- Österreich ist ein exportorientiertes Land, jedoch zeigt sich dies im Digitalsektor nur sehr begrenzt. Europa hinkt deutlich hinter den USA und China im digitalen Export hinterher. US-Unternehmen exportierten 2021 digitale Produkte im Wert von 672 Milliarden US-Dollar, europäische Unternehmen nur 48 Milliarden US-Dollar. Österreichs digitale Exporte machten 2021 lediglich 1,1 Prozent seiner Gesamtexporte aus. Europa müsse den digitalen Sektor stärken und vermehrt in digitale Infrastruktur investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Österreich ist zweifellos ein exportorientiertes Land, jedoch zeigt sich dies im Digitalsektor nur sehr begrenzt. Europa hinkt deutlich hinter den USA und China hinterher. Die dominierenden globalen Internetriesen stammen fast ausschließlich aus den USA oder China, und dies spiegelt sich auch in den Außenhandelsstatistiken wider. Die digitalen Exporte der USA sind mehr als zehnmal so hoch, während jene Chinas immer noch das Doppelte der Digitalausfuhren Europas ausmachen.
Eine aktuelle Untersuchung unter der Beteiligung von Philipp Koch vom Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria verdeutlicht das Ausmaß dieses Rückstands. Digitale Exporte umfassen beispielsweise Videostreaming oder Cloud-Lösungen, wenn diese grenzüberschreitend in Anspruch genommen werden. Solche Transaktionen zu erfassen, ist komplex, insbesondere weil große Technologieunternehmen oft ihre Auslandstransaktionen über lokale Tochtergesellschaften verschleiern. Mithilfe von Machine-Learning-Techniken und Umsatzstatistiken von über 15.000 Unternehmen hat das Forschungsteam um Koch bilaterale Handelsschätzungen für 31 Sektoren, 189 Länder und den Zeitraum von 2016 bis 2021 erstellt.
Digitaler Welthandel wächst
Laut dieser Untersuchung exportierten US-Unternehmen im Jahr 2021 digitale Produkte im Wert von 672 Milliarden US-Dollar (629 Mrd. Euro), während europäische Unternehmen lediglich auf 48 Milliarden US-Dollar kamen. Noch deutlicher ist der Vorsprung Chinas, das im selben Zeitraum digitale Produkte im Wert von 107 Milliarden US-Dollar exportierte. Zudem zeigte die Studie, dass die Produktion digitaler Güter auf weniger Hersteller konzentriert ist als bei anderen Waren des Welthandels, während der Konsum breiter gestreut ist. Im Jahr 2021 erzielte der globale digitale Handel einen Umsatz von knapp einer Billion US-Dollar, was etwa 3,5 Prozent des Welthandels ausmacht. In den sechs untersuchten Jahren wuchs dieser Sektor jährlich um etwa ein Viertel. Sollte dieses Wachstum anhalten, könnten digitale Produkte bis 2030 bereits 15 Prozent des Welthandels ausmachen.
Eingeschränkte Rolle Österreichs im Digitalsektor
Obwohl Österreich als ein Land mit starker Exportwirtschaft gilt, spiegelt sich dies im Digitalsektor nur bedingt wider. Nur 1,1 Prozent der Exporte oder weniger als 290 Millionen Dollar im Jahr 2021 entfallen auf digitale Güter, so Koch. Steigende digitale Exporte seien jedoch „ein Schlüsselelement für das langfristige wirtschaftliche Wohlergehen von Österreich und Europa im globalen Markt.“ Europa müsse den digitalen Sektor stärken und vermehrt in digitale Infrastruktur investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die in der Studie verwendeten Zahlen sind konservativ geschätzt, da die Definition für digitale Produkte enger gefasst ist und das geschätzte Handelsvolumen somit kleiner ausfällt als in anderen Studien zum Thema. Die Ergebnisse wurden auf Basis von sehr großen digitalen Firmen hochgerechnet, was ebenfalls zu Verzerrungen geführt haben könnte.