- – Audio-Emojis erleichtern die Kommunikation und lassen Emotionen während eines Anrufs ausdrücken
- – Die Soundeffekte reichen von Applaus über Gelächter bis zu einem Furzgeräusch
- – Es ist möglich, die Audio-Emojis auf dem eigenen Handy zu deaktivieren
- – Ein erster Test der Audio-Emojis zeigt eine Phase der Emoji-Ermüdung
- – Es werden noch weitere Geräuscheffekte für Audio-Emojis benötigt
musikalische Revolution
Wer ein Android-Handy hat, kann Telefonate jetzt mit Soundeffekten „bereichern“. Ein paar Geräusche fehlen aber noch in der Auswahl.
Wer sich in den Nullerjahren hin und wieder auf ProSieben verirrt hat, kann sich vielleicht noch an Stefan Raabs sogenanntes „Nippelboard“ erinnern: eine in seinen Schreibtisch eingelassene Konsole mit etlichen Knöpfen, mit denen er in seiner Sendung „TV Total“ diverse Videoschnipsel in seine Mono- und Dialoge einzuflechten pflegte – entstellende Zitate aus dem Trash-Fernsehen, Schmankerln aus Politiker-Auftritten, blöde Satzfetzen, die Raab gar nicht oft genug in unterschiedlichen Kontexten abspielen konnte (aus einem, dem legendären „Maschendrahtzaun“ aus einer Gerichtssendung, wurde gar ein Chart-Hit). Kurz, eine Art Vorläufer der Meme-Kultur, in Bild und Ton.
Es ist eigentlich ein kleines Wunder, dass sich in der Blütezeit der Videokonferenzen, die seit der Corona-Pandemie angebrochen ist, kein ähnliches Utensil durchgesetzt hat, damit auch wir alle in unsere Zoom-, Teams- und Skype-Konversationen ein bisserl mehr popkulturelle Referenzen und Albernheit einschleusen können. Wahrscheinlich ist es auch gut so.
Google präsentiert: Audio-Emojis
Was die reine Audio-Ebene angeht, sieht es schon anders aus: Zumindest verheißt ein neuer Vorstoß aus dem Hause, dass es bis zur Durchdringung unserer Telefonate mit lustigen Sound-Effekten (böse Zungen würden sagen: bis zur totalen Infantilisierung der Gesprächskultur) nicht mehr weit ist. Google hat begonnen, auf Android-Handys sogenannte „Audio-Emojis“ auszurollen. Diese kann man während eines Anrufs abspielen, um Emotionen Ausdruck zu verleihen, für die Worte nicht reichen. Bislang stehen sechs unterschiedliche Soundeffekte zur Verfügung: kräftiger Applaus, eine jubelnde bzw. feiernde Masse, heiteres Gelächter, ein sogenannter Schlagzeug-„“ (also eine Sequenz aus zwei Trommelschlägen und einem Becken, die einen Witz begleiten könnte: „Badum-tssss!“), eine mitleidige Posaunen-Abwärtsmelodie und – ja, ein Furzgeräusch. Das könnten zum Beispiel auch die ganz kritischen Handynutzer einsetzen, wenn sie gefragt werden, was sie von dieser neuen Funktion halten.
Peinlich oder lustig?
Peinlich? Immerhin auch keine peinliche Stille mehr. Deaktivieren kann man diese übrigens auf dem eigenen Handy, aber nicht verhindern, dass die Gesprächspartnerin jeden Satz mit einem Pupsen beendet. Ein erster Test der Audio-Emojis ergibt: Auf wildes Durcheinander-Tönen (zwei Telefonierende können auch unterschiedliche Sounds gleichzeitig abspielen) folgt rasch eine Phase der Emoji-Ermüdung.Aber sicher nur, weil es noch viel zu wenige Sounds zur Auswahl gibt!
„Sounds of Life“
Bis alle Handys, auch jene von, auf Audio-Emojis aufspringen werden, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit. Bis man sich seine eigenen Sounds programmieren kann, wohl auch. Bis dahin würden sich noch ein paar zusätzliche Geräuscheffekte anbieten. Die Oma erzählt, dass die Pfingstrosen im Garten aufgegangen sind? Hallelujah-Engelchor! Der beste Freund erzählt einen lahmen Witz und verrät die Pointe zu früh? Klatsch … klatsch … klatsch („slow clap“ heißt das auch). Der technische Fortschritt, die zeitgenössische Kultur und überhaupt der Zustand unserer Gesellschaft im Allgemeinen machen einfach nur sprachlos? Kein Problem, so wie es überhaupt keine peinliche Stille mehr am Telefon geben muss. Irgendwo zirpt immer eine Grille. Tschrip, tschrip, tschrip. Man braucht nur den richtigen Knopf dafür.