- Cisco sieht sich internen Spannungen und Vorwürfen der Marginalisierung palästinensischer Mitarbeitergruppen ausgesetzt. Chuck Robbins’ Erklärung zur Anerkennung des Leids auf beiden Seiten führte zu internen Kontroversen. Beschwerden über Belästigungen palästinensischer Mitarbeiter wurden laut, während eine Petition zur Einschränkung des Verkaufs an Israel gestoppt wurde. Der Chief Social Impact Officer betont das Engagement für das Wohl aller Mitarbeiter und fordert Höflichkeit. Die Debatte beleuchtet das Dilemma zwischen Geschäftsinteressen und moralischen Verpflichtungen.
Über das vergangene Jahr hinweg schien Cisco, ein Technologieriese bekannt für Router, Cybersicherheitsdienste und WebEx, eine der wenigen Firmen zu sein, die intern nicht mit Widerstand aufgrund ihrer Reaktion auf den Krieg im Gazastreifen konfrontiert war. Chuck Robbins, der CEO, hatte im November letzten Jahres eine Erklärung abgegeben, in der er das Leid sowohl der Israelis als auch der Palästinenser anerkannt hatte. Noch vor zwei Monaten posierte Francine Katsoudas, Chief People, Policy, and Purpose Officer, lächelnd mit zahlreichen Mitarbeiterorganisationen, einschließlich der palästinensischen. Doch dieses Foto wurde intern zu einem Streitpunkt.
Interne Spannungen bei Cisco
Hinter den Kulissen klagen acht aktuelle und ein ehemaliger Mitarbeiter, Cisco habe seine internen palästinensischen Advocacy-Gruppen marginalisiert. Seit Juli seien Beschwerden über Belästigungen palästinensischer Mitarbeiter und ihrer Alliierten auf unternehmenseigenen Foren nicht adäquat behandelt worden. Zudem behaupten sie, dass Cisco eine interne Petition gestoppt habe, die den Verkauf an Israel aus Menschenrechtsgründen einschränken wollte. “Wir wurden gezielt angegriffen und verleumdet”, berichtet Joao Silva Jordao, ein ehemaliger Lizenzmanager, der Cisco letzten Monat aus Unmut verlassen hatte.
Unternehmensleitung steht in der Kritik
Gleichzeitig äußerte ein kürzlich entlassener Mitarbeiter, dass jüdische Kollegen beklagen, das Unternehmen habe nicht genug getan, um Belästigungen von ihrer Seite zu unterbinden. Brian Tippens, Chief Social Impact Officer von Cisco, widerspricht diesen Vorwürfen. Er hebt hervor, dass das Wohl aller 90.000 Mitarbeiter im Mittelpunkt stehe. Tippens fügt hinzu, Cisco wolle politische Diskussionen nicht gänzlich unterbinden, habe aber Richtlinien zur Förderung von Höflichkeit und Respekt herausgegeben.
Die Vorwürfe gegen Cisco, die hier erstmals berichtet werden, zeigen, dass das Kriegsgefecht selbst bekannte Unternehmen mit einer prinzipienfesten Kultur zu betreffen scheint. Die Kontroversen betonen die spannungsgeladene Frage, wie sehr persönliche geopolitische Ansichten und Menschenrechtsfragen in den Arbeitsalltag einfließen sollten. Die internen Spannungen entstanden in den frühen Tagen des Konflikts, als palästinensische Mitarbeiter erst nach Beschäftigtenprotesten anerkannt wurden, die sich gegen eine Erklärung richteten, die lediglich Israel berücksichtigte.
Interne Konflikte und Unternehmenspolitik
Im Mai reisten einige Mitarbeiter nach Libanon, um palästinensische Flüchtlinge zu unterstützen, was zu weiterer Kontroverse führte. Cisco forderte, keine politischen Statements mit der Reise zu verknüpfen. Fotos von T-Shirts, die auf der Reise entworfen wurden und das Cisco-Logo und eine Karte Israels mit „Palästina“ auf Arabisch zeigten, führten zu internem Unmut. Die Petition, die Verkaufsbeschränkungen forderte, wurde von der Unternehmensleitung gestoppt.
Die Spannungen innerhalb des Unternehmens spiegeln die Herausforderungen wider, einen fairen Ausgleich zwischen Geschäftsinteressen und moralischen Verpflichtungen zu finden. Mitarbeiter beklagen, dass ihre Stimmen ungehört bleiben und fordern mehr Transparenz in Ciscons Geschäftstätigkeiten. Solche innerbetrieblichen Auseinandersetzungen werfen die Frage auf, wie Unternehmen in geopolitisch sensiblen Zeiten handeln sollten.