- Kevin Costner kehrt mit “Horizon: An American Saga – Chapter 1” ins Kino zurück, aber der Film wirkt wie eine überladene Miniserie. . Das Drehbuch jongliert ungeschickt mit mindestens vier separaten Erzählsträngen, die im Westen von 1859 spielen. . Trotz nuancierter Grauzonen tendiert der Film dazu, Charaktere in stereotype Rollen zu schieben. . Der dreistündige Film endet abrupt und bereitet auf weitere Kapitel vor, was frustrierend wirken kann. . “Horizon: An American Saga – Chapter 1” läuft nun in den Kinos.
Kevin Costner hat sich von seinem Erfolg im Fernsehen verabschiedet, um triumphal auf die große Leinwand zurückzukehren, nur um einen Film zu kreieren, der im Grunde nur Fernsehen ist. Mit “Horizon: An American Saga – Chapter 1” hat er es sich zur Aufgabe gemacht, ein altes Western-Epos zu schreiben, zu inszenieren und die Hauptrolle zu spielen. Diese Grenzgeschichte erstreckt sich über Jahre, lange Landstriche und mehrere Kapitel. Doch mitten in dem scheinbar endlosen ersten Kapitel (das zweite folgt im August und zwei weitere sind in Planung) setzt die Erkenntnis ein: Dieser dreistündige Mix aus Western-Archetypen und lose verbundenen Handlungssträngen wirkt wie eine überladene Miniserie, die in verschiedene Richtungen zerfasert.
Mehr als nur Fernsehen
Das Drehbuch, das Costner zusammen mit Jon Baird schrieb, jongliert ungeschickt mit mindestens vier separaten Erzählsträngen, die sich über den Westen von 1859 erstrecken, unmittelbar vor dem Bürgerkrieg. Über 181 äußerst lange Minuten hinweg springt Costner von Arizona nach Montana, nach Wyoming und Kansas, verfolgt zahlreiche Charaktere, die zum Teil erst im zweiten Stunde auftreten. Der nominelle Mittelpunkt der Geschichte, wo sich die verschiedenen Handlungsstränge vermutlich später im Sommer zusammenfügen sollen, ist die gleichnamige Fluss-Siedlung. Diese liegt auf Land, das noch nicht von den Ureinwohnern gestohlen wurde und daher zum Ziel der Apachen wird, die bei einem nächtlichen Überfall die Gemeinschaft dezimieren. Hier bleiben nur eine Mutter (Sienna Miller) und ihre Tochter (Georgia MacPhail) versteckt zurück.
Costner scheut in dieser Sequenz das Blutvergießen, was die Grenze zwischen klassisch und altmodisch verschwimmen lässt. Natürlich waren marodierende Ureinwohner eine feste Größe in den klassischen Western, die der Film teilweise evoziert. Doch Costner, dessen „Der mit dem Wolf tanzt“ eine versöhnliche Wendung in der Darstellung der Stämme darstellte, will zu den offenkundigen Rassismus dieser alten Filme nicht zurück. Der Apache-Krieger Pionsenay sieht Gewalt als einziges wirksames Mittel, um weiße Siedler davon abzuhalten, ihr Land zu übernehmen. Wenn er in “Horizon” ein Bösewicht ist, dann deutlich sympathischer als die anderen. Trotzdem wirkt das Interesse an seinen Motiven etwas halbherzig.
Fahrtlängste Langsamkeit
Die ersten Stunden sind eine mühsame Angelegenheit, hauptsächlich wegen der in Horizon auftretenden meist unbekannten Schauspieler, die in ihren Westernkostümen etwas steif wirken. Als der Starzenit des Films überschritten wird, gewinnt die Geschichte an Schwung. Sam Worthington, der einen charmanten Soldaten spielt, liefert eine der lockersten und charmantesten Darstellungen seiner Karriere. Seine Figur scheint sich widerwillig in die Witwe Miller zu verlieben und gibt dem Film einen unerwarteten Schub. Luke Wilson als zögerlicher Anführer eines Planwagenzugs bringt ebenfalls neue Schauspieltalente in das überfrachtete Bild.
Trotz all seiner Versuche, ein überdimensioniertes Western-Panorama zu schaffen, wird “Horizon” nie ganz zu einem reinen Egos-Projekt. Costner taucht erst fast eine Stunde später auf, verschafft sich aber einen eindrucksvollen Auftritt, indem er direkt in die Kamera reitet, begleitet von dramatischer Musik. Sein Charakter, ein Pferdehändler mit einem überraschenden Talent fürs Schießen, passt perfekt in die klassischen Kostner-Rollen – rau doch höflich.
Noch problematischer sind die grauenvollen moralischen Ambiguitäten, denen der Film auf den Grund geht. “Horizon” erzählt die Geschichte eines Jungen, dessen Vorfreude auf die Kavallerie in Ernüchterung umschlägt, als seine Jagdgruppe ein unschuldiges Indianerstamm niederstreckt. Die Kritik am Kapitalismus tritt hier in den Vordergrund, ebenso wie schwerfällige Dialoge, die wie aus einem Geschichtslehrbuch wirken.
Ein zähes Epos
Trotz aller nuancierten Grauzonen, die Costner streift, kann er sich nicht davon abhalten, seine massive Charakterriege in stereotype Rollen zu schieben: gutmütige Cowboys, nervöse Damen in Bedrängnis, schwächliche moderne Männer und sadistische Schurken. Letztere inszeniert er ausgiebig in Szenen, in denen die langsame Entwicklung zu einem Duell zwar spannend, aber nicht ganz stilvoll ist.
Letztlich wird Horizon von seinem langsamen Tempo zu Fall gebracht. Der Film schlingert ziellos dahin und erreicht nach der Mammut-Laufzeit kaum Fortschritt. Die Handlung endet abrupt und bereitet auf das nächste Kapitel vor, das im Trailer bereits angekündigt wird. Es mag unfaire sein, “Chapter 1” isoliert zu bewerten, doch mit mehr Kapiteln in Aussicht könnte das lange Warten auf eine vollständige Geschichte frustrierend bleiben. „Horizon: An American Saga – Chapter 1“ läuft nun in den Kinos.