- Commodore erlebte 1994 einen dramatischen Niedergang durch Fehlmanagement und Fehltritte. Das berühmte C=-Logo wurde mehrfach missbraucht, um minderwertige Produkte zu vermarkten. Retro-Gaming-YouTuber plant, Commodore wiederzubeleben und setzt auf Nostalgie und originaltreue Hardware. Markenrechte für C64-ROMs und Amiga sind fragmentiert und im Besitz verschiedener Unternehmen. Die Zukunft von Commodore hängt von der Fähigkeit ab, eine nachhaltige Nische im Retro-Gaming-Markt zu finden.
Im Jahr 1994 fiel Commodore tief. Einst ein Gigant unter den Heimcomputern in den USA und Europa, wurde das Unternehmen durch Fehlmanagement und Fehltritte in die Knie gezwungen. Die Überreste des Unternehmens wurden so oft weiterverkauft, dass es schwer fiel, den Überblick zu behalten. Doch jeder neue Eigentümer versuchte, mit dem berühmten C=-Logo schnelles Geld zu machen, indem das Logo auf minderwertige Produkte gepappt wurde. Fans sahen entsetzt zu, wie die Marke auf den mittelmäßigen Web.it All-in-One-PC und den skurril benannten Gravel in Pocket Media Player prangte. Selbst ein Aktenvernichter trug das Commodore-Logo. So wurden zahlreiche Fragen aufgeworfen, als ein Retro-Gaming-YouTuber verkündete, er wolle die Reste von Commodore kaufen und der Marke neues Leben einhauchen.
Beginn einer neuen Ära
Zu seinen Glanzzeiten konzentrierte sich Commodore als Marke zunächst auf Schreibmaschinen und Taschenrechner, erlebte jedoch mit dem Aufstieg der Heimcomputer eine Wiedergeburt als Commodore International Computing. Der größte Erfolg war der Commodore 64, der den perfekten Kompromiss zwischen Erschwinglichkeit und Potenzial bot. Obwohl der Prozessor gemächlich war, sorgten leistungsstarke Grafiken und ein überraschend fähiger Soundchip für kreative Ausbrüche auf beiden Seiten des Atlantiks. Während seiner Blütezeit wurden mehr als 5.000 kommerzielle Spiele veröffentlicht, und über 15 Millionen Einheiten verkauft, was den C64 zu einem der meistverkauften Computermodelle aller Zeiten macht.
Diese Erfolgsgeschichte möchte Simpson wiederbeleben. Nachdem er sich zunächst auf eine Lizenzvereinbarung mit den Markeneigentümern konzentrierte, mit dem Ziel, “offizielle” Boards und Ersatzkomponenten als Teil eines inklusiven, gemeinschaftsfreundlichen Konglomerats zu schaffen, führten Diskussionen zu einem Deal zum Kauf von Commodore.
Die Herausforderung der Fragmentierung
Dennoch sieht sich Simpson mit einem komplexen Puzzle konfrontiert. Der Zusammenbruch Commodores in den 1990er Jahren hat dazu geführt, dass das Unternehmen heute nur noch im Besitz bestimmter Markenrechte ist. Wichtige Elemente des Ökosystems sind jedoch verstreut. Rechtlich gehören die C64-ROMs und Amiga-Rechte nun Cloanto und der Amiga Corporation, während AmigaOS von Hyperion Entertainment kontrolliert wird. Trotz dieser Herausforderungen wird von Simpson erwartet, dass er ein nachhaltiges Modell entwickelt, welches die Fans der Marke nicht entfremdet und gleichzeitig neue Hardware vertreibt.
Ein Großteil des Plans setzt auf Nostalgie: Die Firma positioniert sich als “digitales Detox-Label” und lobt die alten Tage der “technologischen Utopie” von den 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre. Doch während der Retro-Zauber die Marke Commodore zurückbringen könnte, bleibt die Frage offen, ob dies langfristig gelingt.
Die Zukunft von Commodore
Die Einführung des Commodore 64 Ultimate spiegelt das Spannungsfeld zwischen alt und neu wider. Die Produktlinie umfasst modernisierte Hardware mit Originaltreue, unterstützt Althardware und bietet moderne Verbindungen wie HDMI-Ausgabe. Einige Beobachter sind skeptisch und sehen darin erneut eine Kombination bestehender Produkte mit einem Logo-Branding. Doch andere wie Gideon Zweijtzer betrachten die Zusammenarbeit als eine “gemeinsame Anstrengung”, die durch Simpsons Netzwerk verstärkt wird.
Das eigentliche Hindernis bleibt jedoch: Kann Commodore seine Nische nachhaltig besetzen? Kritiker betonen die Schwierigkeit, mit ikonischen Spieletiteln zu konkurrieren, während der Marktführer wie Atari dies gekonnt meistert. Auch neue Plattformprojekte sind ein riskantes Unterfangen. Dennoch bleibt die Hoffnung aufrecht, dass echte Leidenschaft Commodore zu einer erneuten Daseinsberechtigung führen könnte. Der Weg bleibt steinig, doch für Fans besteht die Aussicht, dass Commodore nicht nur überlebt, sondern auch irgendwann wieder aufblüht.