- Vince Gilligan kritisiert Hollywoods Faszination für moralisch zweifelhafte Charaktere. Gilligan sieht den Trend zu dunklen Figuren als problematisch und ruft zu mehr Geschichten über tugendhafte Helden auf. Charaktere wie Walter White werden zunehmend als Vorbilder angesehen, was eine bedenkliche Entwicklung darstellt. Gilligan strebt eine Erzählweise an, die auf Selbstlosigkeit und Anstand basiert. Zuschauer sollten inspirierende Protagonisten statt skrupelloser Figuren bewundern.
Vince Gilligan, der geniale Schöpfer eines der einprägsamsten Antihelden der Fernsehgeschichte, äußerte kürzlich bei der Verleihung des Paddy Chayefsky Laurel Awards seine Befürchtungen über Hollywoods zunehmende Faszination für dunkle Charaktere. In seinen Worten hat Hollywood zu viel Zeit darauf verwendet, Geschichten über fragwürdige Gestalten zu erzählen und vernachlässigt dabei die Geschichten von bewundernswerten Menschen. Gilligan, der mit seiner Arbeit “Breaking Bad” maßgeblich zur Glorifizierung des moralisch ambivalenten Helden Walter White beigetragen hat, stellte sich auf die Seite derer, die mehr inspirierende Protagonisten herbeisehnen.
Der Wandel des bösen Charakters
Walter White, einst der Inbegriff des ambivalenten Bösewichts, ist Gilligans Meinung nach symptomatisch für ein grundsätzliches Problem. Das heutige Publikum scheint zunehmend Gefallen an diesen moralisch zweifelhaften Charakteren zu finden und sie gar als Vorbilder zu betrachten. In der Ära, in der wir leben, sind solche Gestalten allgegenwärtig – sowohl auf der Leinwand als auch in der Realität. Der Trend zu skrupellosen Figuren, die ihre eigenen Regeln diktieren, nimmt überhand, und diese Tendenz veranlasst Gilligan dazu, Hollywood zur Buße und Umkehr aufzurufen. Es ist höchste Zeit, Geschichten über tugendhaftere Helden zu erzählen.
Die Debatte um die Rezeption von Walter White zeigt, dass viele Zuschauer seine kaltblütige Methodik als Lebensmodell wahrnehmen. Gilligan selbst nimmt diese Kritik ernst und strebt an, andersartige Geschichten zu gestalten. Figuren wie Michael Corleone, Hannibal Lecter oder Tony Soprano sollten einst warnende Beispiele sein, doch nun bedienen sie sich der ungesunden Bewunderung des Publikums. Gilligan visioniert für eine neue Ära von Erzählungen, in der Helden althergebrachter Tugenden, wie sie einst die “Greatest Generation” verkörperte, mehr Raum finden. Solche Personen, die durch Selbstlosigkeit und Anstand bestechen, könnten in dieser schnelllebigen Welt adäquate Identifikationsangebote darstellen.