- Scared Shitless in Seattle suchte 2022 Hilfe bei der Online-Ratgeberkolumne ¡Hola Papi!
- John Paul Brammer, alias Papi, wuchs als verschlossener Schüler in Oklahoma auf und zog später nach Washington D.C., um als Blogger zu arbeiten.
- 2017 bekam Brammer die Gelegenheit, seine eigene Kolumne ¡Hola Papi! zu verfassen, die ihn als den Chicano Carrie Bradshaw bekannt machte.
- Die Kolumne durchlief verschiedene Plattformen, darunter Into und Grindr, wo er oft erstaunliche und skurrile Geschichten erhielt.
- Brammer sieht sich nicht als klinischer Berater, sondern als Freund, der aus eigenen Erfahrungen Ratschläge gibt, und bleibt trotz der Herausforderungen kritisch gegenüber Social Media.
Im Jahr 2022, geplagt von Angst und Scham über ihre Sexualität, wandte sich Scared Shitless in Seattle hilfesuchend an eine beliebte Online-Ratgeberkolumne. „Letztendlich haben Sie recht, Angst zu haben. Ich habe auch Angst“, antwortete Papi präzise und liebevoll. „Aber Angst ist nicht alles.“ So erfrischend ehrlich wie jede ¡Hola Papi! Kolumne, mischte diese Humor und Pathos, Liebe und Aufrichtigkeit sowie gelegentliche Essensreferenzen. Wenn Sie jemals eine seiner Kolumnen gelesen haben, wissen Sie, dass für Papi nichts tabu ist: Dreier, Freundschaftsdramen oder unser gelegentlich geteiltes existenzielles Verderben.
Die Herkunft von Papi
Papi, mit bürgerlichem Namen John Paul Brammer, wuchs als verschlossener Schüler in einer katholischen Schule im ländlichen Oklahoma auf. Seine Heimatstadt war so klein, dass Brammers Mutter seine Englischlehrerin in der neunten Klasse war. Er gibt zu, dass er „immer ein bisschen verzweifelt war, da rauszukommen“. Nach dem College landete er in Washington D.C., wo er als Blogger für einen „dieser Content-Mühlen“ arbeitete. Auch wenn er viele Clickbait-Artikel schrieb, lernte er dabei, was die Aufmerksamkeit der Menschen fesselt und wie man im digitalen Meer der Internetinhalte auffällt. Diese Fähigkeiten halfen ihm, als er 2017 die Gelegenheit bekam, eine eigene Kolumne zu verfassen: ¡Hola Papi!
Papi war zu dieser Zeit in der Freiberufler-Limbo gefangen, schrieb für diverse Publikationen, ohne wirklich den ersehnten Durchbruch zu erzielen. Ein prägendes Erlebnis beschreibt er so: „Ich bin in der M-Bahn von Ridgewood zur 30 Rock, völlig erschöpft, weil ich die Nacht damit verbracht habe, mit einer russischen Quelle zu telefonieren, die ich kaum verstand. Nebenbei schrieb ich auf meinem iPhone eine aufgeblasene Teen Vogue-Story darüber, wie Kylie Jenner ihr Kleid mit ihrem Fidget Spinner abstimmte. Da wollte ich einfach nur sterben.“
Die Anfänge von ¡Hola Papi!
Ein Freund, der bei einem neu gestarteten LGBTQ+ Redaktionswebsite arbeitete, schlug Brammer vor, dort beizutragen. ¡Hola Papi! war geboren und etablierte ihn bald als den Chicano Carrie Bradshaw. Heute lebt Brammer in Brooklyn, New York, und spricht offen über den Umgang mit Zweifeln und Zynismus und warum er nie auf Twitter, jetzt X genannt, verzichtet.
Die Kolumne selbst hat seit ihrer Einführung verschiedene Plattformen durchlaufen. Ursprünglich bei Into gestartet, war die wildeste Phase wohl die Zeit bei Grindr, wo er oft erstaunliche und skurrile Geschichten erhielt. Eines der bemerkenswerteren Beispiele: „Hola Papi, ich habe Grindr heruntergeladen, um zu sehen, ob mein Ehemann es benutzt, und dann habe ich ihn dort gefunden. Ich habe ihn als Rache als Catfish gefangen und jetzt bin ich irgendwie in diese Catfish-Person verliebt.“
Die Dynamik der Ratgeberkolumne
Brammer räumt ein, dass er oft das Gefühl hat, nicht qualifiziert genug zu sein, um Ratschläge zu geben, und betont, dass er sich nie als Ersatz für einen Therapeuten sieht. Er modellierte ¡Hola Papi! nach den inoffiziellen Mentoren, die ihm halfen, als er in Oklahoma als schwuler Mann herauskam. Diese Leute waren oft keine Therapeuten, sondern lediglich erfahrene Personen aus der Community, die ihm halfen, sich in der neuen Welt zurechtzufinden.
Wer den Rat von Papi annimmt, findet einen nicht formalistischen, sondern eher freundschaftlichen Ansatz. Brammer versteht sich als Freund, der Tipps gibt, basierend auf seinen eigenen Erfahrungen und nicht als klinischer Berater.
Reflexionen über die digitale Welt
Brammer spricht auch über die Herausforderungen, die Social Media mit sich bringt. Trotz der zunehmend negativen Atmosphäre auf Plattformen wie Twitter bleibt er dort, weil er sich in dieser digitalen Welt so verwurzelt fühlt. Die Auswirkungen von Social Media auf unser Gehirn beschäftigen ihn ebenfalls: „Es hat etwas mit mir gemacht. Etwas nicht Gutes. Ich bin gespannt, was die offizielle Diagnose sein wird.“
So bleibt Brammer ein kritischer Beobachter der digitalen Welt, der die Balance zwischen seiner Kolumne und der echten, oft zynischen Welt, in der er sich befindet, zu halten versucht.