- Tilman Singers ‘Cuckoo’ ist ein surrealer Horrorfilm mit starker Regie und herausragenden Darstellungen von Hunter Schafer und Dan Stevens. . Die visuell beeindruckende Kinematografie von Paul Faltz verstärkt die unheimliche Atmosphäre des abgelegenen Bergresorts. . Die Mystery-Box-Handlung des Films verliert in der zweiten Hälfte an Schwung, besonders im unordentlichen dritten Akt. . Der Stil und die Atmosphäre überwiegen über die Tiefe der Geschichte. . ‘Cuckoo’ liefert eine Mischung aus vertrauten und doch fremdartigen visuellen und narrativen Elementen.
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“Director Tilman Singers ‘Cuckoo’ ist ein seltsamer, oft spannender surrealistischer Horrorfilm.”
Pros:
– Tilman Singers prägnante Regie
– Darstellungen von Hunter Schafer und Dan Stevens
– Paul Faltz’ reiche, helle Kinematografie
Cons:
– Schwaches zentrales Mysterium
– Unordentlicher dritter Akt
– Mehrere überflüssige Nebenfiguren
Zu wenige Filme spielen in abgelegenen Bergresorts. Diese Umgebungen sind einzigartig darin, Gefühle wie Angst, Ruhelosigkeit und – vor allem – Paranoia hervorzurufen. Emotionen, die das Fundament jeder großartigen Thriller- oder Horrorgeschichte bilden. Kein Film hat natürlich je ein Berghotel so gut genutzt wie , der schaurige Geister und tragische häusliche Konflikte nutzt, um ein weitläufiges, schlossähnliches Hotel in eine erstickende Quelle intensiven Lagerkollers zu verwandeln. Viele Filme haben seitdem versucht, den einzigartig unheimlichen Effekt dieses Klassikers zu replizieren, doch nur wenige haben wirklich die Brillanz seiner Kulisse ergriffen.
macht Letzteres und vermeidet klugerweise den Fehler des Ersteren. Es ist ein unvollkommener Film, bei dem die Auflösungen weniger befriedigend sind als der Aufbau. Der neueste Thriller des Luz-Autors und -Regisseurs Tilman Singer ist dennoch unbestreitbar das Produkt eines Geschichtenerzählers mit einem unkonventionellen Stil und einem Hang dazu, das Unheimliche einzufangen. Diese beiden Talente kommen in ‘Cuckoo’, einem unheimlichen Thriller, der von Paranoia durchtränkt ist und durch die extrem engagierten Darbietungen seiner beiden Hauptdarsteller und Singers scharfer Darstellung seines zentralen Schauplatzes stark aufgewertet wird, eindrucksvoll zur Geltung.
Crooked Perspectives
‘Cuckoo’ existiert in einer Welt krummer Perspektiven und schiefer Linien – eine, in der Schatten sich nicht nur strecken und verwinden, sondern auch auf Sie zukommen. Dies wird in dem exquisit komponierten Eröffnungsbild des Films deutlich, in dem ein Treppengeländer den Rahmen in einer Diagonallinie teilt und das dunkle Innere der zweiten Etage eines Treppenhauses vom Licht trennt, das vom darunter liegenden Boden hereinströmt. In diesem Licht sind die verzerrten Schatten zweier streitender Erwachsener. Es ist eine Szene, unkonventionell gezeigt, familiärer Turbulenzen. Dann, in einem Schnitt, der wie ein scharfer Stich wirkt und nur das Unbehagen in der Magengegend verstärkt, schneidet ‘Cuckoo’ auf einen noch beunruhigenderen Anblick: Ein junges Mädchen windet sich in ihrem pinkfarbenen Schlafzimmer, während ihre Hände ihr langes rotes Haar greifen, das ihr Gesicht und ihren Körper wie ein Schal bedeckt und droht, ganze Strähnen herauszureißen.
Dies sind Bilder häuslicher Vertrautheit, die dank einiger wichtiger Entscheidungen beim Framing und Blocken mit einem bizarren, unterschwelligen Horror durchdrungen sind. Es ist dieser absichtlich schrägen Note, die ‘Cuckoo’ über seine gesamte 103-minütige Laufzeit hinweg beizubehalten versucht. Leider verhindern die Anforderungen seiner Mystery-Box-Handlung, dass dies in der zweiten Hälfte gelingt. Während der ersten Stunde des Films jedoch gelingt es Singer, sowohl den Zuschauer als auch seine Protagonistin aus dem Gleichgewicht zu halten. Dies gelingt ihm sogar, während er seine unwahrscheinliche Heldin Gretchen (gespielt von ‘Euphoria’-Star Hunter Schafer) vorstellt, eine launische Teenagerin, die lieber mit ihrer Band Musik machen würde, als mit ihrem Vater Luis (Marton Csokas), Stiefmutter Beth (Jessica Henwick) und Halbschwester Alma (Mila Lieu) in ein Resort in den Deutschen Alpen zu ziehen. Der kürzliche Tod von Gretchens leiblicher Mutter hat sie jedoch gezwungen, Vollzeit bei Luis und seiner neuen Familie zu leben, sehr zum offensichtlichen Verdruss von ihr und ihrem Vater.
