- “Rusty Rabbit” ist ein Spiel, das Schrott in eine wertvolle Ressource verwandelt. Der Protagonist, Stamp, sucht im dystopischen Setting nach seiner vermissten Tochter. Die Kaninchenkultur integriert menschliche Überreste und verehrt Metallteile als Reliquien. Das Spiel enthält satirische Elemente, die religiöse Institutionen infrage stellen. Es zeigt trotz spielerischer Schwächen Potenzial für zukünftige Entwicklungen.
“Rusty Rabbit” ist ein Spiel, das sich inmitten von Schrott und vermeintlichem Unrat entwickelt. Der Protagonist, ein rauer Hase, sieht in dem Haufen aus Metall nicht nur Abfall, sondern Potenzial. Ein Potenzial, das nur darauf wartet, von einem kundigen Mechaniker in etwas Wertvolles verwandelt zu werden. Diese fundamentale Idee zieht sich durch die gesamte Struktur des Spiels: Alles hängt davon ab, wie die Teile zusammengefügt werden und wie geschickt der Spieler mit den Gegebenheiten umgeht.
Im Herzen dieses Abenteuers steht eine faszinierende, dystopische Zukunftsvision, in der die Menschheit vom Erdboden verschwunden ist und die Kaninchen zur dominanten Spezies avanciert sind. Diese haben die Reste der menschlichen Zivilisation in ihre Kultur integriert und einen neuen Glauben um den mythologischen Peter Rabbit konstruiert. Das Resultat ist eine schräge und satirische Welt, in der Archäologie als heilige Wissenschaft angesehen wird und Metallteile als Reliquien verehrt werden.
Eine Welt aus Müll und Kaninchenkult
Im Zentrum der Handlung steht Stamp, ein einzelgängerischer Mechaniker, der von einer persönlichen Mission getrieben wird: Die Suche nach seiner verschollenen Tochter. Diese Reise führt ihn durch die Schrottlandschaften des Smokestack Mountains, wo er auf Datenprotokolle stößt, die Hinweise auf den Verbleib seiner Tochter geben. Trotz des bizarren Settings vermittelt die Geschichte überraschende emotionale Tiefe, indem sie familiäre Missverständnisse und Generationenkonflikte thematisiert. So wird aus der Suche nach einem Menschen auch eine Suche nach Verständnis und Annäherung.
Das Spiel brilliert teils mit beißender, atheistisch inspirierter Satire, die religiöse Institutionen kritisch hinterfragt. Die Überinterpretation von historischen Texten wird humorvoll dekonstruiert, indem die Kaninchen heilige Biome ausrufen, sobald sie etwas unbrauchbares gefunden haben. Diese subversive Erzählweise sorgt für einige Lacher und stellt geschickt gesellschaftliche Konstrukte infrage.
Gameplay zwischen Innovation und Inflexibilität
Im spielerischen Bereich jedoch stößt “Rusty Rabbit” auf Probleme. Als 2D-Action-Plattformer vereint das Spiel zwar den Charme von “Drill Dozer” mit einem neugierigen Erkundungsdrang, kämpft aber mit einer straffen Linearität und einem oft unhandlichen Bewegungssystem. Stamp, der Protagonist, bewegt sich in seinem Bot oft ungelenk und leidet unter einer gewissen Trägheit in der Luft, was sein Vorankommen auf Hindernissen erschwert. Zudem führt das unpräzise Kampfsystem häufig zur Frustration, wenn Angriffe ins Leere gehen oder Stamp zu nah an Feinde heranrückt und dadurch Schaden nimmt.
Eine Reise mit Potenzial
Trotz dieser Mängel zeigt das Spiel Anzeichen von Genialität. Die immersive Erschaffung einer Welt voller skurriler Details und das Empathievermögen gegenüber den Figuren lassen hoffen, dass Entwickler Nitro Plus diese Ideen in zukünftigen Projekten weiter ausbaut. Rusty Rabbit mag noch nicht alle Teile korrekt zusammengesetzt haben, doch die Basis für ein lohnendes Spielerlebnis ist gelegt. Es bleibt die Hoffnung, dass diese künstlerische Vision nach einem weiteren Feinschliff zu einem noch überzeugenderen Abenteuer heranwächst.