- Online-Shopping in China erlebte während der Pandemie durch Gemeinschaftseinkäufe einen Boom. Online-Plattformen für Gemeinschaftseinkäufe verschwinden in China zunehmend, Meituan und Taocaicai stellten ihre Dienste in mehreren Regionen ein. Gemeinschaftseinkäufe waren besonders in weniger entwickelten Regionen beliebt, verlieren aber durch schnelle Lieferdienste an Bedeutung. Das Modell des Gruppeneinkaufs hängt stark von lokal vernetzten “Tuanzhangs” ab, hat aber trotz kreativer Struktur wirtschaftliche Schwierigkeiten. Technologischer Fortschritt und die Nachfrage nach schnellen Liefermodellen führen zu einem Niedergang des Gemeinschaftseinkauf-Trends.
Während des Höhepunkts der Pandemie wurde Online-Shopping in China zu einem der meistbeachteten Trends in der Tech-Industrie. Diese Einkaufsform, bekannt als Gemeinschaftseinkauf, ermöglichte es Verbrauchern, durch Sammelbestellungen mit Freunden und Familie Geld zu sparen. Besonders im Lebensmittelbereich erwies sich das Modell, das eine Mischung aus Groupon und Instacart darstellte, als äußerst populär. Nun jedoch verschwinden die entsprechenden Plattformen in China eine nach der anderen. Ende letzten Monats verkündete Meituan, der chinesische Liefergigant, dass es seine Operationen in allen bis auf vier Provinzen einstellen werde, was sowohl Kunden als auch Lieferanten überraschte. Schon im März schloss auch Alibabas Lebensmittelsparte Taocaicai.
Von der Blüte zur Schrumpfung
Xingsheng Youxuan, das Unternehmen, das die nationale Bewegung ins Leben rief, operiert mittlerweile nur noch in drei anstatt 18 Provinzen. Heute ist Duoduo Maicai, die chinesische Schwester von Pinduoduo, die einzige große Plattform, die landesweit noch Lebensmitteleinkäufe im Gruppenformat anbietet. Der Verkauf von Lebensmitteln ist von Natur aus kein Geschäft mit hohen Margen, und die Kosten für den Versand kleiner Mengen lohnen sich für Tech-Firmen oft nicht. Das Versprechen des Gruppeneinkaufs lag jedoch darin, Bestellungen zu bündeln und an einem zentralen Punkt abzuliefern, was sich als ausreichend profitabel erweisen könnte. Die Branche begann sich in den späten 2010er Jahren zu formieren, erlebte jedoch erst während der Pandemie ihren Aufschwung.
Ende und Anfang in der digitalen Einkaufslandschaft
Während viele Bewohner der großen Städte sich Lebensmittel direkt nach Hause liefern lassen konnten, wurde der Gruppeneinkauf in weniger entwickelten Regionen als Alternative angesehen. In den frühen 2020er Jahren erschien das Modell als innovative Lösung für die Herausforderungen der letzten Meile beim Lebensmittellieferservice. Doch mit dem Ende der Lockdowns und der fortschreitenden Expansion der Liefernetzwerke durch Firmen wie Meituan verlor der Gemeinschaftseinkauf an Bedeutung. Sofortige Lieferdienste, die mittlerweile selbst in weniger entwickelten Städte in nur etwa 30 Minuten liefern, machten ihn weitgehend überflüssig. Die Flexibilität und die kurzen Lieferzeiten neuerer Modelle reduzieren die Notwendigkeit, gemeinschaftlich einzukaufen.
Die andere Seite der Medaille
Ein besonders interessanter Aspekt des Geschäftsmodells des Gruppeneinkaufs ist seine Abhängigkeit von Tausenden von sog. “Tuanzhangs” – eine sprachliche Anlehnung an das chinesische Wort für Regimentskommandeur –, die lokale Gemeinschaften gut vernetzten. Diese Community-Leader, oft Besitzer kleiner Geschäfte oder Hausmütter, organisieren und bewerben die Bestellungen, um Provisionen zu verdienen. Doch trotz dieser kreativen Struktur haben viele Plattformen Schwierigkeiten, Gewinne zu erzielen. Politische Bedenken sowie die Unmöglichkeit, die Qualität und Frische der Lebensmittel durch nicht formal verbundene Abholstellen zu garantieren, trugen zu einem Umschwung bei.
Ein Schlussstrich unterm Gruppen-Erlebnis
Auch wenn einige der motiviertesten Community-Leader sich immer noch engagieren, weil sie auf preiswerte Lebensmittel zugreifen möchten, zeigt die Entwicklung der Tech-Riesen, dass der Trend zum digitalen Einkauf bleibt, die Tage des Gruppeneinkaufs jedoch gezählt sind. Die Attraktivität des unmittelbaren Einkaufserlebnisses für Verbraucher, die in weniger als einer Stunde ihre Waren erhalten können, hat viele dazu bewegt, nicht mehr auf die alten Methoden zurückzugreifen. Trotz der Innovation, die der Gruppeneinkauf einmal versprach, ist klar, dass technologischer Fortschritt oft schnelllebig und von kurzfristiger Natur ist. Die digitale Einkaufskultur wird in China bestehen bleiben und sich weiter an die Bedürfnisse der Konsumenten anpassen.