- Condé Nast und OpenAI haben eine mehrjährige Vereinbarung getroffen, die es OpenAI ermöglicht, Inhalte von verschiedenen Condé Nast-Marken zu verwenden. Roger Lynch, CEO von Condé Nast, betonte die Bedeutung der Nutzung neuer Technologien und die Notwendigkeit angemessener Attribution und Vergütung. Die spezifischen Bedingungen der Vereinbarung wurden nicht offengelegt, und OpenAI lehnte Kommentare dazu ab. Susan DeCarava von der NewsGuild von New York forderte Transparenz und Schutz der Rechte von Condé Nast-Mitarbeitern. Digitale Verlage stehen vor Herausforderungen durch Änderungen in Suchmaschinenalgorithmen und der wachsenden Rolle der KI im Journalismus.
Condé Nast und OpenAI haben eine mehrjährige Vereinbarung getroffen, die es dem KI-Giganten ermöglicht, Inhalte von den diversen Marken des Medienriesen zu verwenden, darunter der New Yorker, Vogue, Vanity Fair, Bon Appétit und WIRED. Diese Partnerschaft erlaubt es OpenAI, Geschichten von diesen Plattformen in ihren bestehenden und neuen Angeboten zu integrieren.
Roger Lynch, CEO von Condé Nast, betonte in einer unternehmensweiten E-Mail die Bedeutung, neue Technologien zu umarmen und die Audienzen dort zu treffen, wo sie sind. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit einer angemessenen Attribution und Vergütung für die Nutzung des intellektuellen Eigentums von Condé Nast. Lynch wies auf den anhaltenden Umbruch in der Verlagsbranche hin und stellte fest, dass Technologieunternehmen es den Verlagen zunehmend erschweren, Einnahmen zu generieren, insbesondere durch Änderungen an der traditionellen Suche. „Unsere Partnerschaft mit OpenAI hilft, einen Teil dieser Einnahmeverluste auszugleichen und ermöglicht es uns, weiterhin in unsere journalistischen und kreativen Unternehmungen zu investieren”, schrieb er.
Längerfristige Perspektive
Lynch äußerte sich Anfang des Jahres positiv über Lizenzierungspraktiken von KI-Unternehmen wie OpenAI, nachdem er zuvor vehement gegen die Nutzung von Inhalten ohne vorherige Genehmigung protestiert hatte. Er bezeichnete solche Daten als „gestohlene Ware“. Nachdem WIRED Anfang des Jahres über die Aktivitäten des KI-Suchmaschinenforschers Perplexity berichtet hatte, verschickte Condé Nast eine Unterlassungsaufforderung, um die Nutzung ihrer Inhalte zu unterbinden. Die spezifischen Bedingungen der Vereinbarung zwischen Condé Nast und OpenAI wurden nicht offengelegt, und OpenAI lehnte es ab, Kommentare dazu zu geben.
Transparenz und Integrität in der Zusammenarbeit
Susan DeCarava, Präsidentin der NewsGuild von New York, die die gewerkschaftlich organisierten redaktionellen Mitarbeiter von Condé Nast vertritt, äußerte ebenfalls Bedenken hinsichtlich der wachsenden Rolle der KI im Journalismus. „Es ist für unsere Mitglieder von großer Bedeutung, dass die Geschäftsleitung von Condé Nast transparent macht, wie diese Technologie genutzt wird und welche Auswirkungen sie möglicherweise auf unsere Arbeit hat“, betonte DeCarava. Die NewsGuild von New York strebt zusätzliche Details zu dem OpenAI-Deal an, um die Rechte ihrer Mitglieder zu schützen.
OpenAI bemerkte in einem Blogpost zur Bekanntgabe der Vereinbarung, dass Condé Nast nicht die erste Medienfirma ist, die eine Partnerschaft mit einem generativen KI-Unternehmen eingeht. Verlage wie The Atlantic und TIME sowie Plattformen wie Reddit und Automattic, dem Eigentümer von WordPress.com und Tumblr, haben bereits ähnliche Vereinbarungen getroffen. Traditionell haben große KI-Unternehmen Trainingsdaten gesammelt, indem sie das Internet nach urheberrechtlich geschützten Materialien durchsuchten, ohne vorher Lizenzen zu erwerben. Dies hat zu rechtlichen Schritten gegen diese Firmen geführt, unter anderem auch von anderen Nachrichtenseiten wie der New York Times, die die Praxis als unfair kritisierten.
Zukünftige Herausforderungen für digitale Verlage
Digitale Verlage sind auf Suchmaschinen und andere Plattformen angewiesen, um Leser zu ihren Geschichten zu führen. Änderungen an den Algorithmen, die Google Search oder Facebooks Feed antreiben, können für Medienunternehmen entscheidend sein. Da Google und andere Suchmaschinen ihre traditionelle Suche durch generative KI-Nachrichtenzusammenfassungen und andere KI-Produkte erweitern, sehen sich Nachrichtenunternehmen einem Dilemma ausgesetzt: Wenn sie diesen Firmen nicht erlauben, Daten zu sammeln, riskieren sie, dass ihre Arbeit im Internet schwerer zu finden ist.
Während weitere Verlage ähnliche Vereinbarungen eingehen, bleibt die Strategie innerhalb der Branche umstritten. So äußerte beispielsweise Jessica Lessin, CEO von The Information, in einem Essay in The Atlantic Bedenken gegenüber einem „Vergleich ohne Rechtsstreit“, und argumentierte, dass Verlage ihr hart erarbeitetes Ansehen für ein wenig Geld von den Unternehmen eintauschen, die sie gleichzeitig unterbewerten und Produkte entwickeln, die eindeutig darauf abzielen, sie zu ersetzen.
Mitarbeiterstimmen und Zukunftsperspektiven
Condé Nast-Mitarbeiter äußern ebenfalls Bedenken hinsichtlich der Vereinbarung. „Niemand möchte Werkzeuge trainieren, die Fehlinformationen verbreiten und die Fähigkeiten degradieren, die viele von uns über Jahrzehnte verfeinert haben“, sagte ein anonymer Autor für eine Condé-Nast-Publikation gegenüber WIRED. Die Zukunft dieser Zusammenarbeit wird sicherlich weiterhin ein heiß diskutiertes Thema in der Medienlandschaft bleiben.