- Politico hat spezifische KI-Regeln in Kooperation mit Capitol AI eingeführt, stößt jedoch auf Widerstand seitens der PEN Guild, die Vertragsverletzungen behauptet. Die Gewerkschaft kritisiert mangelnde Vorankündigung bei der Einführung von KI-Tools, die traditionelle redaktionelle Aufgaben übernehmen. Konkrete Probleme mit KI-Inhalten umfassen irreführende Aussagen und falsche Informationen, die die Korrekturrichtlinien von Politico in Frage stellen. Die Vorreiterrolle von Politico in der Nutzung von KI könnte durch den Rechtsstreit eine präzedenzschaffende Wirkung auf die Medienbranche haben. Politico beharrt auf der Wichtigkeit ihrer vertraglichen Verpflichtungen und der gleichzeitigen Ausschöpfung der KI-Technologie.
Im vergangenen Jahr hat Politico eine Vorreiterrolle eingenommen, indem es als eines der ersten Medienunternehmen spezifische Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in seinen Redaktionen eingeführt hat. Hierzu wurde eine Reihe von KI-Tools entwickelt, die in Kooperation mit dem Start-up Capitol AI entstanden sind, eines davon ist der “Policy Intelligence Assistance”-Dienst für zahlende Abonnenten. Doch nun stehen die Dinge auf der Kippe: Die Gewerkschaft PEN Guild, die die Politico-Redaktion sowie das Schwesterpublikum “E&E News” vertritt, sieht ihre Vertragsvereinbarungen verletzt. Die Mitglieder bereiten sich auf einen juristischen Marathon gegen das Management vor.
Verträge und Künstliche Intelligenz
Die Gewerkschaft behauptet, dass die Einführung der KI-Werkzeuge nicht den vereinbarten Prozessen folgte. Gewerkschaftschef Jon Schleuss unterstreicht die Bedeutung von Tarifverträgen als eines der wenigen umsetzbaren Rahmenwerke für die Verantwortung im Umgang mit KI auf nationaler Ebene. Er betont, dass die Einführung neuer Technologien, die die Arbeitsaufgaben der Tarifmitglieder erheblich beeinflussen, eine Vorankündigungsfrist von 60 Tagen erfordert. Diese sei von Politico nicht eingehalten worden. Die KI habe Aufgaben übernommen, die traditionell von menschlichen Redakteuren erfüllt würden; ein Faktum, das die Gewerkschaft nicht untätig hinnehmen will.
Politico selbst hält dagegen und erklärt, dass es seine vertraglichen Verpflichtungen sehr ernst nehme und beabsichtige, diesen weiterhin nachzukommen. Gleichzeitig wolle man die transformative Kraft von KI-Technologien ausschöpfen und so das Nutzererlebnis von Nachrichten revolutionieren. Allerdings herrscht unter den Gewerkschaftsmitgliedern Skepsis darüber, inwieweit KI-Inhalte stets einer angemessenen menschlichen Überprüfung unterliegen.
Probleme mit KI-generierten Inhalten
Ein konkretes Beispiel für die Problematik stellt eine live durch KI-generierte Zusammenfassung dar, die irreführende Aussagen enthielt, wie etwa eine falsche Attribuierung von Regierungsaktionen an falsche Personen. Diese Vorfälle führten dazu, dass die Inhalte schnell ersetzt werden mussten, was nach Aussage von Gewerkschaftsmitgliedern gegen Politicos eigene Korrektur- und Rücknahmerichtlinien verstoßen könnte. Darüber hinaus hätten auch andere KI-generierte Berichte, wie etwa zum Thema Abtreibungsrechte, falsche Informationen beinhaltet.
Politico bewegt sich mit seinen KI-Experimenten auf einem schmalen Grad zwischen technologischem Fortschritt und redaktioneller Integrität. In der Medienbranche kein unbekanntes Terrain. Große Medienunternehmen weltweit erkunden gleichermaßen den Einsatz von KI in der Berichterstattung. Die Vorreiterrolle von Politico in dieser Thematik könnte wegen des bevorstehenden Rechtsstreits wegweisend sein. Sollte die Schlichtung zugunsten der Gewerkschaft ausfallen, könnte dies eine präzedenzschaffende Wirkung haben und den Einfluss von Redaktionsmitarbeitern bei der Implementierung neuer Technologien erheblich verstärken.