- Ärzte in Michigan suchten nach einem Knochenmarkspender für eine Afroamerikanerin mit akuter myeloischer Leukämie. Ein Biotech-Unternehmen stellte gefrorene Knochenmarkzellen eines verstorbenen Spenders bereit, die erfolgreich transplantiert wurden. Es handelt sich um die erste erfolgreiche Transplantation mit konservierten Stammzellen eines verstorbenen Spenders. Diese Methode könnte besonders für Minderheiten mit geringen Spenderchancen neue Möglichkeiten bieten. Die Patientin erholte sich und ihre Gesundheit wird weiterhin überwacht.
In den letzten Monaten suchten Ärzte in Michigan unermüdlich nach einem passenden Knochenmarkspender für eine 68-jährige Afroamerikanerin. Sie litt unter akuter myeloischer Leukämie, die nach einer vorausgegangenen Therapie erneut ausgebrochen war. Ein Knochenmarktransplantat, bei dem gesunde Spenderstammzellen das erkrankte Knochenmark eines Patienten ersetzen, war ihre hoffnungsvollste Überlebenschance. Um kompatibel zu sein, müssen die Gene des Spenders und Empfängers bezüglich der humanen Leukozytenantigene nahezu identisch sein, was bei Minderheiten oft eine Herausforderung darstellt.
Innovative Lösungswege
Dr. Muneer Abidi, Onkologe am Henry Ford Hospital in Detroit, übernahm die Betreuung dieser Patientin. Da es besonders schwer ist, für Minderheiten voll übereinstimmende Spender zu finden, wandte sich das Team an Ossium Health, ein Biotechnologie-Startup aus San Francisco. Diese Firma sammelt Knochenmark von kürzlich verstorbenen Organspendern, konserviert es kryogen und baut eine Bank mit gefrorenem Knochenmark auf – ein Konzept, das Transplantationen für dringend benötigende Patienten sofort verfügbar machen könnte. Das Unternehmen konnte eine passende Spenderprobe aus ihrer Bank ermitteln und die tiefgekühlten Zellen an das Krankenhaus liefern.
Nach der Auftauung wurden die Spenderzellen am 27. Juni der Patientin infundiert. Einige Wochen später hatten die neuen Zellen begonnen, gesunde Blutzellen zu produzieren – ein kritischer Meilenstein. Im September verkündete Ossium, dass die Transplantation erfolgreich gewesen sei, was die erste Durchführung mit erhaltenen und konservierten Stammzellen eines verstorbenen Spenders darstellte.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Sollte die Leukämie der Patientin nicht zurückkehren und keine schwerwiegenden Komplikationen auftreten, könnte dies eine heilende Behandlung für sie sein, sagt Abidi. Zwar traten nach der Transplantation einige typische Nachwirkungen auf, doch inzwischen wurde die Patientin aus dem Krankenhaus entlassen und ihre Gesundheit wird weiterhin engmaschig überwacht. Knochenmark ist das Organ, das nahezu alle Blutzellen des Körpers produziert. Wenn jedoch das Knochenmark versagt, können die dort entstehenden Stammzellen anomale Blutzellen bilden, die zu Krebs führen. Während einer Transplantation werden die Spenderstammzellen über den Blutkreislauf in das Knochenmark des Empfängers eingebracht, wo sie erneut beginnen, gesunde Blutzellen zu produzieren.
In der Vergangenheit mussten Spender häufig einem chirurgischen Eingriff unterzogen werden, um Knochenmark aus den Knochen zu entnehmen. Heute können Spender ein Medikament einnehmen, das Stammzellen aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf freisetzt, wo sie mittels Apherese gesammelt werden können. Diese Methode hat sich als sicherer, weniger schmerzhaft und effizienter erwiesen, da sie ohne Anästhesie auskommt und mehr Stammzellen gewonnen werden können als mit der früheren Methode.
Herausforderung für Minderheiten
Bei afroamerikanischen und schwarzafrikanischen Patienten ist die Wahrscheinlichkeit, einen Spender zu finden, mit einem vollständigen HLA-Match besonders niedrig, was den Bedarf an alternativen Methoden wie der von Ossium entwickelten erhöht. Die Initiative, Knochenmark von verstorbenen Spendern zu nutzen, könnte eine bahnbrechende Behandlungsmöglichkeit für Minderheiten eröffnen und so das Spektrum der verfügbaren Behandlungsoptionen erweitern.