- Cyberkriminelle intensivieren Erpressungsversuche durch realistisch aussehende “Nachrichten”-Videos. Besonders in Nigeria operierende “Yahoo Boys” nutzen KI-generierte Nachrichtensprecher, um Opfer unter Druck zu setzen. Betrüger imitieren US-Fernsehsender und tauschen Anleitungen zur Erstellung von Erpressungsvideos über Telegram aus. David Maimon weist auf beunruhigende Veränderungen in Erpressungstaktiken hin, die Nicht-Englischsprachige ins Visier nehmen könnten. Die Macht der Fehlinformation versetzt Opfer in Panik, indem sie glauben, in echten Nachrichtensendungen beschuldigt zu werden.
Wenn Online-Betrüger erkennen, dass sie potenzielle Opfer gefunden haben, die bereit sein könnten, ihnen Geld zu senden, nutzen sie alle erdenklichen niederträchtigen Methoden, um bezahlt zu werden. In den letzten Monaten haben Cyberkriminelle ihre Erpressungsversuche intensiviert und realistisch aussehende “Nachrichten”-Videos erstellt, in denen behauptet wird, ihre Opfer seien wegen Verbrechen gesucht. Besonders in Westafrika, vorwiegend in Nigeria, agieren diese Betrüger, die sich selbst als “Yahoo Boys” bezeichnen. Sie verwenden angeblich von KI-generierte Nachrichtensprecher, um bei ihren Opfern Druck auszuüben zu zahlen. Eine Überprüfung von Beiträgen auf Telegram zeigt, dass diese Cyberkriminellen Fernsehsender in den USA imitieren und Anleitungen zur Erstellung solcher Erpressungsvideos austauschen.
Erpressungsvideos als Druckmittel
Die Videos folgen einem finsteren Muster. Ein Beispielvideo verwendet das Logo und Branding von CNN, um die Nachrichtenorganisation zu imitieren. Am unteren Bildschirmrand wird ein “Breaking News”-Text eingeblendet. Auf dem Bildschirm beginnt ein mutmaßlich KI-generierter Nachrichtensprecher zu sprechen. “Guten Tag. Mein Name ist Kristina Lawson, Bericht aus New Jersey”, sagt der Moderator in dem fast einminütigen Clip. Der falsche Präsentator behauptet, eine “junge Frau” habe versucht, den Scam-Opfer mit dem Vorwurf sexuellen Missbrauchs durch einen älteren Mann zu erpressen. Das Ziel des Betrugs wird im Video genannt und ein Foto von ihm eingeblendet. Weitere von WIRED gesehene Videos zeigen verschiedene Nachrichtensprecher und Namen von Nachrichtensendern, aber auch explizitere Inhalte inklusive Nacktaufnahmen potenzieller Erpressungsopfer.
Neue Taktiken der Cyberkriminalität
David Maimon von SentiLink merkt an, dass die Betrüger in den letzten Monaten einige “beunruhigende” Veränderungen in ihren Erpressungstaktiken vorgenommen haben, einschließlich dem Versuch, Menschen zu erniedrigen und möglicherweise diejenigen ins Visier zu nehmen, die nicht in englischsprachigen Ländern leben. Die Betrüger nutzen Snapchat, Telegram und andere soziale Medien, um ihre Machenschaften zu organisieren und miteinander in Kontakt zu stehen. Innerhalb eines Telegram-Kanals mit 10.000 Abonnenten erklärte ein Betrüger detailliert, wie falsche Nachrichten-Videos und zeitungsähnliche Titelseiten erstellt werden können. Die Tutorials zeigen, dass sie nicht immer auf hochentwickelte Technik angewiesen sind; einige von ihnen verwenden simple “Meme-Generatoren”.
Yahoo Boys und die Macht der Fehlinformation
Die Methode ist verheerend effektiv, da sie das Opfer in Panik versetzt, wenn es glaubt, in einer echten Nachrichtensendung beschuldigt zu werden. Telegram hat nicht sofort auf Anfragen zu den Erpressungsbetrügereien in Yahoo Boy-Kanälen geantwortet. Die Kriminellen sind oft schnell darin, ihre Betrügereien zu entwickeln, neue Technologien zu nutzen und Ratschläge untereinander zu teilen oder zu verkaufen. Die ständige Erhöhung der Raffinesse und der psychologischen Belastung, der die Opfer ausgesetzt werden, sind alarmierende Tendenzen im Bereich der Cyberkriminalität.