- Im Mai 2020 verklagte Thomson Reuters das Legal-Tech-Startup Ross Intelligence wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung. Ross Intelligence soll Materialien von Westlaw reproduziert haben, während sie argumentieren, dass es sich um “Fair Use” handelt. Der Fall zeigt einen wachsenden Trend von Urheberrechtsklagen gegen KI-Unternehmen in den USA. Nahezu alle großen KI-Firmen, wie OpenAI und Google, sind in rechtliche Auseinandersetzungen um Urheberrechte verwickelt. Der Ausgang dieser Fälle könnte die Zukunft der KI-Branche und des Informationsökosystems erheblich beeinflussen.
Im Mai 2020 gelangte ein bemerkenswerter Rechtsstreit an die Öffentlichkeit, als der Medien- und Technologieriese Thomson Reuters das aufstrebende Legal-Tech-Startup Ross Intelligence verklagte. Der Vorwurf: Ross Intelligence soll das US-amerikanische Urheberrecht verletzt haben, indem es Materialien von Westlaw, der Plattform für juristische Recherchen von Thomson Reuters, reproduziert hat. Inmitten der pandemiebedingten Turbulenzen blieb diese Klage zunächst im Schatten, abseits der Aufmerksamkeit all jener, die sich geradezu obsessiv mit Urheberrechtsfragen beschäftigen. Doch der wahre Umfang dieser Auseinandersetzung wurde erst später ersichtlich. Als eine der frühesten Auseinandersetzungen ihrer Art bildet sie den Auftakt eines juristischen Schlagabtauschs zwischen Inhalteanbietern und Künstliche-Intelligenz-Unternehmen, der sich im gesamten Land ausbreitet.
Ein Präzedenzfall, der Wellen schlägt
Das Ergebnis solcher Rechtsstreitigkeiten könnte das Informationsökosystem sowie die gesamte KI-Industrie grundlegend verändern—und damit nahezu jede Person im Internet beeinflussen. In den vergangenen zwei Jahren wurden zahlreiche weitere Urheberrechtsklagen gegen KI-Unternehmen eingereicht. Kläger sind unter anderem Autoren wie Sarah Silverman und Ta-Nehisi Coates, bildende Künstler und Unternehmen wie The New York Times und Universal Music Group. Diese Rechteinhaber werfen KI-Unternehmen vor, ihre Arbeiten zur Schulung profitabler und einflussreicher KI-Modelle in einer Art und Weise verwendet zu haben, die sie als Diebstahl betrachten. Häufig berufen sich die KI-Unternehmen auf das Konzept der “Fair Use”, um sich zu verteidigen, ein Prinzip, das unter anderem Parodien, Berichterstattung und akademische Forschungen als legitime Nutzungsformen sieht.
Nicht nur juristische Hürden
Nahezu jedes relevante Unternehmen der generativen KI-Branche, einschließlich OpenAI, Meta, Microsoft, Google, Anthropic und Nvidia, ist in diese rechtlichen Auseinandersetzungen verwickelt. Der Fall Thomson Reuters gegen Ross Intelligence durchläuft weiterhin das Gerichtssystem und der Ausgang ist ungewiss. Obwohl die Klage Ross bereits das Geschäft gekostet hat, bleibt der Ausgang offen. Andere Fälle, wie die Klage der New York Times gegen OpenAI und Microsoft, befinden sich noch in intensiven rechtlichen Verhandlungsphasen, während beide Parteien die notwendigen Informationen zur Klärung des Sachverhalts austauschen. In dieser dynamischen Technologiebranche könnten die entstehenden Präzedenzfälle entscheidende Weichen für die Zukunft der KI-Nutzung und -Entwicklung stellen.