- Japanisches Unternehmen Animon entwickelt KI-Tool zur Erstellung von Anime-Animationen. Das Tool wandelt Standbilder in fünfsekündige Animationen um und kann sowohl Profis als auch Amateuren helfen. Aktuelle Animationsmethoden werden oft ausgelagert, was zu Qualitätseinbußen führt. Animon.ai zeigt in ersten Tests Schwächen in der Bewegungsdarstellung und Qualität. Die Technologie ist noch nicht bereit, traditionelle Animationen zu ersetzen.
Japan hat sich während des aktuellen AI-Booms eher in Zurückhaltung geübt. Doch nun betritt das japanische Unternehmen Animon die Bühne mit einem speziell für Anime entwickelten KI-Videogenerator.
Das kostenlos nutzbare Werkzeug wandelt Standbilder von Anime, Zeichentrick oder computergenerierter Kunst in fünfsekündige Animationen um, basierend auf den eingegebenen Vorgaben. Das Unternehmen behauptet, es könne sowohl professionellen als auch Amateur-Animatoren helfen, den kreativen Prozess zu beschleunigen, indem nur ein gezeichnetes Bild pro fünf Sekunden Video benötigt wird, anstatt hunderten.
Ein Platz für KI in der Anime-Industrie?
Trotz des Potenzials der KI gibt es schon jetzt viele Methoden, um in der Anime-Produktion Arbeitsschritte zu optimieren. Viele Arbeiten werden inzwischen an koreanische Animationsstudios ausgelagert. Die Investitionen in Zeit und Geld nehmen stetig ab. Dies hat Auswirkungen auf die resultierenden Produktionen: weniger Bewegung und ein Abfall der Kunstqualität sind oft zu beobachten. Prachtvolle Charakter-Designs auf Werbepostern werden in den Show-Szenen nicht immer mit derselben Detailgenauigkeit umgesetzt, was gelegentlich auch zur Belustigung führt.
Ein trauriges Fallbeispiel ist der populäre Volleyball-Anime “Haikyuu.” Während die früheren Episoden sorgfältig animiert waren, brach die Qualität in späteren Staffeln merklich ein. Derartige Qualitätsschwankungen sind zwar nicht allgegenwärtig, erschweren jedoch das Gesamterlebnis und können Zuschauer abschrecken.
Wie sehen die generierten Animationen aus?
Der Animon.ai-Generator schafft es zwar, das eingereichte Bild in Bewegung zu versetzen, aber mehr ist nicht zuverlässig garantiert. Ein Test mit dem Charakter Jet Black aus “Cowboy Bebop” sollte eine Trinkszene aus einem Whiskyglas animieren. Doch das Resultat war ernüchternd. Jet Black trinkt nicht wirklich und die Animation weist unnatürliche Merkmale auf.
Auch die Narben-Animation geriet fehlerhaft: Jetes Narbe bewegte sich unnatürlich über das Auge. Das Logo des verwendeten Videos verformte sich zudem zu einem kryptischen “Crunchyolo.” Trotzdem zeigen frühe Tests, dass der Generator mit 3D-Modellen besser zurechtkommt. Figuren behalten besser ihre Konsistenz und Form. Dennoch sind diese Zwischenprodukte für den Außeneinsatz noch wenig geeignet.
Sollte man Animon.ai nutzen?
Für Laien, die schnell eine GIF oder ein Video fertigen wollen, mag das Tool genügen. Für ernsthafte Animationsarbeiten ist aktuell kein wirklicher Nutzen erkennbar. Das Hauptproblem bleibt die eingeschränkte Kontrolle über das Ergebnis und die unzuverlässige Bewegungsdarstellung. KI-Generatoren dieser Art sind noch nicht bereit, die traditionellen Animationsmethoden zu ersetzen. Obgleich erste Erfolge sichtbar sind, bleibt es fraglich, ob und wann diese Technologie marktreif wird. Bis dahin muss die Branche wohl auf konventionelle Techniken und den aufwändigen Einsatz menschlicher Kreativität zurückgreifen.