- Ambient Assisted Living (AAL) ermöglicht älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu Hause durch digitale Assistenzlösungen. VIVAIcare, ein digitales Assistenzsystem, erkennt Stürze und erinnert an Medikamenteneinnahme; es wird ab Pflegegrad eins finanziert. Der Hausnotruf verbindet Nutzer mit einer Zentrale und ist für Menschen mit Demenz weniger geeignet. Herdwächter und visuelle Rauchmelder bieten zusätzliche Sicherheit in der Küche und bei Hörgeschädigten. Ein intelligenter Tablettenspender erinnert an die Medikamenteneinnahme, die Kostenübernahme kann durch Pflege- oder Krankenkassen erfolgen.
In einer zunehmend digitalisierten Welt wünschen sich viele Menschen, gerade im höheren Lebensalter, weiterhin ein selbstbestimmtes Leben in ihren vertrauten vier Wänden. Die Entwicklung digitaler Systeme, bekannt als „Ambient Assisted Living“ (AAL), unterstützt diesen Wunsch durch alltagstaugliche Assistenzlösungen. Diese Technologien ermöglichen nicht nur ein komfortableres, sondern auch ein sichereres Wohnen. Die Abgrenzung zum „Smart Home“ ist dabei oft fließend, erklärt Felizitas Bellendorf, Pflegereferentin. Allerdings ist eine Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Pflegekasse, dass das jeweilige Produkt im Hilfsmittelverzeichnis verzeichnet ist.
VIVAIcare: Ein vielseitiger Helfer
Ein relativ neues Hilfsmittel im Katalog der Pflegeversicherung ist das digitale Assistenzsystem VIVAIcare, welches ab Pflegegrad eins finanziert wird. Dieses System übernimmt gleich mehrere Funktionen: Es erkennt automatisch Stürze, alarmiert im Notfall Kontakte, erinnert an die Medikamenteneinnahme und motiviert dazu, regelmäßig zu trinken. Die Steuerzentrale, optisch einem Tablet ähnlich, ist mit verschiedenen Sensoren in der Wohnung vernetzt. Die Sensoren erkennen beispielsweise, wenn jemand stürzt, und fragen daraufhin, ob Hilfe benötigt wird. Um das System effektiv zu nutzen, sollte technisches Verständnis und Bereitschaft zur Auseinandersetzung vorhanden sein, rät Bellendorf.
Hausnotruf: Einfache Bedienung, große Wirkung
Eine weniger komplexe, aber ebenso hilfreiche Lösung ist der Hausnotruf. Dieses elektronische Meldesystem verbindet den Nutzer mit einer Notrufzentrale, die im Bedarfsfall Unterstützung organisiert. Um in den Genuss dieser Technologie zu kommen, müssen die Betroffenen bereits einen Pflegegrad besitzen. Auch wird geprüft, ob sie überwiegend allein zuhause sind. Der Notruf wird durch einen tragbaren Alarmknopf ausgelöst, der im Ernstfall gedrückt wird und über eine Freisprechanlage mit einer Zentrale verbunden ist. Für Menschen mit Demenz ist der Hausnotruf jedoch weniger geeignet, da sie häufig nicht entscheiden können, wann sie Hilfe benötigen, erklärt Bellendorf.
Innovative Herdsicherheit
Ein weiteres gefördertes Hilfsmittel ist der sogenannte Herdwächter. Dieser unterbricht bei ungewöhnlicher Hitzeentwicklung automatisch die Stromzufuhr zum Herd, um potenzielle Gefahren abzuwenden. Voraussetzung für den sinnvollen Einsatz ist eine gute Beratung, um Unsicherheiten zu vermeiden. Schließlich sind auch visuelle Rauchmelder für Hörgeschädigte eine wertvolle Unterstützung. Diese Geräte nutzen Lichtblitze und Vibrationskissen, um Betroffene selbst im Schlaf auf Gefahren aufmerksam zu machen.
Medikamenteneinnahme leicht gemacht
Ein intelligenter Tablettenspender kann ebenfalls eine Erleichterung im Alltag bieten, vorausgesetzt, die Betroffenen haben Probleme mit der genauen Einnahme der Medikamente und verfügen über einen Pflegegrad. Diese Spender erinnern zuverlässig an die Einnahme oder geben die Medikamente rechtzeitig frei. Die Kostenübernahme kann sowohl von der Pflege- als auch der Krankenkasse geprüft werden.
Konsumenten, die solche digitalen Helfer in Anspruch nehmen möchten, sollten sich frühzeitig informieren und gegebenenfalls einen Antrag bei der Kasse stellen. Bei Ablehnung kann es sich lohnen, mit Unterstützung Widerspruch einzulegen, da die Kostenübernahme immer mehr in den Fokus rückt. In einer sich wandelnden digitalen Landschaft eröffnen sich so neue Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben zuhause.