- Morgan Neville verwendet Lego-Animation, um Pharrell Williams’ facettenreiche Persönlichkeit und künstlerisches Schaffen in “Piece by Piece” darzustellen. Der Film beleuchtet Williams’ synästhetische Wahrnehmung von Musik, indem Klänge visuell in Farben und Formen dargestellt werden. Aus Platzgründen mussten einige Geschichten, wie Anekdoten über Michael Jackson und Justin Timberlake, aus dem Film ausgespart werden. Neville plant einen Genrewechsel, bleibt aber vorerst der Musik-Dokumentation treu und hat bereits ein neues Projekt mit Paul McCartney in Planung. Die Lego-Technik wurde gewählt, um kreative Möglichkeiten zu bieten und die Erzählfreiheit der Interviewten zu fördern.
In einem der zahlreichen angesehenen gastronomischen Etablissements nahe des Central Parks trifft sich Morgan Neville, der geübte Dokumentarfilmer, mit einem journalistischen Gegenüber, um über sein neuestes Werk zu sprechen. Dieser Streifen, “Piece by Piece” betitelt, umkreist nicht nur die glanzvolle Karriere Pharrell Williams’, sondern wird auch auf ungewöhnliche Art und Weise mit Lego-Animation in Szene gesetzt. Dieselbe Technik gestattet es, die facettenreiche Persönlichkeit und das künstlerische Schaffen Williams’ visuell neu zu interpretieren. Neville gesteht allerdings ein, dass dies bedeutete, einige Erzählstränge ohne umfassende Betrachtung zurückzulassen. Der Prozess, Interviews mit allerlei Musikgrößen zu führen, erforderte eine bewusste Auswahl. Während der pandemischen Einschränkungen sprach er virtuell mit Künstlern wie Kendrick Lamar und Missy Elliott.
Der Reiz des Unvollständigen
Es ist ein bekanntes Dilemma im Filmemachen: Geschichten müssen selektiv erzählt werden. Dies wird besonders deutlich, als Neville einige Anekdoten preisgibt, die es nicht in den finalen Film geschafft haben. Eine Geschichte über einen Anruf von Michael Jackson an Williams oder die Schilderung von Justin Timberlakes Besuch im Virginia Beach-Studio der Neptunes, blieb leider unerzählt. Neville erläutert, dass die filmischen Erzählungen nur begrenzte Kapazität haben und gewisse Episoden zwangsläufig wegfallen müssen. Williams selbst beeindruckt durch seinen einzigartigen Zugang zur Musik; er sieht Klänge farbenprächtig vor sich. Diese synästhetische Perspektive wird durch das Lego-Medium verstärkt dargestellt, wobei jeder Track visuell in Farben und Formen nachgebildet wird—selbst ein Interview mit Kendrick Lamar wurde in “kaskadierendem Blau und Grau” interpretiert.
Ein neues Gesicht für Dokumentationen
Neben Williams plant Neville einen Sprung aus dem Musikdokumentations-Genre in neue unbekannte Gewässer, auch wenn er von der Thematik des Produzierens nach wie vor fasziniert ist. Auf Williams’ ausdrücklichem Wunsch hin wurde “Piece by Piece” nämlich gar zuerst als traditionelle Dokumentation begonnen, bevor die Entscheidung fiel, auf Lego-Animation umzustellen. Die Wahl des Lego-Formats sei produktiv gewesen, um Pharrells kreative Brillanz auf eine andere Ebene zu heben. Die Konzeption der Interviews zielte darauf, die Befragten frei und unvoreingenommen erzählen zu lassen—ohne den Druck einer durchgängigen Dokumentarlinie. Es zeigt sich hierbei erneut, dass zu viele gestalterische Eingriffe den Erzählfluss behindern könnten.
Obwohl Neville zugibt, eine gewisse Ermüdung bei Musikdokumentationen gespürt zu haben, wird seine kreative Diensteistung kaum von einer anderen Unternehmung unterbrochen. Tatsächlich bleibt abzuwarten, wo ihn sein Weg als nächstes hinführt, da ein neues Projekt mit einem weiteren Musikgiganten bereits Form annimmt. Neben Williams steht nun auch Paul McCartney, dessen post-Beatles-Ära Neville als nächsten Gegenstand für eine filmische Erkundung gewählt hat. In der Tat wird das Gesicht der Dokumentarfilme durch Neville’s Arbeit kontinuierlich neu geformt, stets bemüht, den Kern der Kreativität und die authentischen Momente seiner Protagonisten ans Tageslicht zu bringen.