- Friedrich Merz schlägt vor, durch Speicherung von Gesundheitsdaten auf Gesundheitskarten Rabatte bei Krankenversicherungsbeiträgen zu gewähren. Merz betont das ungenutzte Potenzial von Gesundheitsdaten in Deutschland und erhält Zustimmung, sieht jedoch Kritik von Experten in Bezug auf Ethik und Sicherheit. Die Debatte umfasst Sicherheitsbedenken bezüglich der elektronischen Patientenakte und unklare Datennutzungsstrategien. Ein Opt-Out-Verfahren für die elektronische Patientenakte wird diskutiert, trotz Bedenken über mögliche Diskriminierung. Der GKV-Spitzenverband warnt vor finanziellen Risiken durch mögliche Einnahmeverluste bei Rabatten.
Friedrich Merz präsentierte kürzlich auf einer Wahlkampfbühne in Dresden eine kontroverse Idee zur Reform des Gesundheitssystems. Wer sich dazu entscheidet, seine Gesundheitsdaten auf der eigenen Gesundheitskarte zu speichern, solle einen Rabatt von zehn Prozent auf die Krankenversicherungsbeiträge erhalten. Aus Sicht von Merz, der somit die Vorteile der Datennutzung in den Vordergrund rückt, redet Deutschland zu viel über Datenschutz und nutzt nicht das volle Potenzial der vorhandenen Daten. Diese Positionierung fand auf der Bühne breite Zustimmung, während Merz ausdrücklich betonte, dass er selbst sofort bereit wäre, solcherlei Maßnahmen wahrzunehmen.
Ökonomische Anreize als Schlüssel?
In ausführlichen Erläuterungen stellte Merz die Möglichkeit in Aussicht, das Gesundheitssystem durch Anreize zur vermehrten Nutzung der elektronischen Patientenakte effizienter zu gestalten. Demzufolge könnten Versicherte bewusste Entscheidungen gegen Datenschutzbedenken treffen, um von einem ökonomischen Vorteil zu profitieren. Kritiker bemängeln jedoch die unklaren Konsequenzen einer solchen Strategie. Die Virologin Isabella Eckerle äußerte auf der Plattform X strikte Bedenken, indem sie den Vorstoß als „maximal unethisch“ bezeichnete. Auch der grüne Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen kritisiert und vergleicht Gesundheitsdaten nicht mit einem „Rabattcoupon“.
Die Debatte wird zusätzlich durch Sicherheitsbedenken verkompliziert. Berichte über die Anfälligkeit der Sicherheitsmaßnahmen der elektronischen Patientenakte (ePA) werfen ernsthafte Fragen auf. Es bleibt die Frage, ob die Gesellschaft bereit ist, ihre Datenschutzbedenken zugunsten eines Rabatts zu übergehen. Die CDU hat bisher noch keine klaren Antworten darauf gegeben, wie eine effektive Nutzung der Gesundheitsdaten konkret ausgestaltet werden könnte.
Datenschutz versus Nutzen
Die Diskussion um die Gesundheitsdaten reißt nicht ab. Ein Sprecher der CDU argumentierte, dass die Verwendung der elektronischen Patientenakte helfen könnte, dem Gesundheitswesen Kosten zu ersparen, indem Doppeluntersuchungen vermieden und die Arzneimittelentwicklung vorangetrieben würden. Dennoch bleibt es unklar, wie genau diese Daten genutzt werden sollen. Auch wenn Deutschland bei der Auswertung von Gesundheitsdaten im internationalen Vergleich hinterherhängt, ist der politische und gesellschaftliche Widerstand gegen eine allzu freizügige Datenverwendung nicht zu unterschätzen.
Ein weiteres wesentliches Element der Debatte bildet das Opt-Out-Verfahren, welches vorsieht, dass jedem gesetzlich Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte zugeteilt wird. Trotz Sicherheitsbedenken gibt es bisher nur wenig Widerspruch aus der Bevölkerung. Kritiker warnen jedoch, dass die Einführung eines ökonomischen Anreizes im schlechtesten Fall eine diskriminierende Wirkung entfalten könnte, indem diejenigen benachteiligt werden, die ihre Daten lieber geschützt wissen wollen. Es stellt sich hierbei die generelle Frage, ob finanzielle Anreize tatsächlich notwendig oder gar zielführend sind.
Langfristige Vision oder gefährliche Kurzsichtigkeit?
Neben den ethischen Diskussionen um den Umgang mit Gesundheitsdaten werfen finanzielle Überlegungen eine weitere Dimension in die Waagschale. Der GKV-Spitzenverband weist darauf hin, dass durch einen Rabatt auf die Krankenversicherungsbeiträge beträchtliche Einnahmeverluste drohen könnten. Der Vorschlag von Merz erweist sich daher als Zündstoff für eine vielschichtige und hochkritische Diskussion über den Wert und die Verwendungsart von Gesundheitsdaten im digitalen Zeitalter. Während die Vision eines effizienteren Gesundheitssystems verlockend klingt, bleibt die Frage offen, ob der vorgeschlagene Weg zu mehr Nutzen oder mehr Schaden führt.