- Das James Webb-Weltraumteleskop hat ein neues Bild aufgenommen, das tausende schimmernde Galaxien durch Staubwolken enthüllt. Die im Bild sichtbare Spiderweb-Protokolluster ist eine wachsende Galaxienansammlung, deren Licht uns nach 10 Milliarden Jahren erreicht. Beobachtungen zeigen, dass das frühe Universum lebhafter und heller war als gedacht, mit mehr Galaxien als erwartet. Webb liefert Einblicke in die physikalischen Entwicklungen von Galaxien in ihrer “Adoleszenz”. Unterschiede in der Sternbildung zwischen entfernten und nahen Galaxien könnten auf verschiedene Entstehungsprozesse hinweisen.
Ein faszinierendes neues Bild des James Webb-Weltraumteleskops zeigt tausende schimmernde Galaxien. Diese hat es durch Staubwolken hindurch aufgespürt und mit seinen Infrarot-Instrumenten enthüllt, was sich darunter verbirgt. Im Mittelpunkt des Bildes befindet sich der sogenannte Spiderweb-Protokolluster – eine Ansammlung von Galaxien, die dabei ist, zu einer „kosmischen Stadt“ heranzuwachsen. Das Licht von dieser mystischen Struktur hat erstaunliche 10 Milliarden Jahre gebraucht, um uns zu erreichen. Somit blicken wir auf die frühen Stadien des Universums zurück. Diese über 100 Galaxien umfassende Ansammlung, die eng miteinander interagiert, ist besonders interessant für Astronomen. Denn hier lässt sich beobachten, wie sich Galaxien gruppierten, als das Universum noch jung war.
Die kosmische Stadt im Bau
„Wir sehen den Bau einer der größten Strukturen im Universum – eine Stadt aus Galaxien im Bau“, berichtet der Forscher Jose M. Pérez-Martínez vom Institut für Astrophysik der Kanarischen Inseln und der Universität von La Laguna in Spanien. In unserer kosmischen Nachbarschaft erweisen sich die meisten Galaxien eher als alte, passive Gebilde. Jedoch erhalten wir durch die Beobachtungen des Webb-Teleskops nun erstmals Einblicke in die physikalischen Entwicklungen dieser galaktischen Objekte während ihrer „Adoleszenz“. Diese kosmische Stadt entwickelt sich dynamisch, was auch ihre physikalischen Eigenschaften verändert. Das Bild, das Webb aufnahm, hebt viele Galaxien der Spiderweb-Gruppe hervor, doch nur wenige dieser Galaxien im Zentrum sind durch die Gravitation fest miteinander verbunden. Überraschenderweise entdeckte das Teleskop in dieser Region noch mehr Galaxien, als erwartet.
Neue Galaxien entdeckt
Rhythm Shimakawa von der Waseda-Universität in Japan erklärt: „Wie erwartet fanden wir neue Mitglieder des Galaxienhaufens, doch wir waren erstaunt, mehr als erwartet zu entdecken.“ Der Forscher bemerkt, dass jene bekannten Galaxien, die unserer Milchstraße ähnlich sind und neue Sterne bilden, nicht so stark von Staub verdeckt sind wie einst angenommen. Webb bietet bahnbrechende Informationen über das frühe Universum, da es als gegenwärtig stärkstes Teleskop in der Lage ist, extrem weit entfernte Objekte zu erfassen. Das offenbart, dass das frühe Universum möglicherweise lebhafter und heller war, als ursprünglich postuliert. Besonders in Bezug auf den Spiderweb-Protokolluster denken Forscher, dass die geringeren Staubmengen einen Hinweis auf den Entstehungsprozess dieser Galaxien geben können. Anders als bei nahen Galaxien, bei denen Sternbildung oft durch Interaktion oder Verschmelzung von Galaxien angetrieben wird, scheint es hier noch ausreichend Gasquellen zu geben, die die Sternentstehung fördern.