- Canon hat sich mit zwei neuen spiegellosen Systemkameras, insbesondere der R5 Mark II, wieder an die Spitze der Hersteller gesetzt. Canon hat, nachdem sie die Entwicklung spiegelloser Kameras lange vernachlässigte, nun ein breites Angebot auf den Markt gebracht und konkurriert erfolgreich mit Sony und Nikon. Die R5 Mark II besticht durch ihre Allrounder-Fähigkeiten, hohe Auflösung, schnelle Bildraten und fortschrittliche Videofunktionen. Canons neues Autofokussystem, das von der R1 übernommen wurde, bietet beispiellose Präzision und Zuverlässigkeit selbst in herausfordernden Situationen. Neuartige Funktionen wie die „Pre Capture“-Funktion und der fortschrittliche Bildstabilisator heben die R5 Mark II deutlich von der Konkurrenz ab.
Mit zwei neuen spiegellosen Systemkameras setzt sich Canon wieder an die Spitze der Hersteller. Die Canon R5 Mark II hat uns in einem ersten Test beeindruckt. Viele Jahre lang hat Canon die Entwicklung von spiegellosen Systemkameras vernachlässigt, während die Technologie den Neuling groß machte. Parallelen zu Kodak taten sich auf, das die digitale Fotografie ignorierte, weil man mit Filmen und der Fotoausarbeitung viel Geld verdiente. Canon verdiente mit digitalen Spiegelreflexkameras viel Geld. Welche Bedeutung die Japaner den spiegellosen Kameras gaben, kann man daran erahnen, dass man die Entwicklung der Abteilung für Kompaktkameras überließ.
Als Canon 2018 seine erste spiegellose Vollformat-Systemkamera vorstellte (Canon R), gab es bei Sony schon eine breite Auswahl an spiegellosen Systemkameras. Und ein Jahr zuvor, 2017, hatte Sony die a9 präsentiert, die mit 20 Bildern pro Sekunde Maßstäbe setzte. Bald schon verdrängte Sony bei den Verkäufen Nikon von Platz zwei. Dann wachte Canon auf und warf sein ganzes Potenzial als weltgrößter Kamerahersteller ins Rennen, brachte Kamera um Kamera, Objektiv um Objektiv auf den Markt. Mittlerweile bietet Canon zehn spiegellose Systemkameras an (und noch immer vier Spiegelreflexkameras), Nikon neun (und noch fünf Spiegelreflexkameras), Sony hat zwölf spiegellose Kameras im Angebot.
Eine neue Ära:
Sony war lange Zeit der Jäger, der die zwei dominanten Hersteller Canon und Nikon mit seinen Innovationen unter Druck setzte. Jetzt hat Canon den Thron mit seinen neuesten Kameras zurückerobert. Der Grund ist nicht primär die neue Profikamera, die Canon R1 um 7499 Euro, sondern die R5 Mark II. Diese Kamera ist mit ihrer Auflösung, den Bildern pro Sekunde und den Videofeatures die eierlegende Wollmilchsau unter den Systemkameras. Sie bedient von der Sport- über die Wildlife- bis zur Landschafts- und Hochzeitsfotografie ein breites Feld.
Vielleicht hat Nikon, nicht aber Sony der R5 II in diesem Preissegment noch etwas entgegenzusetzen. Schauen wir uns kurz die Spezifikationen an: 45 Megapixel Auflösung, 30 Bilder pro Sekunde im Raw-Format und in 14 Bit sowie 8k-Raw-Video mit 60p. Der Preis der Canon R5 II: 4799 Euro. Die Nikon Z8 ist mit ähnlichen Spezifikationen – 45,7 MP mit 30 Bildern/Sekunde im JPEG-Format und 8k-Raw-Video mit 60p – zwar billiger (4239 Euro), im Raw-Format gehen sich aber nur 20 Bilder pro Sekunde aus und das nur mit 12 Bit.
Der König der Geschwindigkeit:
Sony kann mit der R5 II in dieser Preisklasse nicht mithalten. Es gibt zwar die Sony a7r V (4499 Euro) mit mehr Auflösung (61 MP), sie schafft aber nur zehn Bilder pro Sekunde. Wer mehr Bilder haben will, muss zur a1 greifen. Sie liefert 30 Bilder pro Sekunde und 50 MP Auflösung, kostet aber auch 7299 Euro. Die neue Sony a9 III, die mit dem globalen Verschluss ein revolutionärer Technikträger ist (vermarktet als erste Kamera mit 120 Vollformat-Bildern pro Sekunde mit Autofokus), kostet mit geringerer Auflösung (24 MP) 6999 Euro. Es ist vor allem das neue Autofokussystem, das der Canon R5 II einen Vorsprung vor dem Mitbewerber gibt.
