- Ende September wird die neu gestaltete Dauerausstellung im Landesmuseum Hannover mit den “Kunstwelten” wiedereröffnet. Ein Highlight ist das Gemälde “Bunte Wicken und Rosen (Erbsenblüten)” von Lovis Corinth, das als Raubkunst gilt und dessen Rückgabe ungeklärt bleibt. Zwei Parteien, die Galerie Thannhauser und die Familie Levy, beanspruchen das Gemälde als rechtmäßige Erben. Keine eindeutigen Beweise, jedoch zahlreiche Indizien führen zu einem Streit über die Besitzrechte. Die Grünen fordern eine sofortige Rückgabe des Bildes an die Familie Levy gemäß der Washingtoner Erklärung.
Ende September wird die neu gestaltete Dauerausstellung im Landesmuseum Hannover mit den “Kunstwelten” wiedereröffnet. Ein Highlight dabei ist das Gemälde “Bunte Wicken und Rosen (Erbsenblüten)” von Lovis Corinth. Doch die Dauer der Präsentation bleibt ungewiss. Historisch brisant, handelt es sich hierbei um Raubkunst, deren Rückgabe unumgänglich ist. Der Brennpunkt liegt auf der Frage: Wer ist der rechtmäßige Eigentümer?
Wer sind die möglichen Erben?
Zwei Parteien stehen im Fokus, die Galerie von Heinrich Thannhauser und die Familie von Max Levy, welche das Gemälde seit 17 Jahren zurückfordert. Anette Baumann, die städtische Restitutionsforscherin, sieht die Galerie Thannhauser im Vorteil, während andere Experten zur Familie Levy tendieren. Die Stadtverwaltung denkt über eine Entscheidung durch ein Schiedsgericht des Bundes nach, dem jedoch einige kritisch gegenüberstehen. Insbesondere der grüne Kulturpolitiker Liam Harrold fordert eine sofortige Rückgabe des Bildes an die Familie Levy. Harrold erachtet das Einschalten des Schiedsgerichts als unnötig und behindert eine schnelle Lösung gemäß der Washingtoner Erklärung.
Indizien und der Streit um Verständnis
Sichere Beweise für die Besitzrechte gibt es nicht, doch etliche Indizien werfen Fragen auf. Besonders umstritten ist die Einschätzung der vorliegenden Forschungsergebnisse, welche die Stadt größtenteils Kunsthistorikern überlassen hat. Diese hatten wiedergabenzweifel an einer Versicherung eines Levy-Familienmitglieds, das das Bild im Wohnzimmer der Familie gesehen haben will. Eine Liste, die womöglich der Familie Levy zuzuordnen ist, erwähnt indes ein “Ölbild Stilleben Corinth”, allerdings fehlt dieser Eintrag in der Einschätzung der Stadt.
Eine klare Linie finden
Gegenüber bleibt auch die Galerie Thannhauser von Verlustlisten nicht verschont, auf denen jedoch kein passender Hinweis auf das Stillleben “Wicken” erscheint. Liam Harrold und die Grünen zweifeln konkret an der Objektivität der städtischen Ermittlungen und haben daher Akteneinsicht beantragt. Ihrer Meinung nach ergäben die Indizien mehr ein Bild, das für die Familie Levy spricht, als für die Galerie Thannhauser.
Die Frage nach der Restitution von Lovis Corinths Gemälde ist ein Beispiel dafür, wie komplex und mit Vorurteilen behaftet die Aufarbeitung von Raubkunst sein kann. Um zukünftige Fälle anders anzugehen, fordern die Grünen eine striktere Trennung von wissenschaftlicher und politischer Bewertung in Hannover. Der kulturelle Umgang mit der Vergangenheit bleibt sensibel, und die öffentliche Diskussion darüber wichtiger denn je.