung von Beauty-Filtern kann psychisches Leid verursachen und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Kritiker warnen vor einer Verbreitung von Snapchat-Dysmorphie und einer steigenden Akzeptanz von Schönheitsoperationen. Experten fordern eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitete Bilder. Die Einheitsästhetik durch Filter erschwert Jugendlichen die Unterscheidung zwischen realem und digitalem Selbst.
Die unaufhaltsame Revolution durch Beauty-Filter hat in den letzten Jahren rasant an Fahrt aufgenommen. Indem sie Unebenheiten beseitigen und Augenringe kaschieren, wirken diese digitalen Perfektionierer wie ein magischer Schleier, der über unser Gesicht gelegt wird. Mit nur einem Klick können Filter wie „Beautiful Shine“ oder „Natural Skin“ die Haut glätten, Übergänge weicher machen und einen strahlenden Glanz verleihen, der sonst nur in Träumen existiert. Sie geben uns das sogenannte Instagram Face und gleichen einem Wunderwerk der künstlichen Intelligenz.
Die Macht der digitalen Verkleidung
Beauty-Filter heben das hervor, was bisher dank mühsamer Bildbearbeitung möglich war: Gesichter nach den gängigen Idealen zu formen. Die Nase wird schmaler, die Lippen voluminöser, die Kinnlinie markanter. Filter unterscheiden sich jedoch durch ihre Einfachheit und ihren massenhaften Zugang von traditionellen Bildbearbeitungsmethoden. Alles, was benötigt wird, ist ein Smartphone. Bekannte Influencerinnen setzen auf diese digitalen Helferlein, die mittlerweile im Algorithmus selbst eine nicht unerhebliche Rolle einnehmen und Nutzer intelligenter erscheinen lassen.
Sasha Soul, die 943,4 Milliarden Impressionen auf Instagram verzeichnet, sagt, dass Filter für sie wie ein Zauberstab sind. Schon als Kind hat sie sich nach einem perfekten Aussehen gesehnt und sich diesen Traum digital erarbeitet. Doch die Perfektionierung durch Filter birgt auch Gefahren: Kritiker bemerken, dass die allgegenwärtige und nahezu unsichtbare Bearbeitung psychisches Leid verursachen könnte. Tiktoks „Bold Glamour“ bietet etwa eine Retusche, die so nahtlos ist, dass sie den ursprünglichen Anblick nahezu verbannt.
Das Streben nach digitaler Perfektion und seine Folgen
Beauty-Filter, so ergab eine Untersuchung bereits 2019, könnten das Selbstwertgefühl schmälern und zu einem leichteren Akzeptieren von Schönheitsoperationen führen. „Snapchat-Dysmorphie“ steht für eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers durch die intensive Nutzung solcher Filter. Experten wie Helge Jens sehen hierin den Grund für eine Zunahme absurder Operationswünsche, die von den sozialen Medien befeuert werden. Eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für digital bearbeitete Bilder könnte helfen, das Bewusstsein für die damit verbundenen Gefahren zu schärfen.
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In der Auseinandersetzung mit ihrer digitalen Identität erleben viele einen neuen Zugang zu ihrem äußeren Erscheinungsbild. Identitäten können probiert, verändert und neu interpretiert werden. Doch Petra Grimm, Professorin für Medienwissenschaft, sieht die Einheitsästhetik problematisch. Sie unterstreicht, dass viele Jugendliche nicht in der Lage sind, zwischen ihrem realen und digitalen Selbst zu unterscheiden. Beratungsstellen bieten hier Unterstützung, doch letztlich ist es die Gesellschaft, die neue, natürliche Vorbilder bieten muss.