- TikTok hat sich von einer Plattform für Literaturdiskussionen zu einem Forum für politische Themen entwickelt. Nach den US-Präsidentschaftswahlen kam es in der BookTok-Community zu politisch gefärbten Debatten. Einige Mitglieder der Community verabschiedeten sich von anderen aufgrund unterschiedlicher politischer Ansichten. Viele literarische Werke enthalten politische Subtexte, die schwer zu ignorieren sind. Die Verbindung zwischen Literatur und Politik bleibt weiterhin bestehen und beeinflusst den öffentlichen Diskurs.
In der Welt der digitalen Literaturdiskussionen hat TikTok, insbesondere die BookTok-Community, einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Diese Plattform, einst bekannt für hitzige Debatten über die Feinheiten literarischer Werke, hat sich in den letzten Jahren auch als Diskussionsforum für politische Themen etabliert. Ein bestimmter Moment, in dem sich diese Entwicklung besonders deutlich abzeichnete, war nach dem jüngsten US-Präsidentschaftswahlkampf. Bücherliebhaber, die einst Seite an Seite über literarische Klassiker wie „Der Report der Magd“ oder dystopische Erzählungen wie „Die Tribute von Panem“ diskutierten, fanden sich plötzlich in politisch gefärbten Auseinandersetzungen wieder.
Die zunehmende Politisierung in dieser literarischen Nische war nicht ohne Kontroversen. Einige Mitglieder begannen, andere aufgrund ihrer politischen Ansichten zu entfolgen, insbesondere diejenigen, die Sympathien für die Trump-Administration gezeigt hatten. Es entstanden Unfollow-Listen, auch als rote Listen bekannt, die begannen, innerhalb der Community zu zirkulieren. Diese Entwicklung führte unweigerlich zu einer Debatte darüber, ob ein Raum, der zur Diskussion von Büchern gedacht war, auch ein Forum für politische Diskussionen sein sollte. Ein Mitglied der Community postulierte sogar, dass Politik nicht „eine gute Sache verderben“ sollte.
Der Einfluss der Literatur auf die Gesellschaft
Einige Befürworter von Literatur als dreidimensionalem Medium argumentierten, dass viele große literarische Werke seit jeher eine gesellschaftliche und politische Perspektive einnehmen. Bücher wie „Der Report der Magd“ enthalten bei genauer Betrachtung politische Subtexte, die schwer zu ignorieren sind. Ebenso haben Buchverfolgungen in den USA, insbesondere gegen Werke von oder über Minderheiten und die LGBTQ+-Gemeinschaft, zugenommen. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen machen deutlich, dass Literatur nicht isoliert von politischen Realitäten existieren kann.
Romanautor J.J. McAvoy trat hervor und erklärte, dass Versuche, politische Diskussionen in BookTok zu unterdrücken, im Grunde nur dazu dienten, unangenehme Wahrheiten zu verdrängen. Er betonte, dass Literatur, durch ihre Natur des Geschichtenerzählens, immer eine Plattform zur Reflexion gesellschaftlicher Zustände und Missstände bieten wird. In diesem Kontext werden Bücher, die durch politische Linsen betrachtet werden, zu mächtigen Werkzeugen des Wandels oder der Bestätigung bestehender Strukturen.
Der breite Einfluss politischer Diskussionen
Die Dynamik innerhalb von BookTok spiegelt auch breitere Diskurse in anderen Subkulturen des Internets wider. Technologische Fortschritte und gesellschaftliche Veränderungen treiben Diskussionen über Themen wie Elektrofahrzeuge oder die Privatisierung des Weltraumflugs in unterschiedlichsten Communitys voran. Buchdiskussionen bilden hier keine Ausnahme.
Es bleibt abzuwarten, wie sich BookTok in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird. Wird diese Politisierung der Plattform fortbestehen und damit ihre Mitglieder weiter entfremden, oder wird sie zu einer neuen Form der Literaturkritik führen, die untrennbar mit gesellschaftspolitischen Themen verwoben ist? Trotz der Unterschiede scheint eines sicher: Die Verbindung zwischen Politik und Literatur wird wohl weiterhin bestehen und das öffentliche Diskursklima prägen.