- Das Interesse an Medikamenten zur Gewichtsreduktion, wie Ozempic, hat stark zugenommen. Syntis Bio entwickelt eine tägliche Pille, die die Effekte eines Magenbypasses ohne Operation simuliert. Erste Studien mit Ratten und menschlichen Teilnehmern zeigen vielversprechende Ergebnisse. Der innovative Ansatz beruht auf einer temporären Beschichtung im Dünndarm zur Steuerung der Nährstoffaufnahme. Personalisierte Therapien gewinnen zunehmend Bedeutung in der Adipositasbehandlung.
In den letzten Jahren hat das Interesse an Medikamenten zur Gewichtsreduktion, wie Ozempic und ähnlichen Mitteln, stark zugenommen. Unternehmen weltweit wetteifern darum, innovative Lösungen auf den Markt zu bringen. In diesem Wettlauf hat das in Boston ansässige Unternehmen Syntis Bio eine vielversprechende Entwicklung vorgestellt. Es arbeitet an einer täglichen Pille, die die Effekte eines Magenbypasses simuliert, ohne dass ein chirurgischer Eingriff nötig ist. Jüngste Forschungsergebnisse aus Tierversuchen und ersten Studien mit menschlichen Freiwilligen legen nahe, dass der Ansatz sicher ist und möglicherweise den Appetit unterdrücken kann. Diese Erkenntnisse wurden kürzlich auf einem wichtigen europäischen Kongress zum Thema Fettleibigkeit präsentiert.
Neue Wege in der Adipositasbehandlung
Rahul Dhanda, CEO und Mitbegründer von Syntis Bio, betont die Bedeutung eines gezielten Ansatzes zur Verbesserung von Behandlungen gegen Fettleibigkeit. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigte, dass rund 12 Prozent der Amerikaner ein GLP-1-Präparat wie Ozempic oder ähnliches ausprobiert haben. Doch viele Nutzer brechen die Behandlung ab, was teils mit den hohen Kosten und unzureichender Versicherungsdeckung, aber auch mit unangenehmen Nebenwirkungen zusammenhängt. Diese Medikamente können Übelkeit und Erbrechen verursachen, was einige Patienten abschreckt. Zudem ziehen viele Menschen eine Tablette einer wöchentlichen Injektion vor.
Die Syntis-Pille zielt darauf ab, eine verbesserte Alternative zu bestehenden Methoden zur Gewichtsreduktion zu bieten. Der Wirkstoff ist darauf ausgelegt, die Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm zu manipulieren. Statt den Dünndarm zu verkürzen, wie es beim klassischen Magenbypass der Fall ist, bildet die Pille temporär eine Beschichtung, die die Nährstoffaufnahme blockiert. Dies führt zu einer Verlagerung der Nährstoffe in den unteren Dünndarmabschnitt, wo Sättigungshormone vermehrt freigesetzt werden.
Wissenschaftliche Grundlagen der neuen Therapie
Der innovative Ansatz beruht auf der Forschung von Giovanni Traverso und Robert Langer am MIT. Diese beiden Wissenschaftler entdeckten das Potenzial einer temporären Beschichtung, um die Absorption von Nährstoffen gezielt zu steuern. Die aktive Substanz besteht aus Dopamin und einer kleinen Menge Wasserstoffperoxid, die zusammen mit dem Enzym Katalase interagieren. Diese Interaktion erzeugt eine Polydopamin-Schicht im Dünndarm, die den Nährstofffluss verändert, jedoch nur 24 Stunden anhält.
Erste Studienergebnisse, die Syntis vorstellte, zeigen vielversprechende Resultate. Bei Ratten bewirkte das Medikament einen konstanten Gewichtsverlust von 1 Prozent pro Woche über sechs Wochen, dabei wurde die Muskelmasse vollständig erhalten. Eine Pilotstudie bei neun menschlichen Teilnehmern bestätigte die Sicherheit des Medikaments. Obgleich die Studie nicht speziell zur Gewichtsreduktion angelegt war, zeigten anschließende Blutuntersuchungen positive Veränderungen in der Hormonregulierung.
Zunehmend wird erkennbar, dass personalisierte Therapien in der Adipositasbehandlung der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen werden. Fachleute erwarten, dass es bald eine Vielzahl unterschiedlicher Medikamente geben wird, die auf die individuellen Bedürfnisse von Patienten abgestimmt sind. Die frühen Ergebnisse von Syntis Bio signalisieren eine vielversprechende Richtung in der Erforschung alternativer Behandlungsmethoden.