Das System kommt von der R1, die sich primär an Sportfotografen richtet und mit der gerade viele der beeindruckenden Bilder von den Olympischen Spielen in Paris gemacht werden. Wir konnten das erste Serienmodell der R5 II in Österreich testen und können ganz banal feststellen: Es ist ausgesprochen schwierig, mit dieser Kamera unscharfe Fotos zu machen. Wenn man sich einmal ausführlich mit den vielen Einstellungen beschäftigt hat, dann gibt es kaum noch eine Situation, in der das Autofokussystem überfordert ist.
Beispiellose Präzision:
Beispiel Fußball: Der Autofokus bezieht beim Scharfstellen den Ball mit ein. So wird beispielsweise auf den ballführenden Spieler scharfgestellt, oder das System berechnet die Flugbahn des Balls und legt den Fokus auf den Spieler, der wahrscheinlich mit dem Ball in Berührung kommt. Das hat in unserem Test beeindruckend gut funktioniert. Den Autofokusmodus „Aktionspriorität“ gibt es auch noch für die Sportarten Volleyball und Basketball. Grundsätzlich kann der Autofokus automatisch Menschen, Tiere und Vögel erkennen und auf die Augen scharfstellen.
Das können freilich die Kameras von den Mitbewerbern auch. Nur bei Canon ist die Möglichkeit neu, die Gesichter von Personen zu speichern, auf die dann bei der Aufnahme prioritär scharfgestellt wird, also etwa auf das Brautpaar bei einer Hochzeit. Apropos Augen-Autofokus: Was die Kameras der Mitbewerber nicht können: auf den Punkt scharfzustellen, auf den man im Sucher blickt. Wie schon bei der Canon R3 (und auch bei der R1) erkennen Sensoren, wohin man schaut, und wählen den entsprechenden Autofokuspunkt aus. Das funktioniert schon bei der ersten Kalibrierung selbst mit Brille überraschend gut und wird mit jeder Kalibrierung besser.
Innovationen der neuen Generation:
Neu bei einer Canon-Kamera ist die „Pre Capture“-Funktion: Drückt man den Auslöser halb durch, werden permanent Aufnahmen gemacht. Löst man aus, werden die 15 Aufnahmen der letzten halben Sekunde mitgespeichert. Damit gleicht man die Reaktionszeit aus, die Gefahr ist also geringer, den entscheidenden Moment zu versäumen. Eine nette Funktion ist die Möglichkeit, JPG-Fotos in der Kamera hochzurechnen (auf 180 MP) und zu entrauschen. Fraglich, ob das viele Fotografen wirklich in der Kamera und nicht eher am PC machen. Beeindruckt hat uns der (nicht gerade leise) Bildstabilisator der Kamera: Er gleicht laut Canon 8,5 Belichtungsstufen aus, wir konnten jedenfalls mit einem 24-mm-Objektiv aus der Hand scharfe Aufnahme bei einer Belichtungszeit von einer Sekunde machen. Die Aufnahmen sind auch im hohen ISO-Bereich sehr rauscharm. Der Dynamikumfang (laut Canon 16 Blendenstufen) leidet wegen des Stacked Sensors etwas. Dieser Sensor erlaubt aber hohe Auslesegeschwindigkeiten, einen Rolling-Shutter-Effekt gab es in unserem Test nie.
Noch ein Wort zur R1 und eine Erklärung, warum sie uns weniger beeindruckt. Die R1 ist eher eine R3 Mark II als eine revolutionäre neue Kamera. Beide haben einen Stacked Sensor mit 24 MP, die R1 hat die „Aktionspriorität“ beim Autofokus und die „Pre Capture“-Funktion wie auch die R5 II. Sie schafft aber mehr Bilder pro Sekunde (40) und hat eine kürzere Blitz-Synchronzeit (1/400). Aus mehreren Gründen ist sie für Sportfotografen die bessere Wahl. Alle anderen sollten zur Canon R5 II greifen.