- Eine Expertengruppe der Leopoldina hat Reformvorschläge zur Nutzung digitaler Medien durch junge Menschen vorgestellt. Diverse Studien zeigen eine Korrelation zwischen intensiver Social-Media-Nutzung und psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen. Vorgeschlagen werden Zugangsbeschränkungen, elterliche Zustimmung und der Verzicht auf suchtähnliche Funktionen in sozialen Netzwerken. Die Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen ist von zentraler Bedeutung. Trotz bestehender Regularien sind konkrete gesetzliche Maßnahmen gegen die Einflussnahme von Social-Media-Unternehmen notwendig.
Eine Expertengruppe der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat unlängst Vorschläge vorgelegt, die weitreichende Reformen in der Nutzung digitaler Medien durch junge Menschen beinhalten. Diese Maßnahmen werden als dringend notwendig erachtet, um den Schutz der Jugend vor den negativen Auswirkungen sozialer Netzwerke zu gewährleisten. Diverse Studien deuten darauf hin, dass intensive Social-Media-Nutzung mit einer Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit korrelieren kann. Silvia Schneider, Professorin für klinische Kinder- und Jugendpsychologie, betont, dass die Ausbreitung sozialer Netzwerke mit einem Anstieg psychischer Erkrankungen bei der Jugend einhergeht.
Psychische Belastungen durch digitale Medien
Die vorgelegten Vorschläge beinhalten eine Zugangsbeschränkung zu Plattformen wie Facebook, Instagram und Tiktok ab dem Alter von 13 Jahren, begleitet von rigorosen Kontrollen durch einen digitalen Altersnachweis. Für jüngere User wird eine strikte elterliche Zustimmung verlangt. Zudem wird der Verzicht auf Funktionen empfohlen, welche suchtähnliches Verhalten fördern könnten, z.B. Push-Nachrichten oder das endlose Scrollen. Auch personalisierte Werbung ist in der Diskussion und sollte vermieden werden, um die jüngere Generation zu schützen. In Bildungseinrichtungen sollen Smartphones bis zur zehnten Klasse grundsätzlich verboten sein, um ungestörte Erfahrungsräume zu schaffen.
Prävention und Bildung
Die Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen ist ein zentrales Anliegen. Lehrkräfte und Eltern sollen geschult werden, um problematische Nutzungsgewohnheiten frühzeitig zu erkennen und zu intervenieren. Begleitende Aufklärungskampagnen sollen den Risiken von Social Media entgegenwirken und gesunde Alternativen aufzeigen. Laut Johannes Buchmann, Mitautor der Veröffentlichung, gehen Social-Media-Unternehmen kalkuliert auf die Hinwendung der User aus. Gerade bei jungen Menschen ist die Selbstkontrolle aufgrund der unentwickelten Hirnregionen oft mangelhaft, was sie anfälliger für Ablenkungen und potentielle Süchte macht.
Schutz durch gesetzliche Rahmenbedingungen
Buchmann hebt hervor, dass trotz des bestehenden Digital Services Act der EU, konkrete gesetzliche Maßnahmen unumgänglich seien, da die freiwilligen Maßnahmen der Plattformbetreiber unzureichend sind. Technisch sei die Umsetzung der vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen durchaus realisierbar – es fehle jedoch an politischem Willen. Ein entschlossenes Eingreifen in die organisationale Struktur der Medienunternehmen könnte neue Maßstäbe im Jugendschutz setzen und den Grundstein für eine gesündere Mediennutzung legen.