- Süßwasser wird in vielen Ländern knapp, aber nicht in Grönland. Das Eisschild von Grönland enthält etwa 10 % des weltweiten Süßwassers. Ein Startup plant, Gletscherschmelzwasser in Südgrönland zu ernten und weltweit zu verschicken. Das Projekt soll vollkommen klimaneutral sein und minimale Umweltschäden verursachen. Die Grönländische Regierung hat dem Startup exklusive Rechte für die nächsten 20 Jahre gewährt.
Wenn Sie über unsere Links einkaufen, verdienen wir möglicherweise eine Provision. Dies unterstützt unseren Journalismus. Süßwasser wird in vielen Ländern zunehmend knapp, aber nicht in Grönland. Das Eisschild von Grönland enthält etwa 10 % des weltweiten Süßwassers, und Schätzungen zufolge fließen jährlich über 200 Milliarden Liter davon ins Meer. Mit dem Klimawandel wird immer mehr Wasser von Grönland weggespült.
Ein neuer Ansatz zur Wasserwirtschaft
In einigen Gegenden mit Wasserknappheit werden dieselben Moleküle derzeit durch Entsalzung aus dem Meer in Trinkwasser umgewandelt, was hohe finanzielle und elektrische Kosten verursacht. Dies hat ein Startup zu einem ungewöhnlichen und ehrgeizigen Geschäftsprojekt inspiriert, das von der grönländischen Regierung teilweise genehmigt wurde: das Ernten von Gletscherschmelzwasser und dessen Versand ins Ausland. „Wir haben eine der besten Ressourcen der Welt und davon reichlich. Diese Botschaft wollen wir an Investoren und potenzielle Märkte weitergeben“, sagt Naaja H. Nathanielsen, Grönlands Ministerin für Wirtschaft und Handel.
Das Startup plant, einen Damm in Südgrönland zu bauen, Schmelzwasser aufzufangen und es dann weltweit mit Schiffen in großen Wasserträgern zu transportieren. Falls alles nach Plan verläuft, soll das Projekt vollkommen klimaneutral sein und minimale Umweltschäden verursachen. „Das ist eines der saubersten Wasser der Welt. Jeder, der grönländisches Wasser probiert hat, weiß, dass es pures, weißes Gold ist“, sagt Samir Ben Tabib, Mitbegründer und Leiter der internationalen Beziehungen des Startups.
Ökonomische und ökologische Auswirkungen
Arctic Water Bank, betont Ben Tabib, ist in erster Linie ein Geschäft, aber er glaubt, dass es auch den Grönländern und der Welt helfen könnte. Seine Firma wolle die natürlichen Ressourcen Grönlands nutzen und Steuern auf die erzielten Einkünfte zahlen, ein Ziel, das die Regierung teilt. „Das Ziel ist zweifach“, erklärt Nathanielsen. „Es geht um neue Einnahmequellen für den Staatshaushalt und die lokale Geschäftsentwicklung sowie die damit verbundene Schaffung von Arbeitsplätzen.“
Derzeit hat das Startup die notwendigen Genehmigungen. In Dokumenten, die von WIRED einsehbar sind, gewährt die Regierung dem Unternehmen die alleinigen Rechte für die nächsten 20 Jahre, das gesamte Wasser und Eis aus einem Fluss in der Nähe der Stadt Narsaq zu nutzen. Durchschnittlich produziert dieser Fluss 21,3 Milliarden Liter Wasser pro Jahr, fast ausschließlich Schmelzwasser vom grönländischen Eisschild. Bevor jedoch Wasser verschickt werden kann, muss ein Damm gebaut werden, und Arctic Water Bank benötigt eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den Baubeginn.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Dies ist nicht so unüberwindbar, wie es scheint. Grönland mag eine der unberührtesten Umgebungen der Welt sein – etwa so groß wie Westeuropa und Heimat von weniger als 60.000 Menschen – aber der Bau von Dämmen ist keine Seltenheit, sagt Karl Zinglersen, Leiter des Departements für Umwelt und Mineralien am Grönländischen Institut für Naturressourcen. In den frühen 1990er Jahren wurde der erste Wasserkraftdamm gebaut, um die Hauptstadt Nuuk zu versorgen, und seitdem wurden einige kleinere Wasserkraftdämme im ganzen Land gebaut. Der UVP-Prozess ist sehr gründlich, sagt Zinglersen, aber in seiner Erfahrung stoppt er Projekte selten.
Arctic Water Bank schätzt die Gesamtkosten des Standorts, einschließlich Damm- und Versandanlagen, auf 100 Millionen Dollar. Ben Tabib sagt, er und seine drei Mitgründer erwögen mehrere Investoren, einige aus Grönland, andere aus dem Ausland, einschließlich einiger amerikanischer Private-Equity-Firmen.
Ein früheres Projekt der Gründer bestand darin, grönländisches Eis auszuhöhlen und es in Cocktailbars rund um die Welt zu liefern. Das aktuelle Vorhaben stellt allerdings eine neue Dimension dar, und die Erfolgsaussichten scheinen umstritten. Kritiker wie David Zetland, ein Assistenzprofessor an der Universität Leiden, hegen Zweifel, dass das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist. Zetland betont, dass Entsalzung von Meerwasser für Länder mit Küstenlinie weiterhin eine annehmbare Alternative bleibt. Das Szenario stellt enorme unternehmerische und logistische Herausforderungen, aber die potenziellen Vorteile auf lokaler und globaler Ebene sind nicht zu unterschätzen.