- Jennifer Hill entschied sich aufgrund von Sicherheitsbedenken für den Kauf einer Gizmo-Uhr als Telefonalternative für ihr Kind. Der Markt für Kindersmartwatches boomt, mit vielen Unternehmen, die sich um die junge Zielgruppe und deren Eltern bemühen. Smartwatches für Kinder werden zunehmend von Eltern aufgrund der Möglichkeit zur Standortverfolgung und der Sicherheit geschätzt. Bildungseinrichtungen betrachten diese Geräte oft als Ablenkung, und die Diskussion über ihren Platz in der digitalen Erziehung bleibt komplex. Die Verbreitung von Smartwatches wirft Fragen über die zukünftigen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und Autonomie auf.
Als Jennifer Hills ältestes Kind die fünfte Klasse erreichte, begann sie sich Gedanken darüber zu machen, wie sie die Zeit zwischen der Schulbusankunft und ihrer Rückkehr von der Arbeit in Cleveland überbrücken könnte. “In diesem Haus gibt es kein Telefon, falls etwas schiefgeht”, dachte sie besorgt. In ihrer Kindheit gab es zwar keine Mobiltelefone, aber Festnetztelefone und aufmerksame Nachbarn, die ein Auge aufeinander hatten. Solche Gemeinschaften, in denen jeder jeden kannte, scheinen jedoch vergangen zu sein. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Kind einfach zu jemandem geht, an die Tür klopft und sagt: ‘Mein Freund ist vom Fahrrad gefallen. Kann ich Ihr Telefon benutzen?'”, bemerkte Hill nachdenklich.
Hills Widerstand gegen Smartphones für ihr Kind führte sie schließlich zu der Überlegung, eine Smartwatch zu kaufen. Eine befreundete Familie hatte kürzlich eine solche Anschaffung gemacht, und Hill entschied sich schließlich für eine Gizmo-Uhr von Verizon. Damals, im Jahr 2018, waren die Möglichkeiten beschränkt: Die Uhr konnte bis zu zehn Nummern speichern und bot nur vorprogrammierte Textnachrichten an. Doch sie erlaubte auch eine einfache Standortverfolgung. Heute bietet die jüngere Generation dieser Uhren weit mehr Funktionen und wird von vielen als “wahre Telefonalternative am Handgelenk” beschrieben, erklärt George Koroneos von Verizon.
Wachsende Popularität der Smartwatches
Der Markt für Kindersmartwatches boomt. Vor einem Jahrzehnt gab es nur wenige Anbieter, heute jedoch wetteifern zahlreiche Unternehmen um die Gunst der jungen Zielgruppe sowie deren Eltern. Kris Perry, Geschäftsführer des Children and Screens Institute, erklärt, dass diese Uhren zunehmend das erste technische Gerät der Kinder darstellen. Auch in Hills Nachbarschaft ist der Aufschwung der Smartwatches spürbar: Während ihre älteren Söhne nur wenige Freunde mit diesen Uhren hatten, trägt jedes ihrer Kinder nun eine. Die Uhren sind in ihrer wohlhabenden Vorstadtgemeinschaft beinahe so verbreitet wie die bunten, wiederverwendbaren Trinkflaschen.
Das Wachstum in der Verbreitung dieser Geräte ist jedoch nicht nur auf die Nachfrage der Kinder zurückzuführen. Die Sicherheitsbedenken der Eltern haben maßgeblich dazu beigetragen. Laut einer Studie von T-Mobile halten es 92 Prozent der Eltern für wichtig, den Aufenthaltsort ihrer Kinder jederzeit nachverfolgen zu können. Heutige Technologien haben diese Art der Überwachung möglich gemacht, sagt Mitch Prinstein von der American Psychological Association.
Zwischen technologischen Vorteilen und Sorgen
Doch während die Möglichkeit der ständigen Überwachung einigen Eltern Sicherheit gibt, sehen Bildungseinrichtungen die Geräte oft als eine weitere Ablenkung im Unterricht. Die Diskussion, welchen Platz diese Geräte im Kontext der digitalen Erziehung einnehmen, bleibt komplex. Die Forschung über Smartwatches ist begrenzt, und viele der Auswirkungen bleiben spekulativ. Einige Experten wie Prinstein sehen die potenziellen Vorteile in der Verzögerung der Nutzung sozialer Medien und der damit verbundenen Risiken, andere befürchten, dass sie eine neue Form der digitalen Abhängigkeit schaffen könnten.
Girard Kelly von Common Sense Media erinnert daran, dass die Apple Watch ursprünglich als Luxusgut vermarktet wurde. Doch mit der Einführung kinderfreundlicherer Modelle und erschwinglicherer Alternativen wie der Apple Watch SE, entwickelte sich der Markt kontinuierlich weiter. Während der Pandemie und mit dem wachsenden Sicherheitsbewusstsein vieler Eltern wurde der Bedarf an Kindersmartwatches noch verstärkt.
Am Ende bleibt die Frage: Sollte man den Eingriff in das digitale Leben der Kinder so früh wie möglich beginnen? Prinstein weist darauf hin, dass Familien oft eine Kosten-Nutzen-Abwägung treffen: Die Entscheidung für eine Smartwatch wird häufig aus einem Sicherheitsgedanken heraus getroffen, auch wenn die Logik sagen könnte, dass sie nicht unbedingt notwendig ist. Die wachsende Verbreitung solcher Technologien lässt uns über die künftigen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung und Autonomie nachdenken. Welche Risiken wir bereit sind einzugehen, müssen die Eltern letztlich selbst entscheiden.