Der Schatten der Vergangenheit
Ihre Situation verschlimmert sich, als sie Luis’ Chef und den Besitzer des Resorts kennenlernt, in das sie gezogen sind: Herr König (ein köstlich überdrehter Dan Stevens aus ‘Legion’), ein deutscher Geschäftsmann, dessen merkwürdiges Verhalten Gretchen von Anfang an missfällt. Ihre offensichtliche Abneigung gegen König hält sie jedoch nicht davon ab, sein Angebot anzunehmen, als Frontdesk-Mitarbeiterin in seinem Resort zu arbeiten. Während ihrer ersten Schichten im Dienst beobachtet Gretchen seltsame Ereignisse wie erschöpfte Frauen, die sich in der Lobby des Resorts übergeben, und trifft Ed (Àstrid Bergès-Frisbey), eine französische Touristin, mit der sie sofort fliehen möchte. Die Dinge nehmen eine noch albtraumhaftere Wendung, als Gretchen sich eines Nachts von einer schreienden, rotäugigen Frau verfolgt sieht, die erstaunliche Stärke und Geschwindigkeit aufweist (Kalin Morrow).
Singer und Kameramann Paul Faltz machen das Beste aus Gretchens erster Begegnung mit ihrem gefährlichen Verfolger. Das Duo konstruiert die Sequenz aus langen, gleichmäßigen Schwenks und Verfolgungsschüssen, die zunächst die verlassene, windende Natur der Bergstraße betonen, die Gretchen auf ihrem Fahrrad nach Hause nehmen muss. Dann, in einer schockierenden Wendung, kündigen sie die Ankunft ihres Verfolgers mit einer Aufnahme an, die von Gretchens Rücken zu einer Seitenansicht einer nahe gelegenen Anordnung von Gästehäusern gleitet, als eine verhüllte Frau aus einem herausplatzt und in einen unnatürlich schnellen Sprint verfällt.
Visuelle Pracht und stilvolle Bedrückung
Es gibt ein Maß an Regiekontrolle in dieser Sequenz, das in ganz ‘Cuckoo’ durchgehend präsent ist, der zu den visuell auffälligsten Horrorfilmen dieses Jahres zählt. Singer baut sein neuestes Werk mit geduldigen, oft scharf komponierten Bildern auf, die sowohl die Schönheit als auch die Surrealität des Bergresorts von ‘Cuckoo’ betonen. In der Zwischenzeit schafft Produktionsdesigner Dario Mendez Acosta durch die Verwendung von blassen Rosa- und Grüntönen für die Hotelzimmer und Krankenhauswände des Resorts sowie die gealterte Holzvertäfelung seiner Lobby eine effektive, unzusammenhängende Gegenüberstellung von Alt und Neu, wenn sie mit den makellos weißen und gläsernen Wänden von Luis und Beths hypermodernem Zuhause kombiniert wird. Der daraus resultierende Effekt verstärkt nur die unheimliche und doch verlockende Fremdartigkeit von ‘Cuckoo’s Geschichte und der verödeten Welt.
Während Singer effektiv die Mysterien rund um das seltsame, rotäugige Monster seines Films und seine Beziehung zum offensichtlich zwielichtigen Herr König einführt, verliert ‘Cuckoo’ etwas an Schwung, sobald das gesamte Bild dessen, was wirklich auf dem Gelände des Resorts vor sich geht, klarer wird. Bis es sich in einem ‘Cat-and-Mouse’-Spiel durch ein einzelnes Gebäude in seinem dritten Akt auflöst, hat ‘Cuckoo’ bereits begonnen, weniger wie der hochkonzeptionelle, halluzinatorische Horrorfilm zu wirken, den er anfangs zu sein schien, und mehr wie ein standardmäßiger Action-Thriller. Der Verlust des verlockenden, überirdischen Schleiers, der so viel von der ersten Hälfte von ‘Cuckoo’ bedeckt, macht den Film sofort weniger interessant und offenbart auch rückwirkend, wie oberflächlich seine Geschichte die ganze Zeit über war.
Was ‘Cuckoo’ an Tiefe fehlt, versucht er mit Stil und Flair wettzumachen. Nicht nur engagieren sich Singer, Faltz und die Cutter Terel Gibson und Philipp Thomas voll in den seltsamen Ideen und Rhythmen des Films, sondern auch Schafer und Stevens geben ihr Bestes mit Darbietungen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Schafers Auftritt ist einer aus angespannten Nerven und kaum unterdrückten Emotionen, die unvermeidlich an die Oberfläche kommen. Wenn ‘Cuckoo’ ein anderer Film wäre, könnte es scheinen, als bringe sie zu viel auf den Tisch, aber ihre Arbeit wird sowohl durch Stevens’ als auch ergänzend kontrastiert.
Der letztere Schauspieler hat sich in den letzten 10 Jahren zu einem der größten “go-for-it” Darsteller entwickelt, die heute arbeiten, und er reagiert auf die rohe Verletzlichkeit von Schafers Darbietung mit einer bewusst bösen Darstellung, die gleichzeitig übertrieben und perfekt auf die eigenwilligen Sensibilitäten von ‘Cuckoo’ abgestimmt ist. Die Darbietungen von Schafer und Stevens sind sowohl unangenehm als auch provozieren Unbehagen. Sie leisten hier jeweils gesteigerte und leicht schräge Arbeiten, und das passt zu einem Film wie ‘Cuckoo’, der eine Version unserer Welt präsentiert, die vertraut und doch anders erscheint – gerade und doch schräg. Seine bleibende Wirkung mag begrenzt sein, aber jeder, der ihn sich ansieht, sollte es im Moment schwierig finden, dem Ruf von ‘Cuckoo’ zu widerstehen.
‘Cuckoo’ läuft jetzt in den Kinos.


