- Inhalte auf TikTok propagierten extremen Gewichtsverlust und führten zu Essstörungen. Algorithmen verstärken problematische Essverhaltens-Trends auf sozialen Medien. Einige Kreative nutzen Humor, um schädliche Inhalte kritisch zu hinterfragen. Häufig wird Dünnsein fälschlich mit Gesundheit gleichgesetzt. Emanzipation von ungesunden Körperbildern stärkt gesunde Essgewohnheiten.
In den frühen Lebensjahren von TikTok stieß eine Vielzahl von Jugendlichen auf angeblich motivationsfördernde Inhalte, die in der “SkinnyTok”-Gemeinschaft populär wurden. Nutzer und Nutzerinnen von TikTok sahen sich mit Inhalten konfrontiert, welche die Verherrlichung von extremem Gewichtsverlust propagierten und dabei als “harte Motivation” maskiert waren. Solche Inhalte reichten von Abbildungen ausgemergelter Models bis hin zu fragwürdigen Slogans wie “Dein Magen knurrt nicht, er applaudiert”, die junge Menschen zum Kalorienverzicht animieren sollten. Die Verbreitung dieser Botschaften hatte nicht nur tiefgreifende Auswirkungen auf die wahrgenommene Normalität in Bezug auf Körperbild und Ernährung, sondern trug auch zur Entstehung von Essstörungen bei.
Dunkle Seiten der Algorithmen
Trotz TikToks Versuchen, der Verbreitung solcher Inhalte entgegenzuwirken, gelten soziale Medien weiterhin als Plattformen, die Essstörungen begünstigen können. Bei zahlreichen Menschen in der Genesung wurden bestehende Probleme wieder aufgewühlt, oder sie entwickelten gar neue Verhaltensstörungen durch die alltägliche Konfrontation mit verharmlosenden Inhalten. Studien zeigen, dass eine beachtliche Anzahl der Nutzer auf ihrer “Für Dich”-Seite mit gestörtem Ernährungsverhalten konfrontiert wird. Besonders beunruhigend ist, dass das algorithmische Empfehlungssystem dieser Plattformen solche Trends weiter verstärkt und ein Ausstieg daher schwer fällt.
Gegenbewegungen aus der Community
Inzwischen haben einige Kreative begonnen, gegen diesen Trend anzukämpfen, indem sie die Absurdität von Essstörungsinhalten mit humorvollen und kritischen Videos entlarven. Diese Taktik versucht, die Zuschauer von der Einvernahme solcher schädlicher Botschaften abzubringen. Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen Aufklärung und Humor zu finden, ohne die Betroffenen zu verunglimpfen. Kreative wie Stephen Imeh sind in dieser Sphäre aktiv und erzielen mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise große Reichweiten. Sie zeigen Schwarzhumor, um die schädlichen Gemeinschaften direkt anzusprechen und deren gefährliche Botschaften zu untergraben.
Durch den verstärkten Zugriff auf vermeintlich gesundheitsfördernde Diäten via sozialer Medien wird oft ein veraltetes Bild von Gesundheit propagiert. Dabei werden Dünnsein und Gesundheit als synonym dargestellt, obwohl die Emanzipation von dieser irreführenden Message erheblich zur Stärkung des Selbstwerts und zur Förderung gesunder Essgewohnheiten beitragen könnte. Während viele Creator Anti-“SkinnyTok”-Videos veröffentlichen, ist dies nur der Anfang eines möglichen Paradigmenwechsels in der Darstellung von Körpernormen in digitalen Medien. Experten heben hervor, dass Erholung von Essstörungen eine Mehrdimensionalität, jenseits des Online-Konsums, erfordert.