- Verbraucher sollen durch KI über bestehende Gerichtsurteile besser informiert werden können. Ein Pilotprojekt am Landgericht Hanau zielt darauf ab, Urteilsanonymisierung zu automatisieren. Das Pseudonymisierungs-Tool “Jano” wird in verschiedenen Städten getestet und soll Effizienz steigern. Aktuell werden nur wenige Urteile in Deutschland veröffentlicht, was Transparenz einschränkt. Der Einsatz von “Jano” könnte die Zugänglichkeit von Urteilen erhöhen und künftige KI-Anwendungen unterstützen.
Im alltäglichen Leben kommt es immer wieder zu Konflikten: Ob es der Ärger über einen Mietwagen ist, Streitereien mit einem Reiseveranstalter oder der nachbarschaftliche Zwist wegen eines Gartenzauns. Verbraucher sollen bald besser informiert werden können über bereits existierende Gerichtsurteile in solchen und ähnlichen Streitfällen. Dies wird durch den Einsatz von fortschrittlicher Künstlicher Intelligenz möglich gemacht. Ein innovatives Pilotprojekt, entwickelt am Landgericht Hanau in Kooperation mit Partnern aus Baden-Württemberg, startet in Kürze.
Ein Projekt mit Weitblick
Der Präsident des Landgerichts Hanau, Frank Richter, ist eine treibende Kraft hinter dieser Initiative. Sein Ziel ist es, nach einer Evaluationsphase im Sommer, das Projekt noch vor Herbstbeginn auf sämtliche ordentliche Gerichte in Hessen und Baden-Württemberg auszuweiten. Die derzeitige Praxis der Anonymisierung von Urteilen ist mühsam und fehlerbehaftet, da sie manuell erfolgt. Dies geschieht, um aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Rückschlüsse auf die vom Prozess betroffenen Personen zuzulassen. Richter erläutert: „Es ist ein zeitraubendes und störanfälliges Verfahren.“
Automatisierte Anonymisierung durch KI
Mit „Jano“, dem Pseudonymisierungs-Tool, wird ein neuer Weg eingeschlagen. „Jano“, das für „Justiz-Anonymisierung“ steht, wurde unter Mitwirkung des Landgerichts Mannheim entwickelt und automatisiert diese Anonymisierung. Derzeit wird das Tool nicht nur in Hanau, sondern auch in anderen Städten wie Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt getestet. Der Einsatz von „Jano“ verspricht Effizienz durch die Automatisierung und wird durch Bundesmittel gefördert.
Das Anliegen von Richter und seinem Team ist nicht nur die Namen von Personen oder Orten zu entfernen. Vielmehr soll die Lesbarkeit erhalten bleiben, indem die Rollen von Prozessbeteiligten, wie Angeklagten oder Klägeranwälten, weiterhin kenntlich gemacht werden. Das Tool wird webbasiert, sodass es von jedem Gericht leicht zu nutzen ist. Datenschutzrechtliche Belange stehen dabei an oberster Stelle.
Bessere Transparenz und Qualität durch „Jano“
Derzeit ist die Veröffentlichung von Urteilen in Deutschland spärlich. Lediglich ein bis zwei Prozent der Entscheidungen werden öffentlich gemacht, was den Zugang zu relevanten Informationen für die Öffentlichkeit stark einschränkt. Viele Urteile bleiben nur aufgrund der zufälligen Entscheidung eines Gerichts unzugänglich. Mit „Jano“ hofft das Landgericht Hanau, die Zahl der zugänglichen Urteile zu erhöhen und die Arbeit der Gerichtsbarkeit transparenter zu gestalten. Darüber hinaus hilft die Arbeit mit diesem Tool, wertvolle Trainingsdaten für zukünftige KI-Anwendungen zu generieren.