- Die Nutzung der Kernenergie hat zu etwa 430.000 metrischen Tonnen abgebrannter Brennelemente geführt, für die es noch keine dauerhafte Entsorgungslösung gibt. Finnland nimmt eine Führungsrolle ein und hat mit dem Bau der unterirdischen Lagerstätte Onkalo begonnen, um verbrauchten Kernbrennstoff sicher zu lagern. Onkalo plant den Gebrauch von Kupferbehältern, die in 430 Metern Tiefe vergraben und mit Bentonit umhüllt werden sollen, um den Brennstoff über Jahrtausende sicher einzuschließen. Trotz Fortschritten in Finnland bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der langfristigen Sicherheit der Lagerstätte, besonders bezüglich der möglichen Korrosion der Kupferbehälter im Grundwasser. Auch andere Länder wie Schweden, Kanada, Frankreich, die Schweiz und Italien verfolgen ähnliche Projekte zur sicheren Lagerung von Kernbrennstoffen, stoßen dabei jedoch auf unterschiedliche Herausforderungen und Widerstände.
Seit den 1950er Jahren hat die Nutzung der Kernenergie weltweit an Bedeutung gewonnen. Über 400 Reaktoren in 31 Ländern erzeugten bislang etwa 430.000 metrische Tonnen abgebrannter Brennelemente. Dennoch gibt es bis heute keine dauerhafte Lösung für deren Entsorgung. Schätzungen zufolge wurden rund 30 Prozent dieses Brennstoffs wiederaufbereitet. Dabei werden Elemente genutzt, um neuen Brennstoff für Kernkraftwerke zu erzeugen. Der verbleibende Teil lagert vorübergehend und wartet auf eine endgültige Bestimmung. Vor dem Hintergrund der global ansteigenden Bemühungen, die Energieproduktion zu dekarbonisieren, steigt auch die Notwendigkeit einer effizienten Lösung für die Entsorgung dieses radioaktiven Abfalls. Idealerweise sollte verbrauchter Brennstoff in tiefliegenden geologischen Einrichtungen deponiert werden, die ihn über Jahrtausende sicher einschließen können. Der Brennstoff stellt eine erhebliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar, da er für Jahrmillionen radioaktiv bleibt.
Die finnische Führungsrolle
Obwohl mehrere solcher unterirdischen Lagerstätten in Entwicklung sind, ist bislang keine abgeschlossen. An vorderster Front steht Finnland, das bereits den nötigen unterirdischen Raum für ein Endlager gegraben hat. An der Westküste des Landes, etwa drei Stunden Fahrt von Helsinki entfernt, entsteht Finnlands erstes Kapselungswerk. Diese Anlage, bekannt als Onkalo, soll den verbrauchten Brennstoff von fünf finnischen Reaktoren aufnehmen. Der Bau des Lagers erfolgt durch Posiva Oy, ein Unternehmen, das 1995 von zwei finnischen Kernkraftwerksbetreibern gegründet wurde, um eine dauerhafte Lösung für die Lagerung des Brennstoffs zu entwickeln. In Felsformationen in 430 Metern Tiefe werden Tests durchgeführt. Die verbrauchten Brennstäbe werden in Kupferbehältern untergebracht, die in Granitwänden versenkt und mit Bentonit – einem weichen, plastischen Ton – ummantelt werden.
Im März wurden fünf Testbehälter, gefüllt mit nicht-radioaktiven Materialien, versiegelt und in einem 70 Meter langen Tunnel unterirdisch gelagert. Diese Testphase zeigt die Machbarkeit von Onkalos Lagerverfahren. Der Bau von Onkalo kostete bisher etwa 900 Millionen Euro, und weitere 4 Milliarden Euro werden benötigt, um das Projekt abzuschließen. Der Fortschritt bedurfte Jahrzehnte intensiver Forschung und zahlreicher Genehmigungen. Lokale Skepsis gegenüber der Anlage bleibt jedoch bestehen, nicht zuletzt wegen der im Grundwasser potenziell korrosiven Wirkung auf die Kupferbehälter.
Internationale Bestrebungen
Neben Finnland stehen auch andere Länder vor der Herausforderung, dauerhafte Endlagerstätten zu errichten. Schweden beispielsweise plant den Bau eines Endlagers für bis zu 12.000 Tonnen verbrauchten Kernbrennstoffs. In Kanada ist ebenfalls ein Lager geplant, das nach jahrelangem Diskurs in der indigenen Gemeinde der Wabigoon Lake Ojibway Nation errichtet werden soll. Frankreich und die Schweiz arbeiten an ähnlichen Projekten und überwinden dabei bürokratische Hürden. Während in Frankreich frühestens im Jahr 2027 mit Feldarbeiten begonnen wird, hofft die Schweiz, den Bau ihres Lagers bis 2060 abzuschließen. Auch Italien steckt in der Planungsphase und prüft mögliche Standorte. Diese globalen Anstrengungen zeigen, dass die sichere und endgültige Lagerung von Kernabfällen eine Herausforderung bleibt, die Aufmerksamkeit und Innovation erfordert.