- Es gibt einen neuen „Girl“-Trend im Tiktok-Universum, den „I’m literally just a girl“-Trend.
- Beim „Girl dinner“ zeigen Frauen, was sie gerne essen, wenn sie einmal nicht für den Partner oder die Partnerin kochen müssen.
- Mit dem „I’m literally just a girl”- TikTok-Trend teilen Frauen ihre alltäglichen Erfahrungen.
- Der Trend bewegt sich gefährlich nah an Stereotypen, die schon lange über Frauen existieren.
- Andererseits teilen Frauen und Mädchen mithilfe des Trends ihre Erfahrungen.
Es gibt einen neuen „Girl“-Trend im Tiktok-Universum, den „I’m literally just a girl“-Trend. Nach „Girl dinner“, „Girl math“, „Clean Girls” und “That Girl” reiht sich das neuste Girl in eine Reihe von Verniedlichung und Infantilisierung ein.
Beim „Girl dinner“ zeigen Frauen, was sie gerne essen, wenn sie einmal nicht für den Partner oder die Partnerin kochen müssen. Bei „Girl math“ rechnen sie sich ihren Konsum schön. Nun hat ein weiterer Tiktok-Trend das soziale Netzwerk erobert: Mit dem „I’m literally just a girl”- TikTok-Trend teilen Frauen ihre alltäglichen Erfahrungen. Wenn man zum Beispiel ganz aus Versehen den fünften roten Lippenstift gekauft hat oder mal wieder selbst nicht weiß, warum man sauer auf den Partner ist, bis man herausfindet, dass man seine Tage hat – dann ist man ganz einfach „nur ein Mädchen“.
Der „I’m literally just a girl“-Trend
Es gibt aber auch Tiktoks, in denen der Trend anders genutzt wird. In einem Video zeigt eine Userin, wie sie von der Marketingabteilung ihrer Firma nach ihrer Meinung gefragt wird. Ihre Antwort: „I’m literally just a girl.“ Auch sonst stellt der Trend Frauen häufig als inkompetent dar: Wenn man zum Beispiel das neue Auto kaputtfährt, ist man nicht selbst schuld, denn man ist ja „literally just a girl“.
Tiktok-Trend stellt Stereotypen dar
Der Trend bewegt sich gefährlich nah an Stereotypen, die schon lange über Frauen existieren, etwa dass Frauen schlechter Auto fahren als Männer. Der Trend stellt diese Stereotypen zwar ironisch dar, aber gerade jungen Frauen kann dadurch dennoch ein falsches und gefährliches Bild vermittelt werden. Denn die Frauen stellen sich häufig als inkompetent dar und infantilisieren sich selbst, indem sie sich als „Girls“, also „Mädchen“ betiteln. Unter diese fällt die Verniedlichung der Frauen, zusammen mit einer Komplexitätsreduzierung, also dem Impuls, alles Komplizierte zu vereinfachen. Dadurch sprechen Frauen sich selbst ihre Mündigkeit ab und suggerieren an die Außenwelt, sie wären zu infantil und inkompetent, um Auto zu fahren oder zu arbeiten.
Positive Seiten von „I’m literally just a girl“
Andererseits teilen Frauen und Mädchen mithilfe des Trends ihre Erfahrungen. Sozialwissenschaftlerin Eva Lotte Schwarz sagte dem zum Beispiel, dass solche Trends eine Chance sein können, die männliche Logik umzukehren, die in den meisten Gesellschaftsbereichen vorherrsche. Frauen und Mädchen seien die stärkste Nutzerinnengruppe Tiktoks und könnten somit zum ersten Mal Trends beeinflussen, die eine Auswirkung außerhalb der digitalen Welt haben. Es gibt also auch positive Seiten des Trends. Zudem sollte nicht ignoriert werden, dass die inkompetenten und infantilen Darstellungen meistens ironisch gemeint sind.
Wie gefährlich ist der Trend?
Wie schlimm ist der Trend also wirklich? Auch wenn man Creatorinnen und Creatorn gerne vorhalten möchte, dass sie darauf achten sollten, was sie an die jüngeren Generationen weitergeben, so muss doch beachtet werden, dass auch sie sich kreativ ausleben dürfen. Das gilt nun mal auch für solche lustig gemeinten Trends. Wie stark sich solche Darstellungen auf Jüngere auswirken, wird wohl erst deutlich, wenn diese einmal eigene Trends kreieren. Von Olivia Bodensiek