- Grüner Wasserstoff kann fossile Brennstoffe in großen Industrien ersetzen. Mehr Mut und stärkere Finanzierung durch die „Europäische Wasserstoffbank“ sind in Europa nötig. Maria Leis betonte die Bedeutung von Investitionen in klimafreundliche Technologien. Die EU plant bis 2030 jährlich zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren und zu importieren. Der Transport von Wasserstoff und die Nutzung der Europäischen Wasserstoffbank sind zentrale Themen in Österreich.
Wird Wasserstoff klimafreundlich produziert, kann er fossile Brennstoffe in großen Industrien ersetzen. In Europa bedarf es jedoch mehr Mut bei der Umsetzung von lokal entwickelten Technologien und einer stärkeren Finanzierung durch die „Europäische Wasserstoffbank“. Diese Entwicklungen lockten bis voriges Jahr zahlreiche Menschen in die Tiroler Alpen. Erstmals fungiert Wien nun als Magnet, um Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt nach Österreich zu bringen. Am Donnerstag waren es die Workshops, die bei den Technology Talks im pittoresken Museumsquartier stattfanden.
Wasserstofftechnologien im Fokus
Ein Arbeitskreis widmete sich den „Wasserstofftechnologien ‘Made in Europe’“, unterstützt von prominenten Institutionen. Die Hauptrednerin, Maria Leis aus Berlin von „Breakthrough Energy“, einer nach dem Pariser Abkommen 2015 gegründeten Klimaorganisation, betonte die Wichtigkeit von Investitionen in klimafreundliche Technologien. „Wasserstoff, oder H2, ist eine von vielen Lösungen“, hob Leis hervor. Besonders der grüne Wasserstoff, der aus sauberer Energie gewonnen wird, sei entscheidend zur Bewältigung der Klimakrise.
Im europäischen Zweig der amerikanischen Organisation ist Leis für die Vernetzung von Menschen zuständig, die den Aufbau grüner Technologien fördern. „Unsere Programme unterstützen Forschende in der Frühphase ihrer Entwicklungen und die Skalierung der Technologien“, erläuterte sie. Skalierung bedeutet, dass eine Technik wächst und vom Labormaßstab zur Großindustrie ausgebaut wird. „Technologien können nur einen Beitrag leisten, wenn sie groß werden. Europa ist gut in der Frühphase, aber der Industrieaufbau passiert oft in den USA“, so Leis.
Marktentwicklung und Herausforderungen
Ihr Fokus gilt dem europäischen Wasserstoffmarkt. Die Reise nach Wien hat sie besonders gefreut, da sie bisher nur die touristische Seite Österreichs durch Tirol-Urlaube kannte. „Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum, aber auf der Erde meist gebunden, etwa in Wasser oder Kohlenwasserstoffen. Um ihn als Energieträger nutzbar zu machen, muss er von anderen Elementen getrennt werden, was mit erheblichem Energieaufwand verbunden ist“, erklärt die Expertin.
Bis 2030 plant die EU, jährlich zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren und ebenso viel zu importieren. „Wasserstoff spielt vor allem in schwer dekarbonisierbaren Bereichen eine Schlüsselrolle – wie in der Stahl- und Chemieindustrie sowie im Luftverkehr“, erläutert Leis. Beispielhaft nennt sie ein vielversprechendes Start-up aus Wien, das vom kohlebasierten Hochofen zur wasserstoffbasierten Direktreduktion wechseln möchte.
Finanzierung und Infrastruktur
Der Transport von Wasserstoff ist ein weiteres heißes Thema in Österreich. Umweltfreundlich erzeugter H2 könnte etwa aus Nordafrika und Nordeuropa durch Pipelines nach Europa gelangen. Dafür rät Leis, die neu geschaffene Europäische Wasserstoffbank zu nutzen, die den Aufbau industrieller Wasserstoffprojekte finanziert. Schließlich fordert sie, bürokratische Hürden für grüne Technologien abzubauen und die Produktionskosten zu senken: „Bis 2030 könnte die Wasserstoffwirtschaft Arbeitsplätze schaffen und den Erdgasbedarf um zwölf Prozent senken.“