- Eine herausfordernde Rätselerfahrung
- Jede Pflanze ist ein Rätsel
- Ein Blick in die Vergangenheit
- Spannende Einblicke in das Leben einer Pionierin
- Eine zauberhafte Spielerfahrung
Dieses Herrenhaus ist wunderschön – und vielleicht ein wenig verwunschen. Denn dort passiert etwas Unerhörtes: Hier lebt eine alleinstehende Frau und gärtnert den ganzen Tag! Im England des 19. Jahrhunderts finden viele Menschen das befremdlich. Nur wenige erkennen, dass Arabella Greene eine begabte Botanikerin ist. „Botany Manor“ ist ein Adventure, das komplett im titelgebenden Gebäude und seinen üppigen Gärten bleibt. Gespielt wird in der Egoperspektive, doch ohne Action oder Geschicklichkeitseinlagen. Hier wird spaziert, genau hingeschaut, und logisch kombiniert. Wenn wir uns vom Denken und Herumlaufen erholen wollen, können wir auf einem der zahlreichen Sitzmöbel Platz nehmen. Alles sieht aus wie gemalt, dazu spielt spärlich Kammermusik.
Eine herausfordernde Rätselerfahrung
Extra für Menschen ohne Egoshooter-Erfahrung gibt es auch eine Steuermöglichkeit mit nur einem Joystick. Das ist sinnvoll, denn „Botany Manor“ könnte vielen Menschen Spaß machen, die gern lesen, denken und Pflanzen beim Wachsen zuschauen. Wer sich darauf einlässt, kann ein leises, aber lohnendes Abenteuer erleben. „Botany Manor“ erzählt eine Lebensgeschichte in fünf Kapiteln und zwölf Pflanzen.
Jede Pflanze ist ein Rätsel
Der Weg durch Haus und Garten folgt einem Rhythmus: Als Arabella laufen wir durch das leere Anwesen und entschlüsseln die rätselhaften Bedürfnisse unerforschter Pflanzen. Mit jedem Kapitel öffnet sich ein neuer Teil des Anwesens. Hier finden wir Samenpäckchen, die wir einpflanzen können. Doch wie die neue Blume blüht, bleibt zuerst ein Rätsel. Indem wir in herumliegenden Gerätschaften, Büchern und Briefen stöbern, können wir uns ihre individuellen Bedürfnisse zusammenreimen.
Ein Blick in die Vergangenheit
„Am Anfang war das ein Skandal, dass Frauen Gartenbau studieren“ Viele Jahrhunderte lang war Gärtnern eine Männerangelegenheit. Doch im späten 19. Jahrhundert änderte sich das. Den Anfang machten ambitionierte Gärtnerinnen in England, die mit ihrem Landhausstil bis heute prägend sind. Zwar sind die Sonderwünsche nachvollziehbar; sie drehen sich etwa um Wind, Wasser, Wärme und Licht. Doch dabei übertreibt „Botany Manor“ auf fantasievolle Weise. Gleich die erste Blume ist etwa in der Lage, dicken Qualm schlagartig zu beseitigen. Kurze Wege im großen Haus „Botany Manor“ wirkt auch deswegen still und friedlich, weil keiner da ist. Als Arabella laufen wir allein im Haus herum. Verwandte begegnen uns am ehesten auf Grußkarten, das Personal schreibt Nachrichten. Mit jedem Kapitel kommen eine oder mehrere neue Pflanzen hinzu und wir haben zu neuen Räumen Zutritt. Durch Beobachten und Kombinieren öffnen wir die eine oder andere Tür; vor allem aber ordnen wir die Hinweise den Pflanzen zu.
Spannende Einblicke in das Leben einer Pionierin
Im Gegensatz zu vielen anderen Adventures ist „Botany Manor“ sehr gut darin, Rätsel nachvollziehbar zu gestalten. Anfangs bleibt das Spiel sehr übersichtlich. Gegen Ende sind ein paar Notizen oder Screenshots hilfreich, um die verschiedenen Hinweise richtig zuzuordnen und anzuwenden. So entsteht ein meisterhaft strukturiertes Abenteuer für ein bis zwei gemütliche Sonntage. „Botany Manor“ ist je nach Denkgeschwindigkeit innerhalb weniger Stunden durchgespielt, doch es besitzt praktisch keinen Leerlauf und wiederholt nichts Überflüssiges. Mehr zum Thema Die unbeirrbare Arabella gewitzt und ein bisschen magisch ist die Botanik. Auf fast schon deprimierende Weise realistisch ist dagegen die Geschichte. Wir gärtnern auf den Spuren von Arabella Greene, die sich im Herrenhaus ein bequemes und luxuriöses Leben leisten kann. Doch auf ihr Interesse für Botanik reagiert ihre Umwelt eher mit Spott und Ablehnung. Sie ist schließlich eine Frau. Im Lauf des Spiels entdecken wir Spuren einer jahrzehntelangen Lebens- und Forschungsreise. Arabella hat Anerkennung und Verbündete gefunden, doch wir finden im Haus auch Briefe von Botanikern, die ihr wegen ihres Geschlechts die Eignung zur Wissenschaft absprechen. Oder Verwandte, die ihr wegen des fehlenden Ehepartners ins Gewissen reden wollen.
Eine zauberhafte Spielerfahrung
Ein Spiel wie „Botany Manor“ lässt sich zu anderen Grafik-Adventures aus der Egoperspektive zuordnen, es passt in den Trend zu gemütlichen „Cozy Games“ und ist eines von vielen aktuellen Spielen mit Gartenthematik. Doch sein Reiz ist ein ganz eigener: So ruhig, wohlüberlegt und zielstrebig fühlen sich Spiele selten an. „Botany Manor“ ist für PC, Switch und Xbox erhältlich. Der Kaufpreis liegt bei 25 Euro, im Xbox-Gamepass-Abo ist das Spiel gratis enthalten. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht, doch mit seinen Themen und textlastigen Rätseln richtet es sich eher an ein erwachsenes Publikum.