- In Großbritannien ist seit Ende Juli eine Altersverifikation für Zugang zu Erotikinhalten verpflichtend, die Kreditkartendaten, Ausweisdokumente oder Gesichtserkennung erfordert. Betreiber müssen drastische Strafen riskieren, wenn sie die Vorschriften nicht einhalten, was zu erheblichen Protesten geführt hat. Nutzer umgehen die Regelungen häufig mit VPN-Apps, die die Standortveränderung ermöglichen. Auch andere Länder wie Australien und die USA planen oder haben bereits ähnliche Verifikationsmaßnahmen eingeführt. Kritiker warnen vor datenschutzrechtlichen Problemen und der Einschränkung von Freiheitsrechten, insbesondere für Kinder und Jugendliche.
In Großbritannien müssen Besucher von Erotikinhalten, Seiten mit Erwachseneninhalten auf Reddit oder nicht-jugendfreie Musik bei Spotify neuerdings ihr Alter bestätigen. Ein auffälliges Banner fordert dazu auf, entweder die Kreditkartendaten, ein Ausweisdokument oder Online-Banking-Informationen einzugeben. Manchmal wird sogar die Gesichtserkennung mittels KI eingesetzt, um das Alter zu schätzen. Der sogenannte „Online Safety Act“ zwingt seit Ende Juli Betreiber von Webseiten, Altersverifikationen für bestimmte Inhalte durchzuführen. Ein simpler „Sind Sie 18?“-Button genügt nicht mehr. Bei Verstößen kann die britische Medienaufsichtsbehörde Ofcom drastische Strafen von bis zu 18 Millionen Pfund oder 10 % des weltweiten Umsatzes verhängen. Langfristig droht sogar die Sperrung im Königreich.
Proteste und Umgehungsversuche
Die neuen Regelungen, die noch von der vorherigen konservativen Regierung verabschiedet wurden, sollen Kinder und Jugendliche schützen. Seit dem 25. Juli machen sich die Auswirkungen bemerkbar: Verifizierungsbanner erscheinen auf vielen Webseiten, von Pornoseiten über Gamingportale bis hin zu Videostreamingdiensten. Dies führt zu erheblichem Unmut in der Bevölkerung. Eine Petition gegen die Regelungen verzeichnet inzwischen fast 500.000 Unterschriften. Die Initiatoren beklagen, dass das Gesetz viel weitreichender sei als nötig. Besonders kleinere Plattformen hätten kaum die Ressourcen, um die Maßnahmen umzusetzen. Der Gesetzgeber wird aufgefordert, das Gesetz zu überdenken. Viele Nutzer versuchen die Regeln zu umgehen. Drei der fünf beliebtesten Apps im britischen Appstore sind sogenannte VPN-Apps, mit denen sich der Standort ändern lässt und die Altersverifikation umgangen werden kann.
Internationale Entwicklungen
Auch in anderen Ländern zeichnen sich ähnliche Entwicklungen ab. Australien plant zum Jahresende neue Regelungen, die über das bisher Diskussion gewohnte Maß hinausgehen. Der Zugang zu sozialen Netzwerken soll für Minderjährige erst ab 16 Jahren möglich sein. In den Vereinigten Staaten gibt es bereits in 19 Bundesstaaten Gesetze zur Altersverifikation. Kanada diskutiert den sogenannten Online-Harms-Act, und die EU arbeitet an der Einführung einer digitalen Altersverifizierungs-App. In Frankreich wurden bereits strenge Regeln auf Pornoplattformen eingeführt, woraufhin einige Anbieter ihre Dienste im Land einstellten.
Probleme mit Datenschutz und Freiheitsrechten
Die Implementierung solcher Altersverifikationen wirft auch datenschutzrechtliche Fragen auf. Biometrische Daten oder Ausweisdokumente sind empfindlich und könnten bei Missbrauchserkenntnissen Identitätsdiebstahl fördern. Zudem könnten Strafverfolgungsbehörden den Zugriff auf persönliche Daten erweitern. In Spanien erfolgt die Verifikation durch eine spezielle App, die nicht direkt mit der Website des Anbieters kommuniziert, um einen direkten Datenzugriff zu minimieren. Kritiker warnen, dass solche Maßnahmen die Freiheitsrechte einschränken könnten. Der sogenannte „Chilling Effect“ beschreibt das Phänomen der Selbstzensur durch Überwachung. Ein solches Klima könnte durch verstärkte Altersverifikationsmaßnahmen gefördert werden.
Auswirkungen auf Jugend und Informationsfreiheit
Starke Altersbeschränkungen könnten insbesondere Kinder und Jugendliche benachteiligen. Zu strenge Regulationen verhindern möglicherweise den Zugang zu wichtigen Informationen, wie etwa zu sexueller Gesundheit oder LGBTQ+-Themen. Die digitale Teilhabe und die Entwicklung von Kompetenzen, um sich im digitalen Raum sicher zu bewegen, könnten dadurch eingeschränkt werden. Die zunehmenden Bestrebungen zur Altersverifizierung könnten die Art ändern, wie das Internet genutzt wird und dabei wesentliche gesellschaftliche Fragestellungen aufwerfen, die über technische Lösungen hinausgehen.