- John Woo inszeniert mit “The Killer” ein packendes Remake seines Klassikers von 1989. Die Hauptfigur Zee, gespielt von Nathalie Emmanuel, bringt frische Dynamik in die Handlung. Die Zusammenarbeit zwischen Emmanuel und Omar Sy hebt das Finale auf ein höheres Niveau. Der Film glänzt durch visuelle Stilmittel und bleibt trotz CGI und Green-Screen-Effekten spannend. Trotz seines Unterhaltungswerts erreicht das Remake nicht die Klasse des Originals.
Der renommierte Hongkonger Regisseur John Woo hat nach langer Zeit wieder einen Thriller inszeniert, der die Filmwelt überrascht: “The Killer.” Diese Neuinterpretation seines legendären Films von 1989 übertrifft die bescheidenen Erwartungen und bietet mehr als nur nostalgische Action. Als englischsprachiges Remake eines seiner besten Werke, versetzt es selbst Woo’s größten Fans zunächst in tiefe Skepsis. Hinzu kommt, dass “The Killer” als direkter Streaming-Release geplant war, ohne jemals die Kinoleinwand zu erreichen. Doch das Ergebnis? Ein unterhaltsamer Film, der Woo’s meisterhafte Inszenierung und eine leichtfüßige Erzählweise zur Schau stellt.
Eine neue Perspektive
Der neue Film bleibt der ursprünglichen Geschichte treu, fügt jedoch moderne Elemente hinzu. Die Protagonistin Zee, gespielt von Nathalie Emmanuel, ist eine Auftragskillerin, deren Gewissen erwacht, als die unschuldige Jenn, verkörpert von Diana Silvers, bei einem Auftrag geblendet und zum Ziel wird. Auf ihrer Mission, Jenn zu retten und frühere Fehler zu korrigieren, trifft Zee auf den hartnäckigen Polizeidetektiv Sey, gespielt von Omar Sy. Die Handlung greift auf viele Elemente des Originals zurück, fügt jedoch eine erfrischende Dynamik hinzu, besonders durch die geschlechterdiverse Besetzung und die damit einhergehenden spielerischen und flirtenden Spannungen.
Woo reduziert die brutale Intensität des Originals und verleiht dem Remake eine hellere, farbenfrohere und humorvollere Note. Emmanuel benötigt etwas Zeit, um sich in ihre lockerere Rolle einzufinden, doch in der Zusammenarbeit mit Sy blüht sie auf. Beide Schauspieler heben das Finale des Films auf ein höheres Niveau, indem sie sich buchstäblich in die physisch anspruchsvollen Szenen werfen. Diana Silvers bringt mit ihrer Darstellung eine erfrischend entspannte, jugendliche Energie ins Spiel.
Stil vor Substanz?
Während “The Killer” nicht reich an Charakterentwicklung oder intensivem Melodrama ist, besticht er durch Persönlichkeit und optischen Reiz. Dies mag zwar bedeuten, dass Woo den Film als stilistische Spielwiese nutzt, doch die visuelle Vielfalt hält das Interesse stets wach. Egal ob es Zee’s Regen-getränkten, neon-beleuchteten Auftritt in einem Pariser Nachtclub oder die rhythmische Szene zwischen ihr und einem arglosen Gangster ist – Woo zeigt, dass die Stilmittel ihm nie ausgehen. Auch wenn moderne Techniken wie CGI-Blut und Green-Screen-Einsätze manche Sequenzen trüben, beweist Woo sein Talent besonders in gewalttätigen Konfrontationen und Verfolgungsjagden. Ein Höhepunkt ist das Zusammentreffen von Zee und Sey, das mit jazzigen, ’60er-Jahre-inspirierten Klängen untermalt wird.
So beeindruckend “The Killer” auch ist, an das Original von 1989 kommt er nicht heran. Er wird wahrscheinlich auch schnell in Vergessenheit geraten wie viele andere Streaming-Exklusivfilme der letzten Jahre. Doch er ist definitiv unterhaltsamer als viele seiner Zeitgenossen. Ganz nebenbei zeigt der Film, dass Woo noch immer einiges zu bieten hat. Es bleibt zu hoffen, dass seine nächsten Projekte die Versprechungen, die er uns mit “The Killer” macht, erfüllen werden.
In vielerlei Hinsicht ist es poetische Gerechtigkeit, dass Woo durch “The Killer” neuen kreativen Schwung gefunden hat. Die Geschichte dreht sich um jemanden, der trotz langer Karriere erkennt, dass es nie zu spät ist, die Dinge zu verändern. Dies mag nicht für blutrünstige Auftragskiller gelten, aber definitiv für Filmemacher von Woo’s Kaliber.