- Social-Media-Plattformen bedrohen die Privatsphäre, da viele Nutzer Datenschutzbedenken ignorieren. Regierungen stehen vor Herausforderungen, weil Nutzersensibilität für ihre persönlichen Daten fehlt. TikToks mögliche Rückkehr in den USA zeigt die Machtwechsel im digitalen Raum. “Xiaohongshu” gewinnt an Beliebtheit, ungeachtet undurchsichtiger Datenpraktiken. In Europa bleibt Datenschutz eine Herausforderung, da Eigenverantwortung der Nutzer notwendig ist.
In der heutigen digitalen Ära bereiten Social-Media-Plattformen wie TikTok, Facebook und “Xiaohongshu” zunehmend Sorgen. Ungeachtet der Warnungen bleiben viele Menschen sorglos gegenüber Datenschutzproblemen und geben Regierungen wie der chinesischen ein leichtes Spiel. Die Privatsphäre scheint ein abstrakter Begriff zu sein, der nur selten in die Realität der Nutzer vordringt. Gleichwohl haben Verbote oft nur marginale Erfolge gebracht. Solange die Nutzer selbst keine Sensibilität für den Schutz ihrer Daten entwickeln, bleiben diese Maßnahmen oberflächlich. Regierungen finden sich in einem Dilemma wieder, das durch die Gleichgültigkeit der Nutzer noch verschärft wird.
Ein Wechselspiel der Mächte
Die jüngsten Entwicklungen um TikTok in den USA verdeutlichen dies eindrucksvoll. TikToks abrupter Rückzug aus den USA war nicht leise. Mit einem Paukenschlag deaktiviert, bot die Plattform keinen kontrollierten Abschied. Die Betreiber drehten selbst den Schalter um, als die US-Regierung und das oberste Gericht den Ton angaben. Doch der frisch vereidigte Präsident Donald Trump zeigte unerwartet eine Kehrtwende: Er plant ein Dekret, um das Verbot zu kippen. Dabei schwebt ihm ein Joint Venture als Lösung vor. Sein Wandel vom Gegner zum Unterstützer von TikTok bietet der Plattform durchaus Chancen für eine Rückkehr. Obgleich Trumps Ansatz erst in den Kinderschuhen steckte, zeigten sich weitere amerikanische Nutzer unbeeindruckt.
Neues Zuhause in einer alten Welt
Während es für TikTok in den USA eng wurde, fanden viele Nutzer rasch eine neue digitale Heimat. Nicht Snapchat, Instagram oder gar Facebook war die Alternative, sondern die chinesische App “Xiaohongshu”. Diese Plattform, zu Deutsch “kleines rotes Buch”, avancierte schnell zum Sammelbecken enttäuschter TikTok-Nutzer. Datenschutz und chinesische Überwachung wurden erneut ignoriert. Lustige Videos, so scheint es, übertrumpfen Bedenken. “Xiaohongshu” sammelt vielfältige Daten: Standort, Nutzungsverhalten und Kontaktinformationen, um nur einige zu nennen. Wo diese enden? Undurchsichtig. Mit einer wachsenden Nutzerschar kommt sie unwiderruflich auch ins Visier der chinesischen Regierung. Ein Deja-vu von TikTok also.
Tanz mit der Verantwortung
Doch nicht nur jenseits des Atlantiks erfreut sich “Xiaohongshu” wachsender Beliebtheit. Auch in Europa führt die App die Download-Charts an. Zwar schützt hier die Datenschutzgrundverordnung in der Theorie die Privatsphäre, aber in der Praxis liegt die Verantwortung auch beim Einzelnen. Bürger müssen Eigenverantwortung zeigen – für sich selbst und die Gesellschaft. In einer Ära, in der soziale Medien kaum noch sozialen Austausch fördern, geht es primär um Selbstdarstellung und Konsum. Die Nutzer sind in einem permanenter Aufregungszyklus gefangen, angetrieben von Algorithmen und Werbung. Selbst wenn TikTok in naher Zukunft zurückkehren sollte, das Kernproblem der mangelnden Medienkompetenz bleibt bestehen. Ein wenig mehr davon hätte TikTok wohl nie die Dimensionen erreichen lassen, geschweige denn “Xiaohongshu”.