- Gus Van Sants Remake von “Psycho” kritisierte man aufgrund mangelnder Eigenständigkeit. Die Neuauflage von “Until Dawn” für PS5 und PC zeigt ähnliche Probleme wie das ’98er Remake von “Psycho”. Änderungen bei Kamera und Farben in der “Until Dawn”-Neuauflage verringern die Spannung des Originals. “Until Dawn” bleibt ein einzigartiges, interaktives Horrorabenteuer, trotz konventionellen Settings. Stilistische Änderungen führen dazu, dass die Neuauflage von “Until Dawn” an künstlerischer Identität verliert.
1998 wagte sich Gus Van Sant an ein Remake des ikonischen Horrorfilms “Psycho” und blieb dabei fast exakt bei den Einstellungen des Originals. Trotz der handwerklichen Qualität konnte das Werk die Kritik nicht überwinden, dass es zu wenig Eigenständigkeit zeigte. Diese Situation erinnert an die Neuauflage des Spiels “Until Dawn” für PlayStation 5 und PC, das ursprünglich 2015 für die PS4 erschienen war. Das Original zeichnet sich durch die Möglichkeit aus, eigenständige Entscheidungen zu treffen und so das Geschehene aktiv zu beeinflussen. Diese dynamische Erzählweise gepaart mit eindrucksvollen Darbietungen verleiht dem Spiel eine fesselnde Spannung. Doch die Neuauflage verändert gewisse Aspekte wie Kameraarbeit und Farbenpalette, wodurch sie sich nicht notwendigerweise verbessert anfühlt.
Ein Blick zurück
Bis heute bleibt das Original von “Until Dawn” in der Genre-Landschaft der narrativen Abenteuerspiele einzigartig. Die Geschichte einer Freundesgruppe, die in einem abgelegenen Haus von einem maskierten Killer heimgesucht wird, ergibt ein packendes Szenario. Obwohl das Konzept nicht neu ist, überzeugt es als Gerüst für ein interaktives Horrorabenteuer. Schauspieler wie Hayden Panettiere und Rami Malek präsentieren nach wie vor Leistung, die im Gedächtnis bleibt, auch wenn die neue Version gesichtsträchtige Neuerungen beim Design mit sich bringt. Dennoch sind es die Gameplay-Veränderungen, die den größten Bruch mit dem Original darstellen. So bedient sich die Neuauflage häufig eines Schulterkamerawinkels, was zur Folge hat, dass die beklemmende Stimmung des Originals verloren geht. Die Wirkung, nie genau zu wissen, was sich außerhalb des eigenen Wahrnehmungsfeldes abspielt, wurde reduziert.
Stilistische Entscheidungsmängel
Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Änderungen bei Lichtverhältnissen und Farbgebung, die der Neuauflage eine nüchternere Optik verleihen. Während das originale “Until Dawn” von dramatischen Schattenspielen und kalten Farbtönen profitierte, scheint der Remake-Ansatz darauf zu verzichten. Diese stilistischen Entgleisungen führen dazu, dass das Spiel zu einem gewissen Grad seine künstlerische Identität einbüßt. Es ist, als hätte man die Essenz dessen, was “Until Dawn” ursprünglich ausmachte, nicht vollkommen verstanden. In Analogie zu Van Sants “Psycho” wird deutlich, dass technische Modernisierungen oft wenig zur Verbesserung des Wesens eines Originals beitragen. So bleibt die Neuauflage ein interessanter Versuch, der allerdings an dem erfüllt-wirklichen Charme des Originals scheitert.