- Jetlag beeinflusst Schlaf, Stimmung und Stoffwechsel durch Störung des zirkadianen Rhythmus. Forscher entwickeln Lichtmanagementstrategien in Flugzeugen zur Anpassung an neue Zeitzonen. Mahlzeiten-Timing und -Zusammensetzung sind entscheidend für die metabolische Anpassung nach längeren Flügen. Experimente mit Lichtintensität und Farbspektren helfen, Wachsamkeit und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Logistische und ethische Herausforderungen bestehen bei der Umsetzung von Forschungen in die Praxis.
Nach einer langen Reise an den Schreibtisch zurückzukehren, oft gebannt vom digitalen Licht der Bildschirme, ist für viele ein wiederkehrendes Szenario. Jetlag, diese unwillkommene Begleitung bei Reisen durch verschiedene Zeitzonen, hält einen bis in die frühen Morgenstunden wach. Unsere innere Uhr, der zirkadiane Rhythmus, steuert alles von Schlaf bis zu Hormonfunktionen und orientiert sich am Licht, um seinen natürlichen 24-Stunden-Zyklus zu bewahren. Doch bei der Ankunft in einer neuen Zeitzone gerät dieser Rhythmus aus dem Takt. Manche Reisende passen sich innerhalb weniger Tage an, möglicherweise unterstützt durch Melatoninpräparate. Bis dahin jedoch beeinträchtigt der Jetlag Schlaf, Stimmung und Stoffwechsel.
Die Rolle des Lichts
Eine vollständige Heilung von Jetlag bleibt unwahrscheinlich, aber Forschende haben Methoden entwickelt, die Anpassung zu beschleunigen. Svetlana Postnova, Neurophysikprofessorin an der Universität Sydney, hat in Zusammenarbeit mit der australischen Fluggesellschaft Qantas an Methoden gearbeitet, um den Jetlag bei Langstreckenflügen zu mildern. Mit der Eröffnung der weltlängsten Nonstop-Flüge von Sydney nach New York oder London ergibt sich eine einzigartige Herausforderung: zwei Sonnenaufgänge auf einer einzigen Reise. Hier spielt das Licht eine entscheidende Rolle. Lichteinstellungen in Flugzeugkabinen können helfen, den menschlichen Organismus besser an die neue Zeitzone anzupassen.
In Langstreckenflügen werden üblicherweise Mahlzeiten kurz nach dem Start und vor der Landung serviert, während dazwischen Dunkelheit dominiert, um die Reisenden zur Ruhe zu bringen. Doch bei ultra-langen Strecken erfordert die Anpassung eine raffiniertere Strategie. Ohne sorgfältiges Lichtmanagement könnte der Großteil eines 22-stündigen Fluges in Dunkelheit mehr stören, als nutzen. Um dies zu verbessern, hat Postnovas Team für Qantas experimentiert, nicht nur mit der Lichtintensität, sondern auch mit Farbspektren. Eine Lichtszene simuliert einen Sonnenaufgang, der sich von vorne nach hinten durch die Kabine bewegt und mit einem “wach”-Modus endet – einem blau-angereicherten Licht zur Förderung der Wachsamkeit.
Anpassung von Metabolismus und Verhalten
Jetlag beschränkt sich nicht nur auf Licht und Schlaf. Während das Gehirn unsere Hauptuhr ist, haben andere Gewebe, wie die Leber und Muskeln, ihre eigenen Uhren, die den Stoffwechsel regulieren. Studien der Universitäten Surrey und Aberdeen zeigen, dass sich der Stoffwechsel schneller von Jetlag erholt als das Gehirn. Durch Verschiebung der Schlafenszeiten um fünf Stunden und Kontrolle der Nahrungsaufnahme simulierten sie einen transatlantischen Flug. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mahlzeiten-Timing und -Zusammensetzung ebenso entscheidend sind.
Solche Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen, bringt jedoch logistische und ethische Herausforderungen mit sich. Es ist kaum möglich, ein Flugzeug voller Passagiere strikt nach Plan zu managen. Um dennoch Lichtinterventionen zu testen, tragen ausgewählte Qantas-Passagiere nach dem Flug Armbänder, die Bewegungen, Lichtaussetzung und verschiedene Körperparameter messen. Ihre Feedbacks zur Schlafqualität und ihrem Wohlbefinden fließen in die Analysen ein.
Trotz der anhaltenden Herausforderung leisten Forscher und Fluggesellschaften weiter Pionierarbeit. Jetlag bleibt ein zu meisterndes Phänomen, doch die Fortschritte zeigen, dass die Wissenschaft nicht schläft, während sie nach Lösungen sucht.