- David Bessis begann seine Karriere als Mathematiker, fasziniert von der Magie und dem unsichtbaren Prozess der Mathematik, bevor er in den 2010er Jahren zu einem Machine-Learning-Startup wechselte. Er veröffentlichte 2022 das Buch “Mathematica: A Secret World of Intuition and Curiosity”, das die Denkweise von Mathematikern und menschliche innere Erfahrungen beleuchtet. Bessis argumentiert, dass jeder Mensch, bewusst oder unbewusst, Mathematik praktiziert und die Intuition wichtiger ist als die bloße Logik. Mathematik sollte als Dialog zwischen Verstand, Instinkt und als physische Praxis gesehen werden, ähnlich wie Yoga oder Kampfsport. Mathematik wird als Technik zur persönlichen Entwicklung angesehen, die dazu beiträgt, Vorstellungskraft zu erweitern und kreative Herausforderungen zu meistern.
David Bessis fühlte sich von der Mathematik angezogen, weil er, wie viele andere auch, nicht verstand, wie sie funktionierte. Anders als kreative Prozesse wie Musizieren oder Malen, die sicht- oder hörbar sind, bleibt Mathematik meist ein verborgener, innerer Prozess. “Es klang ein bisschen magisch. Ich war fasziniert”, erklärte er. Seine Neugier führte ihn schließlich dazu, in den späten 90er Jahren ein Doktoratsstudium in Mathematik an der Universität Paris Diderot zu beginnen. Ein Jahrzehnt lang widmete er sich der geometrischen Gruppentheorie, bevor er 2010 die akademische Forschung verließ, um ein Machine-Learning-Startup zu gründen.
Von Doktoranden zur Publikation
Während seiner gesamten Laufbahn hörte Bessis nie auf zu hinterfragen, was es wirklich bedeutet, Mathematik zu betreiben. Er war nicht zufrieden damit, einfach nur Probleme zu lösen. Vielmehr wollte er ergründen – und anderen Menschen helfen zu verstehen –, wie Mathematiker über ihre Disziplin nachdenken und sie praktizieren. 2022 veröffentlichte er seine Erkenntnisse in einem Buch mit dem Titel “Mathematica: A Secret World of Intuition and Curiosity”. Dieses Buch zielt nicht nur darauf ab, zu erklären, was im Kopf eines Mathematikers vor sich geht, sondern auch darauf, die innere Erfahrung der Menschheit zu beleuchten.
Bessis behauptet provokant, dass jeder, bewusst oder unbewusst, ständig Mathematik betreibe. Dieses Potenzial könne weit über das hinausgehen, was man sich zutraut. Laut Bessis lag das mathematische Genie von Größen wie Bill Thurston und Alexander Grothendieck nicht in einem angeborenen Talent, sondern darin, dass sie bereit waren, ihre Intuitionen ständig zu hinterfragen und zu verfeinern. Sie entwickelten neue Ideen, die sie mit Logik und Sprache prüften und verbesserten.
Zwischen Intuition und Logik
Der heutige Mathematikunterricht legt jedoch den Schwerpunkt auf die Logik, während die Intuition laut Bessis entscheidender ist. Mathematik sollte als Dialog zwischen Verstand und Instinkt, zwischen Sprache und Abstraktion betrachtet werden. Sie ist auch eine Art physische Praxis, ähnlich wie Yoga oder Kampfsport, die durch Übung verbessert werden kann. Im Kern erfordert sie das Anzapfen eines kindlichen Zustands, sowie das Umarmen der Blöße, Fehler zu machen.
Bessis betont, dass jeder Mensch diese Denkweise schon erlebt hat, was bedeutet, dass jeder zumindest ein wenig wie ein Mathematiker denkt. Überdies könne, und solle, jeder sein mathematisches Denken verfeinern – nicht unbedingt zur Lösung von Problemen, sondern als Technik zur persönlichen Entwicklung. Mathematik ist eine Reise der Plastizität, ein Weg, seine Vorstellungskraft zu erweitern und kreative Herausforderungen zu meistern.