- Nach einmonatiger Sperre ist X in Brasilien wieder aktiv, nachdem Elon Musk den Forderungen des Obersten Gerichtshofs nachgegeben hat. Der Gerichtshof ordnete die Sperrung rechtsgerichteter Konten an und forderte die Ernennung eines rechtlichen Vertreters sowie die Zahlung einer Geldstrafe. Trotz Musks ursprünglichem Widerstand kündigte X die Schließung der Büros an, was zu einer vorübergehenden Sperrung führte. Das Unternehmen erklärt sein Engagement für Meinungsfreiheit im Einklang mit gesetzlichen Rahmenbedingungen, während es zugleich seine Rückkehr als entscheidend für die brasilianische Bevölkerung betont. Die Entwicklungen werden von Experten als Sieg für den Gerichtshof gesehen, während mögliche zukünftige rechtliche Herausforderungen weiterhin bestehen.
Nach einer einmonatigen Aussetzung ist X nun wieder in Brasilien aktiv. Die Plattform war seit Ende August gesperrt, nachdem es zu einem Konflikt mit dem Obersten Gerichtshof des Landes gekommen war. Der Gerichtshof hatte X aufgefordert, bestimmte rechtsgerichtete Konten und Inhalte zu entfernen, die nach seiner Auffassung gegen brasilianisches Recht verstießen. Trotz anhaltender Nichtbefolgung scheint Elon Musk nachgegeben zu haben. Richter Alexandre de Moraes vom brasilianischen Obersten Gericht ordnete, nach der Blockierung von Profilen, die der Verbreitung falscher Informationen beschuldigt wurden, an, dass X einen rechtlichen Vertreter im Land neu ernennt und Geldstrafen in Höhe von 28,6 Millionen Reais (5,1 Millionen US-Dollar) bezahlt.
Unternehmensinterne Entscheidungen und ihre Konsequenzen
X erklärte auf seiner Plattform, stolz darauf zu sein, nach Brasilien zurückzukehren. “Zehn Millionen Brasilianern Zugang zu unserer unverzichtbaren Plattform zu gewähren, war während des gesamten Prozesses von größter Bedeutung,” hieß es weiter. Das Unternehmen betonte zudem sein Engagement für die Verteidigung der Meinungsfreiheit, jedoch im Einklang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen in jedem Aktionsfeld. Nina Santos, eine Forscherin für digitale Demokratie vom Brazilian National Institute of Science & Technology, äußerte, dass Musk am Ende keine andere Wahl hatte und das Interesse der brasilianischen Bevölkerung ohnehin nachließ.
Kurz nach Musks Übernahme des vormaligen Twitter im Oktober 2022 erhielt das Unternehmen eine Zustimmungserklärung vom brasilianischen Gericht, die mit einem Verbot drohte, falls es seine Verpflichtungen zur Eindämmung von Desinformation nicht einhält. Die Trust- und Sicherheitsteams waren zunächst erfolgreich darin, Musk zu überzeugen, die bisherigen Richtlinien beizubehalten. Doch rasch folgten massive Entlassungen, die auch die Sicherheitsabteilung betrafen. Musks radikaler Einsatz für die Meinungsfreiheit führte außerdem zur Wiedereinführung zuvor gesperrter Konten und einer Reduzierung der Moderationsmaßnahmen.
Gerichtsverfahren und wirtschaftliche Konsequenzen
Im April forderte de Moraes X auf, ausgewählte Konten zu löschen, die nach Gerichtsbeschluss Desinformationen über das Wahlsystem verbreitet hatten. Unterstützer des ehemaligen rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro hatten, nach dessen Wahlniederlage, den brasilianischen Kongress gestürmt. Musk widersetzte sich den Gerichtsbeschlüssen und kündigte am 19. August die Schließung der Büros in Brasilien an, was den Entzug eines Ansprechpartners für die Behörden zur Folge hatte. Daraufhin verfügte Moraes die Sperrung der Plattform in Brasilien und nahm auch Musks anderes Unternehmen, Starlink, ins Visier. Letzteres warnte zunächst, dass es X nicht blockieren würde. Am Ende fügte sich auch Starlink dem Gerichtsbeschluss.
Nachdem X schließlich Geldstrafen beglichen hatte, durfte das Unternehmen wieder operieren. Das zeitliche Zusammenspiel ist entscheidend, da im Oktober wichtige Kommunalwahlen in Brasilien anstehen. Ivar Hartmann, Rechtsprofessor am Insper Institut in São Paulo, sieht diese Entwicklungen als Sieg für den Gerichtshof. Es sei nun einfacher, Starlink zu blockieren, sollte X erneut Fehlverhalten zeigen. Solange das Unternehmen einhält, bleibt der Konflikt voraussichtlich auf Eis. Hartmann betont jedoch die Risiken für den rechtlichen Vertreter von X. Auch Santos weist darauf hin, dass selbst bei erneuten Rechtsverstößen Starlink wegen seiner Bedeutung für die ländliche Bevölkerung Brasiliens Sonderstatus beibehalten könnte.