- Virale Videos können unerwartete Langzeiteffekte haben, wie die Inspiration für technologische Innovationen im Sportbereich. Die Unternehmen OneCourt, Field of Vision und Touch2See entwickeln Technologien, die es sehbehinderten Menschen ermöglichen, Sportspiele taktil zu erleben. Field of Vision hat Kameras mit geringer Latenz entwickelt, um ein Echtzeiterlebnis zu gewährleisten, und Touch2See verwendet ein vibrationsbasiertes Rückmeldesystem für Spielereignisse. OneCourt nutzt eine pixelbasierte Technik ähnlich animiertem Braille für eine detaillierte Spielverfolgung und bietet eine Text-zu-Sprache-Lösung an. Alle Unternehmen planen eine Ausweitung ihrer Geräte für den Heimgebrauch, um eine breitere Zielgruppe zu erreichen.
Die meisten viralen Videos haben eine kurze Halbwertszeit, doch hin und wieder entfalten sie weitreichendere Wirkungen, als man erwarten würde. Die Gründer der Unternehmen OneCourt, Field of Vision und Touch2See – mit Sitz in Seattle, Dublin und Toulouse – waren von unterschiedlichen Clips inspiriert, die jedoch alle das gleiche Grundthema hatten: blinde Menschen, deren Hände von einer Begleitperson über eine Miniaturversion eines Fußballfelds geführt werden, um das Geschehen eines Live-Spiels besser zu erfassen. Statt wie viele Videos schnell in Vergessenheit zu geraten, inspirierten diese Aufnahmen die Gründer zu der Idee, ein Gerät zu entwickeln, das die Art und Weise, wie Sehbehinderte Sport erleben, revolutionieren könnte.
Technologische Pionierarbeit im Sport
Alle drei Unternehmen stellen sogenannte „taktile Broadcaster“ her, wie OneCourt-CEO Jerred Mace sie bezeichnet. Während sich die Geräte in Nuancen unterscheiden, verfolgen sie doch alle dasselbe Ziel: die Bewegungen auf dem Spielfeld in Fingerbewegungen umzusetzen, die der Benutzer spüren kann. Wie Touch2See-Vertriebsleiter John Brimacombe erklärt, kann man nicht Hunderte von Menschen dazu bringen, dies individuell zu tun. Daher sei es entscheidend, diese Technologie erschwinglicher, zugänglicher und zeitgemäßer zu gestalten. In den letzten Jahren hat sich im Sport eine technologische Revolution vollzogen. Professionelle Vereine greifen auf Firmen wie Opta Stats und Catapult Sports zurück, um Performancedaten zu sammeln. Diese Daten befähigen die bei Touch2See und OneCourt entwickelten Geräte zur Umsetzung ihrer Funktion.
Das taktile Erlebnis der Zukunft
Field of Vision ist einen etwas anderen Weg gegangen, indem sie ihre eigenen Kameras mit geringer Latenz entwickelten, die alle Daten lokal verarbeiten, bevor sie sie an das Gerät senden, um die Echtzeitdarstellung zu gewährleisten. Scheinbar ähnelt der Gebrauch einem spielorientierten Ouija-Brett, doch mit weit weniger mystischem Gehalt. Das entscheidende Gefühl des Miterlebens und der simultanen Teilnahme wird so ermöglicht, was Mace als den magischen Moment beschreibt. Neben der Position des Balls auf dem Spielfeld bieten alle drei Geräte weitere kommunikative Funktionen für Spielereignisse. So arbeiten sowohl Touch2See als auch Field of Vision mit vibrationsbasierten Rückmeldesystemen, die unterschiedliche Aktionen anzeigen, ähnlich dem Force-Feedback einer Spielekonsole. Verschiedene Vibrationsstufen signalisieren Pässe, Ballbesitzwechsel und Tore.
Wegweisende Technologien im Wohnzimmer
Während OneCourt ein anderes Konzept gewählt hat, indem es eine pixelbasierte Technik ähnlich animiertem Braille nutzt, um Bewegungen zu vermitteln, eröffnet dies einzigartige Darstellungsweisen. Diese innovative Umsetzung ermöglicht eine detaillierte und mehrdimensionale Betrachtung, wie zum Beispiel bei Baseballspielen, wo gleichzeitig die Position des Balls in Bezug auf den Schlagmann sowie die Basis- und Läuferpositionen angezeigt werden. Die Möglichkeit eines „Split-Screen“-Modus bietet zusätzliche Kontextinformationen während eines Spiels. Auch Audio ist Teil des umfassenden Erlebnisangebots. Sollten keine Live-Kommentare verfügbar sein, bietet OneCourt eine Text-zu-Sprache-Lösung, um die Ballbewegungen auditiv zu beschreiben.
Jenseits der Stadiengrenzen
Alle drei Unternehmen planen auch, ihre Geräte für den Heimgebrauch anzubieten, da dort die Nachfrage aufgrund der Vielzahl an sportbegeisterten Sofa-Fans am größten sein dürfte. Die Herausforderungen hierbei sind das Lizenzieren der Tracking-Daten, deren Synchronisation mit dem Fernsehbild und die Gewährleistung eines reibungslosen technischen Supports. Momentan konzentrieren sich alle Firmen darauf, ihre Geräte in möglichst vielen Stadien zugänglich zu machen, um so breit wie möglich zum Einsatz zu kommen. Die Resonanz der Nutzer, darunter langjährige Sportfans wie der irische Rugby-Enthusiast Martin Gordon, zeigt bereits, welch immense Bereicherung dieses Erlebnis für sehbehinderte Zuschauer darstellt. Videos von Nutzern, die diese neuen Möglichkeiten bei Sportveranstaltungen entdecken, verbreiten sich jetzt selbst viral und könnten so den Kreislauf eines technologischen Meilensteins beschließen.