- Die Komplexität und Menge von Desinformationskampagnen im Internet haben in den letzten Jahren zugenommen. . Ein aktueller Fall von Desinformation betraf die angebliche Manipulation von Stimmen in Bucks County, Pennsylvania, und wurde von russischen Netzwerken verbreitet. . Forscher identifizierten 194 Nutzerkonten, die konsistent pro-russische Desinformationen verbreiteten und sich als westliche Bürger ausgaben. . Schwachstellen in Medienlandschaften, wie unzureichend überwachte Kommentarsektionen, werden von Desinformationskampagnen gezielt ausgenutzt. . Russische Staatspropaganda nutzt manipulierte Kommentare, um westlichen Publikationen zu suggerieren, dass westliche Bürger mit russischen Ansichten übereinstimmen.
In den letzten Jahren sind sowohl die Menge als auch die Komplexität von Desinformationskampagnen im Internet gestiegen. Ein aktueller Fall betrifft die angebliche Manipulation von Stimmen im Bezirk Bucks County, Pennsylvania. Ein Nutzer der rechtsgerichteten Webseite Gateway Pundit, unter dem Pseudonym “Dan from Ohio,” behauptete, ein Wahlhelfer hätte Wahlzettel für Donald Trump vernichtet und jene für Kamala Harris behalten. Diese Nachricht erwies sich als falsch. Der Nutzer “Dan” stammt nicht aus Ohio und das erwähnte Video ist gefälscht. Tatsächlich handelt es sich um eines von zahlreichen Konten, die von einer russischen Desinformationskampagne betrieben werden, wie Forscher von Media Watchdog festgestellt haben. Diese resultierenden Erkenntnisse teilten sie mit dem Technikmagazin WIRED.
Verborgene Operationen der Desinformation
Laut einem Bericht von NewsGuard, der 194 Nutzer identifizierte, verfolgen diese Konten durchgehende pro-russische Desinformationen und geben sich als unzufriedene westliche Bürger aus. Ihre Beiträge sind gezielt auf bestimmte Artikel in rechtslastigen US-Publikationen wie dem Gateway Pundit, New York Post, Breitbart, und Fox News, sowie auf dem britischen Daily Mail und der französischen Webseite Le Figaro gerichtet. Dem Unternehmen Fox News zufolge werden Kommentare auf ihrer Plattform von der externen Firma OpenWeb überwacht. Breitbart reagierte in einer offensichtlichen Verärgerung auf die Anfragen zur Stellungnahme und lehnte eine Kooperation ab.
Ein Vertreter von NewsGuard erklärte, dass solcherlei Kampagnen oft Schwachstellen in der Medienlandschaft ausnutzten. Kommentarsektionen, die eigentlich zur Leserbindung gedacht sind, lassen aufgrund unzureichender Sicherheitsvorkehrungen ein freies Spiel für solche Akteure zu. Sie können so leicht Identitäten wechseln und die Illusion echter Graswurzelkampagnen erzeugen. Die Desinformationsnarrative, die von diesen Konten verbreitet werden, sind unter anderem mit der russischen Kampagne Storm-1516 verbunden. Diese ist für die Verbreitung gefälschter Videos bekannt, die kreml-freundliche Botschaften transportieren.
Influence Operations im Diskus
Nachdem das vermeintliche Video aus Bucks County viral ging, bestätigten Forscher schnell die russische Urheberschaft dahinter. Russische Einflusskampagnen haben traditionell Kommentarsektionen genutzt, um ihre Narrative zu verstärken, auch während anderer Kampagnen. Laut Darren Linvill von der Clemson University kann die strategische Platzierung von Desinformation in nicht zusammenhängenden Diskussionen beachtliche Wirkung entfalten, selbst wenn die dahinterstehende Konten keinerlei Follower haben.
Zusätzlich zu den manipulierten Kommentaren, nutzt russische Staatspropaganda diese auch oftmals, um westliche Publikationen in ihren Argumenten zu stützen, und behauptet, die westliche Öffentlichkeit stimme mit russischen Sichtweisen überein. Forscher von Newsguard identifizierten über hundert solcher Artikel in russischen Staatsmedien, die gezielt auf Kommentare westlicher Quellen referenzieren, um ihre eigenen Behauptungen zu untermauern.
Diese Strategie ermöglicht es, Propaganda subtil und organisch erscheinen zu lassen und so schwieriger zu identifizieren. Indem immer wieder dieselben Behauptungen in verschiedenen Kontexten verbreitet werden, erlangen sie möglicherweise eine scheinbare Glaubwürdigkeit. Eine weitere Episode dieser Desinformationskampagne diente kürzlich dazu, unbelegte Behauptungen zu verbreiten, dass der ukrainische Präsident mit westlicher militärischer Hilfe ein Fahrzeug Adolf Hitlers gekauft hätte. Solche falschen Geschichten sind Teil von Netzwerken inauthentischer Webseiten, die von beispielsweise Herrn Dougan kontrolliert werden, welcher mittlerweile in Moskau lebt und operiert.