- Verbraucher in Hanau sollen durch ein KI-unterstütztes System effizienter über Gerichtsurteile informiert werden. Das Projekt am Landgericht Hanau setzt auf das Pseudonymisierungs-Tool „Jano“ zur Automatisierung der Datenanonymisierung. Frank Richter plant, das System nach erfolgreicher Evaluation auf sämtliche ordentliche Gerichte in Hessen und Baden-Württemberg auszuweiten. Der Einsatz von „Jano“ soll die Transparenz in der deutschen Justiz erhöhen und als Modell für zukünftige Justizreformen dienen. Das Projekt könnte einen Präzedenzfall für die Integration von Technologie in rechtliche Prozesse schaffen.
Inmitten von Hanau, einer Stadt, die oft als Kulisse für Alltagsszenarien wie Streitigkeiten um Mietwagen, Konflikte mit Reiseveranstaltern oder Zank um Gartenbegrenzungen fungiert, zeichnet sich eine bedeutende justizielle Neuerung ab. Verbraucher sollen künftig effizienter über bestehende Gerichtsurteile informiert werden können, dank eines von künstlicher Intelligenz unterstützten Ansatzes. Dieses innovative Projekt, erdacht am Landgericht Hanau, fungiert als Pilotprojekt und verbindet die Kräfte Hessens und Baden-Württembergs.
Ein Schritt Richtung Modernisierung
Der erleuchtende Kommentar vom Landgerichtspräsidenten Frank Richter verdeutlicht das übergeordnete Ziel: “Unser Vorhaben ist, das Projekt nach einer umfassenden Evaluation bis zum Herbst auf sämtliche ordentliche Gerichte in den beiden Bundesländern auszuweiten.” Die bisherige Praxis der manuellen Anonymisierung von Urteilen, die zum Zweck des Datenschutzes dient und Rückschlüsse auf Prozessbeteiligte verhindern soll, hat sich als fehleranfällig und zeitraubend erwiesen.
Bei der Eingliederung des Pseudonymisierungs-Tools „Jano“ – was für „Justiz-Anonymisierung“ steht – erfahren die Gerichte eine Automatisierung dieser Prozesse. Neben Hanau und Mannheim findet das Programm auch an Gerichten in Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt Anwendung und wird großzügig durch Bundesmittel unterstützt.
Neue Technologie in der Justiz
Frank Richter testet „Jano“ persönlich und äußert sich zufrieden über dessen Leistungsfähigkeit. Die Pseudonymisierung beschränkt sich nicht nur auf die Entfernung von Namen und Orten; sie bewahrt die Rollen von Prozessbeteiligten und erhält damit die Lesbarkeit der Urteilstexte. Dies sorgt dafür, dass die wesentliche Struktur der Texte intakt bleibt. Die Anwendung wird webbasiert gestaltet, so dass sie von allen beteiligten Gerichten angewendet werden kann, ohne Kompromisse in puncto Datenschutz.
Der Präsident des Landgerichts weist darauf hin, dass gegenwärtig in Deutschland nur ein kleiner Bruchteil der Urteile veröffentlicht wird – ein bis zwei Prozent, um genau zu sein. Diese eingeschränkte Verfügbarkeit macht es für Bürger schwierig, vergleichbare Entscheidungen ausfindig zu machen. Vieles bleibt dem Zufall überlassen, je nachdem, ob ein Gericht beschließt, seine Entscheidungen zu teilen.
Richtungsweisende Veränderungen
Durch den Einsatz von „Jano“ erhofft sich Richter eine Steigerung dieser Quote. Neben dem Bestreben um mehr Transparenz in der Gerichtsarbeit erarbeitet „Jano“ auch wertvolle Trainingsdaten für zukünftige KI-Applikationen. Dieser Fortschritt markiert einen bedeutsamen Schritt in der modernen Justiz und zeigt die zukunftsweisende Integration von Technologie in rechtliche Prozesse. Die Justizreformen in Hanau könnten somit einen Präzedenzfall schaffen, der über die Landesgrenzen hinaus modellhaft wirkt.