- Horrorfans können sich auf eine Vielzahl von Stephen Kings Adaptionen bei Max freuen, darunter Misery. Kathy Bates liefert in Misery eine Oscar-prämierte, furchteinflößende Darstellung als Annie Wilkes. James Caan bietet eine zurückhaltende, überzeugende Leistung, die den intensiven Charakter von Bates kontrastiert. Die Spannung in Misery wird durch Annies bedrohliche Präsenz und irrationalen Wahnsinn verstärkt. Das Ende von Misery bietet eine erschütternde, aber eindrucksvolle Perspektivverlagerung.
Horrorfans werden auf ihre Kosten kommen, besonders wenn sie Stephen Kings Werke schätzen. Der lang erwartete Neustart von Kings Meisterwerk erreichte diesen Monat endlich Max, begleitet von früheren Adaptionen wie The Shining, dem Original Salem’s Lot sowie den TV- und Filmversionen von Es. Doch für all jene, die eine subtilere Horrorerfahrung suchen, ist der HBO-Max-Film, den Sie im Oktober unbedingt sehen sollten, Misery.
Stephen King schrieb den ursprünglichen Roman 1987 als Parabel für seine eigene Drogensucht und vielleicht auch als Allegorie für seine kritischsten Anhänger. Der Film wurde von Rob Reiner inszeniert, nach einem Drehbuch des legendären William Goldman, der zuvor mit Reiner an Die Braut des Prinzen zusammenarbeitete. Es ist die Geschichte des Romanautors Paul Sheldon (gespielt von James Caan), dessen Leben von seiner „größten Anhängerin“ Annie Wilkes (gespielt von Kathy Bates) gerettet wird – bevor diese ihn gefangen hält und zwingt, für sie zu schreiben. Die Filmikone Lauren Bacall spielt eine kleine Rolle als Pauls Agentin Marcia Sindell, während einige weitere Schauspieler ebenfalls kurze Auftritte haben. Doch im Wesentlichen tragen Bates und Caan den Film alleine.
Ein furchteinflößendes Schauspiel
Kathy Bates ist unbeschreiblich furchteinflößend als Annie Wilkes. Man versteht erst, wie beängstigend eine mittelalte Frau sein kann, wenn man Kathy Bates in Misery sieht. Sie gewann den Oscar für die beste Hauptdarstellerin, und das völlig zu Recht. Als eine der furchterregendsten Antagonistinnen, die King je geschaffen hat, ist Annies Bedrohlichkeit umso beunruhigender, da sie völlig im Bereich des Realistischen bleibt. Es gibt nichts Übernatürliches an Annie; sie ist schlichtweg gestört und irrational. Aufgrund ihres Hasses auf Sheldon, der ihre Lieblingsfigur, Misery Chastain, töten ließ, ist sie bereit, alles zu tun, um ihn das „wiedergutmachen“ zu lassen.
Das faszinierendste an Bates‘ Darbietung ist, dass Annie trotz ihrer Umtriebe noch so etwas wie Sympathie erwecken kann. Doch Annies Wahnsinn ist unbestreitbar, vor allem wenn sie Paul dabei erwischt, wie er ihre Regeln bricht. James Caan hingegen liefert eine zurückhaltende und überzeugende Darstellung. Trotz vieler auffälliger Rollen bleibt sein Spiel als Sheldon dezent und zurückgenommen.
Caan in Höchstform
Obwohl James Caan oft in auffälligen Rollen zu sehen ist, zeigt er hier ein zurückgehaltenes Schauspiel, das hervorragend die intensive Personage von Bates kontrastiert. Paul fungiert als Stellvertreter für das Publikum, das ob seiner begrenzten Bewegungsmöglichkeit nach dem Unfall einen großen Nachteil hat. Caan vermittelt die Zuversicht und Furcht, die Paul gegenüber Annie empfindet, ausgezeichnet durch sein Körperspiel, selbst wenn die Figur versucht, dies zu verbergen.
Die spürbare Spannung entsteht nicht zuletzt durch Annies bedrohliche Präsenz, die selbst in den Szenen, in denen sie nicht zu sehen ist, spürbar bleibt. Das Wissen darüber, dass Annies Rache gnadenlos wäre, schürt die unterschwellige Angst um Pauls Sicherheit. Die Stärke der Bedrohung, die Annie ausstrahlt, trägt wesentlich dazu bei, die angespannte Atmosphäre des Films zu schaffen.
Einfache, aber erschütternde Momente
Das Ende des Films hat eine unterschwellige Horrornote. Ohne zu viel zu verraten, verlagert sich die Perspektive überraschend und doch eindrucksvoll, sodass Paul zuletzt fast in Kings Rolle gerückt wird, als er seinem „größten Fan“ begegnet. Auch ohne den typischen Schreckeffekt vermittelt der Schluss eine beruhigend erschütternde Botschaft, die den Film unvergesslich abschließt. Misery ist weit davon entfernt, in Vergessenheit geraten zu sein. Trotz ihrer 34 Jahre ist diese Filmadaption von King eine zeitlose Erinnerung daran, warum sie als ein Meisterwerk bedacht wird.